Beim letzten Wettkampf der diesjährigen OL-Weltmeisterschaften konnten die Schweizer Männer die Silbermedaille in der Staffel gewinnen. Die Frauen sichern sich mit dem vierten Rang ein Diplom.

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Fabian Hertner, Daniel Hubmann
und Matthias Kyburz.


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Fabian Hertner.


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Matthias Kyburz.


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Daniel Hubmann.


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Julia Gross.
Zum Abschluss der Orientierungslauf-Weltmeisterschaften in Strömstad konnten die Schweizer am Samstag eine weitere Medaille feiern. Im Staffel-Wettkampf sicherte sich das Männerteam mit Fabian Hertner, Daniel Hubmann und Matthias Kyburz die Silbermedaille – das achte und damit letzte Edelmetall für die Schweiz an den diesjährigen Titelkämpfen. Das Staffelrennen wurde wie bereits der Langdistanz-Wettkampf rund 20 Autominuten östlich des Hafenstädtchens Strömstad, an der Grenze zu Norwegen, ausgetragen. 8000 Zuschauer sorgten in der Zielarena bei schönstem Sommerwetter für eine grossartige Stimmung, während die Athletinnen und Athleten im Gelände gefordert wurden. So führten die Strecken durch drei verschiedene Geländekammern: Einerseits gab es anspruchsvolle Partien mit vielen Dickichten und schlechter Sicht, andererseits typisch nordisches Gelände, geprägt von kleinen, hügeligen Gebieten mit Steinen und Sümpfen. Der Schlussteil des Rennens glich zudem einem schweizerischen Mittellandwald mit zahlreichen Wegen, Dickichten und einigen Höhenmetern.

Der Samstagnachmittag begann aus Schweizer Sicht nach Wunsch: Fabian Hertner zeigte auf der Startstrecke eine gute Leistung. Der gebürtige Baselbieter war bereits ab dem dritten Posten alleine unterwegs, dies stets hinter dem Norweger Carl Godager Kaas. Dieser führte das Rennen mit einem kleinen Vorsprung an und konnte diesen bis zur Übergabe auf beinahe eine Minute ausbauen. «Ich hatte einen guten Lauf», sagte der 31-jährige Hertner. Er habe Kaas unterwegs teilweise gesehen, konnte aufgrund unterschiedlicher Gabelungsposten jedoch nicht weiter zu ihm aufschliessen. Hertner selbst hatte nur zwei, drei kleine Unsicherheiten im Sekundenbereich – beispielsweise als er bei einem Strassenübergang den Durchgang bei einem Zaun etwas verfehlt hatte – berichtete ansonsten aber von einem technisch sauberen Wettkampf: «Die Geländewechsel machten das Rennen spannend», so Hertner.

Daniel Hubmann lief auf der zweiten Strecke ein konstantes Rennen, Langdistanz-Weltmeister Olav Lundanes konnte mit einem nahezu fehlerfreien Lauf und einer physisch starken Leistung den Vorsprung für Norwegen jedoch weiter ausbauen. Bei der zweiten Übergabe konnte Norwegen 1:50 Minuten vor der Schweiz übergeben. Hubmann zeigte sich zufrieden mit seiner Leistung: «Auch wenn ich in den schlecht belaufbaren Teilstrecken die richtige Richtung nicht immer perfekt erwischt habe», so der 33-Jährige. So verlor er beispielsweise zum zweitletzten Posten nochmals zehn Sekunden auf Lundanes.

Der Kampf um Gold und Silber war damit bereits nach der zweiten Strecke vorentschieden, auch wenn Matthias Kyburz auf der Schlussstrecke die Schweizer Hoffnungen auf Gold nochmals aufkommen liess. Er kam bis zu 30 Sekunden an den Norweger Magne Daehli heran, hatte später jedoch in seinem Lauf kleinere Unsicherheiten zu beklagen worauf der Rückstand wieder auf rund zwei Minuten anwuchs. «Ich wollte am Ende kein Risiko eingehen und die Silbermedaille sicher ins Ziel bringen», sagte der 26-jährige Kyburz, der sich am Dienstag zum Weltmeister über die Mitteldistanz gekürt hatte.

So gewannen die Norweger nach einer Gesamtzeit von 107:44 Minuten die Goldmedaille, mit einem Vorsprung von 1:54 Minuten auf die Schweizer, die letztjährigen Staffel-Weltmeister. Für Norwegen bedeutet der Sieg das erste Staffelgold seit 2005.
Bronze sicherten sich am Samstagnachmittag derweil die Schweden, die über vier Minuten auf das Weltmeister-Team verloren. Die Gastgeber aus Schweden hatten den Kampf um Gold bereits auf der Startstrecke verloren, als Fredrik Bakkman zur ersten Zwischenzeit einen Fehler beklagen und drei Minuten Zeitverlust hinnehmen musste.

Frauen mit «Leder»-Medaille
Ohne Medaille mussten die Schweizer Frauen die diesjährige WM abschliessen. Das Team mit Julia Gross, Sabine Hauswirth und Judith Wyder klassierte sich auf dem vierten Rang. Sie verloren 1:15 Minute auf die Bronze- und 2:35 Minuten auf die Goldmedaille. Diese ging an das Team aus Russland mit Anastasia Rudnaya, Svetlana Mironova und Natalia Gemperle. Letztere wohnt im Aargau und sicherte sich an dieser WM bereits zwei Einzelmedaillen. Für Russlands Frauen ist es der erstmalige Gewinn von WM- Gold mit der Frauenstaffel. Silber ging derweil an Dänemark, Bronze an Finnland.

