Die Schweizer Orientierungsläufer demonstrieren an den Europameisterschaften in Tschechien ihre Stärke über die Sprintdistanz. Matthias Kyburz und Judith Wyder holen Gold, Florian Howald gewinnt Bronze, Elena Roos und Daniel Hubmann sichern sich ein Diplom.

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Matthias Kyburz, Judith Wyder und Florian Howald.


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Matthias Kyburz auf dem Weg zu Gold.


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Judith Wyder verteidigt den Titel.


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Florian Howald überrascht.


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Erstes Elite-Diplom für Elena Roos.
Für den 26-jährigen Kyburz ist die Medaille im Sprint eine Erlösung: Seit seinem Weltmeistertitel im Jahr 2012 konnte er an internationalen Titelkämpfen keine Einzelmedaille mehr gewinnen, entsprechend gross ist seine Freude: «Ich war das ganze Rennen konzentriert, wählte sichere Routen und konnte am Schluss nur noch rennen», so der Fricktaler. Der Sprintwettkampf oberhalb der Stadt Jeseník, in parkähnlichem Gelände mit Gebäudekomplexen mit zahlreichen Hotels und Restaurants, forderte die Athleten sowohl technisch als auch physisch. Nicht weniger als 130 Höhenmeter mussten die Männer auf der 3,4 Kilometer langen Bahn überwinden.

Zwei Sekunden hinter Matthias Kyburz und eine Sekunde hinter dem Schweden Gustav Bergman läuft der Oberargauer Florian Howald überraschend zur Bronzemedaille. Es ist sein erstes Edelmetall an internationalen Elite-Titelkämpfen. Der 24-Jährige sprach von einem perfekten Lauf: «Ich hatte von Anfang an alles im Griff, es war einfach nur super.» Als Howald ins Ziel einläuft, übernimmt er zwischenzeitlich die Führung von Daniel Hubmann – und dies deutlich. Der Vorsprung auf seinen Teamkollegen beträgt nicht weniger als 23 Sekunden.

Der sechsfache Weltmeister und sechsfache Gesamtweltcupsieger Daniel Hubmann bleibt derweil für einmal ohne Medaille. Der gebürtige Thurgauer erreicht am Ende den fünften Rang, hinter dem Schweden Martin Regborn. Hubmann zeigt sich mit seiner persönlichen Leistung im Grossen und Ganzen zufrieden, auch wenn er sich eine Medaille erhofft hatte.

Nur unwesentlich hinter Daniel Hubmann klassiert sich sein jüngerer Bruder Martin Hubmann auf dem siebten Rang. Dieser hatte zuletzt einen Fokus auf sein Studium gelegt, das er in Kürze abschliessen wird: «Ich habe gewusst, dass es schwierig wird eine Medaille zu holen», so der 27-jährige Hubmann. Dennoch ist eine Enttäuschung vorhanden, zumal er im WM-Sprint des vergangenen Jahres zu Silber laufen konnte und vor zwei Jahren an den EM die Bronzemedaille gewonnen hatte. Aber: «Ich muss mit seiner Leistung zufrieden», sagte Martin Hubmann.

Gold und ein Diplom
Bei den Frauen kann Judith Wyder ihren Europameistertitel von 2014 verteidigen. Die 27-Jährige kann sich die Goldmedaille in einem äusserst knappen Rennen sichern. Die Ukrainerin Nadiya Volynska sichert sich mit fünf Sekunden Rückstand die Silbermedaille, die Russin Galina Vinogradova und Maja Alm holen zeitgleich Bronze. Für Wyder bedeutet dieser Erfolg den vierten Einzel-Europameistertitel in ihrer Karriere und die zweite Medaille an den Titelkämpfen in Tschechien, nach dem Gewinn von Bronze in der samstäglichen Sprintstaffel: «Das Rennen war extrem hart», sagte die Bernerin den Tränen nahe im Ziel. Sie hatte nur kleine Unsicherheiten zu verzeichnen, blieb ansonsten jedoch fehlerfrei. Wyder hatte viel Wert auf ihre technische Leistung gelegt, blieb einige Male auf der drei Kilometer langen Bahn sogar stehen, um die Karte zu lesen. Besonders anspruchsvoll wurde der Sprintwettkampf sowohl bei den Frauen als auch bei den Herren durch sogenannte «künstliche Barrieren», die im Gelände platziert wurden, um die Routenwahlen entsprechend schwierig zu gestalten.

