Noah Rieder
Brändli wird von seinen Teamkollegen Silas Hotz und Adrian
Jäggi stürmisch in die Arme geschlossen: Bronzemedaille!!
Noah Rieder
Strahlen um die Wette, die drei Bronze-Boys

Die Schweizer Männerstaffel schafft im finnischen Seinäjoki einen beachtenswerten Coup: Adrian Jäggi, Silas Hotz und Simon Brändli fuhren überraschend auf den Bronzeplatz. Damit gehört Simon Brändli neben den überragenden Finnen zu den erfolgreichsten Teilnehmern dieser WM

Das Gelände in Seinäjoki zeichnete sich durch ein sehr dichtes, diffuses und langsam befahrbares Trailnetz aus. Das Gebiet war zusätzlich von Felsplatten und Sümpfen durchzogen. Ein weiteres «Pièce de résistance» war ein sehr steiler Skihügel auf der Schlussschlaufe, welcher physisch zu selektionieren wusste.

Adrian Jäggi gelang zwar nicht der ideale Start, er fand danach allerdings immer besser ins Rennen und konnte noch zu einigen Nationen aufschliessen. Vor allem in den Abschnitten im technisch anspruchsvollen Gelände mochte er zu überzeugen. Dennoch deutete nach der ersten Strecke noch nichts auf einen möglichen Medaillengewinn der Schweizer hin.

Auf der zweiten Strecke startete Silas Hotz ein wenig zögerlich ins Rennen. Zu Posten 3 wählte er eine sehr lange Umfahrungsroute, um danach für viele Posten auf die kürzeren Stecken, aber langsameren Trails auszuweichen. Im Grossen und Ganzen blieb er zwar fehlerfrei, beklagte aber den fehlenden Speed. Erst auf der Schlussschlaufe kam so etwas wie ein «Flow-Gefühl» auf.

Auch nach der zweiten Strecke schien eine Medaille in weite Ferne gerückt, führten doch die Finnen, das neutrale Team, die Tschechen und Schweden mit über 7 Minuten Vorsprung auf Frankreich und das zweite neutrale Team. Mit über 8:30 Minuten Rückstand, auf dem faktisch sechsten Rang, konnte Brändli das Rennen in Angriff nehmen.

Doch was Brändli zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste: das diffuse Wegnetz führte nicht nur zu vielen Fehlern, diverse Teams liessen sich in der Hektik auch zu Unaufmerksamkeiten verleiten. So wurden die Schweden und Tschechen aufgrund von Fehlstempeln aus dem Rennen genommen. Da pro Nation nur ein Team für die Gesamtwertung zählen würde, befand sich die Schweiz nun unverhofft in einer Pole-Position für die Bronzemedaille. Es galt, die 90 Sekunden auf Frankreich aufzuholen und Jan Hasek von der zweiten tschechischen Mannschaft in Schach zu halten. Nachdem dem Tschechen ein Fehler unterlief, war Brändli allein unterwegs, zog sein Rennen durch, konnte den Franzosen noch überholen und fuhr, zwar mit einem beträchtlichen Rückstand, aber dennoch von seinen Teamkollegen umjubelt, auf dem Bronzeplatz in die Zielarena ein.

Den Schweizer Junioren gelang ebenfalls etwas (allerdings nicht wirklich verbürgt) Historisches. In der Besetzung Noah Rieder, Flurin Schnyder und Lena Hofer erreichten sie (vielleicht) als erstes Team mit einer Juniorin im Team einen Diplomplatz.

Noah Rieder startete mit schlechter Route Posten 2, gewöhnte sich aber recht schnell an das Gelände und konnte ohne weiteren Fehler «durchlesen». Auch hatte er frische Beine und konnte auf den physischen Teilstrecken «pushen».

Aufgrund des überzeugenden Rieder konnte Flurin Schnyder auf dem zweiten Rang übernehmen. Er blieb konzentriert und liess sich von anderen Athleten nicht ablenken. Er war mit seinem «schönen, aber auch anspruchsvollen Abschluss der Woche» sehr zufrieden, genauso wie Schlussläuferin Lena Hofer.

Hofer nahm sich bewusst viel Zeit für das Kartenlesen in den technisch anspruchsvollen Passagen. Zwar fiel sie noch vom dritten auf den sechsten Platz zurück, doch hey, für ein Diplom war dies alleweil gut genug.

Damit geht eine für das Schweizer Team sehr erfolgreiche WM in Finnland zu Ende. Und Nationaltrainerin Christine Schaffner durfte zufrieden konstatieren: «Obwohl die Athleten*innen vor der WM noch nie in Finnland Bike-OL gemacht hatten, fanden sie sich nach der Vorbereitungswoche und dem Massenstart im schwierigen finnischen Gelände super zurecht». Und was bleibt dem Team neben den guten Leistungen darüber hinaus in Erinnerung? Laut gut unterrichteten Quellen war «der Cookie-Konsum der Athleten*innen erschreckend hoch…». Sie haben es sich verdient.

Ranglisten, Live Stream (Web-TV), Live GPS, Live-Resultate, Karten, Fotos der Staffel:
https://orienteering.sport/event/world-mtb-orienteering-championships-2021/relay/

(Text: Thomas Bossi, Foto: Screenshot Live-Stream)