Der Kampf um die Medaillen war in der Frauen-Konkurrenz bis ganz zum Schluss offen. Für die Schweizerinnen hätte der Wettkampf jedoch nicht besser beginnen können. Die Zürcherin Julia Gross kam von der Startstrecke als Führende aus dem Wald zurück – mit wenigen Sekunden Vorsprung auf die Verfolgerteams. Sie habe versucht von Beginn weg an der Spitze mitzulaufen, ohne jedoch offensiv den Lead zu suchen: «Ich wollte mich auf meine Technik konzentrieren und jeden Posten sicher anlaufen», sagte die 25-Jährige. Dieses Vorhaben konnte sie optimal in die Tat umsetzen.
Auf dem Mittelabschnitt verlor Sabine Hauswirth danach bald an Zeit, ohne aber einen offensichtlichen Fehler hinnehmen zu müssen: «Ich habe den Kontakt zu den anderen Teams früh verloren», sagte die Athletin aus Belp. So lief sie bald ohne Kontakt zu den Gegnerinnen: «Wohl habe ich dann die eine oder andere Sicherheitsroute zu viel gemacht.» Bei der Übergabe an Judith Wyder lag die Schweiz beinahe drei Minuten zurück, hinter den zu diesem Zeitpunkt führenden Finninnen.
Wyder, bereits zweifache Medaillengewinnerin an dieser WM, stieg darauf an sechster Position ins Rennen.
Auf der mit starken Läuferinnen belegten Schlussstrecke, darunter die Einzel-Weltmeisterinnen Tove Alexandersson und Maja Alm, erlebten dann zahlreiche Favoritenteams eine Berg- und Talfahrt. Viele individuelle Fehler einzelner Athletinnen waren zu beobachten, wobei auch Wyder strauchelte. Bereits zum zweiten Posten kam sie von ihrer Route ab und landete im Dickicht. Sie verlor bei diesem Fehler rund zwei Minuten, der Rückstand wuchs auf beinahe vier Minuten an. Bis ins Ziel konnte die Schweizer Teamleaderin dann wieder etwas Zeit aufholen, für einen Podestplatz reichte es jedoch nicht. So sicherten sich die Schweizerinnen am Ende verdient ein Diplom.
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Sabine Hauswirth.


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Judith Wyder.


 

Sechs Medaillen gewollt, acht gemacht
Für das Swiss Orienteering Team sind die Titelkämpfe in Schweden erfolgreich verlaufen. Das von den Teamverantwortlichen gesteckte Ziel von sechs Medaillen wurde zweifellos erreicht und mit acht Medaillen gar übertroffen. Hervorzuheben ist dabei der Weltmeistertitel von Matthias Kyburz über die Mitteldistanz. Der 26-jährige Fricktaler gewann zudem Silber mit der Staffel und über die Sprintdistanz. Übertroffen wurde Kyburz’ Bilanz anzahlmässig von Daniel Hubmann. Der 33-Jährige Teamleader gewann in allen drei Einzelrennen (Sprint, Mittel, Lang) eine Bronzemedaille sowie die Silbermedaille mit der Staffel zum Abschluss der WM. Bei den Frauen hat Judith Wyder mit der Silbermedaille über die Sprintdistanz die einzige Einzelmedaille aus Schweizer Sicht gewonnen. Die Bernerin sicherte sich zudem Edelmetall in der Sprintstaffel – gemeinsam mit Rahel Friederich, Martin Hubmann und Florian Howald.
(Text: Severin Furter; Bilder: Rémy Steinegger/steineggerpix.com)

Resultate
Strömstad (SWE). Weltmeisterschaften. Staffel.
Männer: 1. Norwegen (Carl Godager Kaas, Olav Lundanes, Magne Daehli), 107:44 Minuten; 2. Schweiz (Fabian Hertner, Daniel Hubmann, Matthias Kyburz), +01:54 Minuten; 3. Schweden (Fredrik Bakkman, Gustav Bergman, William Lind), +04:39; 4. Grossbritannien (Kristian Jones, Hector Haines, Ralph Street), +05:45; 5. Finnland (Miika Kirmula, Fredric Portin, Mikko Siren), +06:00; 6. Frankreich (Lucas Basset, Thierry Gueorgiou, Frederic Tranchand), +08:40.
Frauen: 1. Russland (Anastasia Rudnaya, Sveltana Mironova, Natalia Gemperle), 108:21 Minuten; 2. Dänemark (Signe Klinting, Ida Bobach, Maja Alm), +00:32 Minuten; 3. Finnland (Sari Anttonen, Marika Teini, Merja Rantanen), +01:20; 4. Schweiz (Julia Gross, Sabine Hauswirth, Judith Wyder), +02:35; 5. Schweden (Lina Strand, Emma Johansson, Tove Alexandersson), +02:52; 6. Norwegen (Heidi Bagstevold, Mari Fasting, Anne Margrethe Hausken Nordberg), +05:21.

Medaillenspiegel WOC 2016 
Land: Gold-Silber-Bronze
Schweden: 3-0-2
Dänemark: 2-1-0
Norwegen: 2-2-1
Schweiz: 1-4-3
Russland: 1-1-1
Frankreich: 0-1-0
Weissrussland: 0-0-1
Finnland: 0-0-1

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