Mit dem sechsten Rang der Tessinerin Elena Roos sichern sich die Schweizer OL-Frauen zudem ein EM-Diplom. Für Roos bedeutet dies der erste Gewinn einer internationalen Auszeichnung. «Ich war mega gut vorbereitet, das hat sich gelohnt», so die 25-Jährige. Dies, auch wenn sie am Ende des Wettkampfes das Gefühl gehabt habe, nicht mehr vorwärts zu kommen.

Gleich ging es Sarina Jenzer. Die Bernerin musste zuletzt mit einer Fussverletzung kämpfen und konnte nicht nach Wunsch trainieren: «Technisch kann ich nicht viel besser machen, aber physisch bin ich zurzeit deutlich hinter der Konkurrenz», so Jenzer, die am kommenden Samstag ihren 25. Geburtstag feiern kann. Am Ende klassiert sich die Bernerin auf dem 19. Rang. Auf dem 12. Rang ist derweil Sabine Hauswirth zu finden. Sie zeigte sich im Ziel gewohnt aufgestellt und mit einem Lachen: «Es hat riesig Spass gemacht, auch wenn es total streng war.»

Nicht im Frauen-Final vertreten war Rahel Friederich. Die gebürtige Baslerin Friederich hatte in der Qualifikation am Vormittag den neunten Posten auf dem Areal einer Kirche übersehen und lief direkt von Posten 8 zu Posten 10. «Das ist mir noch nie passiert», sagte die 30-Jährige nach ihrem Lauf. Die Enttäuschung über die verpasste A-Final-Qualifikation ist gross, Friederich verzichtete entsprechend auf die Teilnahme am B-Final: «Ich möchte mich auf die kommenden Einsätze fokussieren und Kräfte sparen.»

Eine solide Leistung zeigten in den A-Finals zudem Andreas Rüedlinger (25.) sowie die EM-Neulinge Jonas Egger (16.), Martina Ruch (23.) und Kerstin Ullmann (28.). Nach der Sprintstaffel am Samstag und dem Sprintwettkampf am Sonntag steht am Montag kein Finallauf auf dem EM-Programm.
(Text: Severin Furter; Bilder: Rémy Steinegger/ www.steineggerpix.com)

Resultate
Jeseník, Priessnitz (CZE). Europameisterschaften. Sprint.
Männer (3,4 km/ 130 Hm/ 22 Posten): 1. Matthias Kyburz (Möhlin), 13:42 Minuten; 2. Gustav Bergman (SWE), +00:02 zurück; 3. Florian Howald (Oberönz), +00:03; 4. Martin Regborn (SWE), +00:17; 5. Daniel Hubmann (Herrenschwanden), +00:26; 6. Hakon Jarvi Westergard (NOR), +00:34; die weiteren Schweizer: 7. Martin Hubmann (Eschlikon), +00:35; 16. Jonas Egger (Burgdorf), +01:09; 25. Andreas Rüedlinger (Winterthur), +01:23.
Frauen (3,0 km/ 115 Hm/ 18 Posten): 1. Judith Wyder (Zimmerwald), 14:23 Minuten; 2. Nadiya Volynska (UKR), +00:05; 3. Galina Vinogradova (RUS), +00:09; 3. Maja Alm (DEN), +00:09; 5. Merja Rantanen (FIN), +00:13; 6. Elena Roos (Cugnasco, +00:29; die weiteren Schweizerinnen: 12. Sabine Hauswirth (Belp), +00:59; 19. Sarina Jenzer (Bremgarten bei Bern), +01:28; 23. Martina Ruch (Eggiwil), +01:40; 28. Kerstin Ullmann (Nidau), +01:59.