Spannung bis zur Ziellinie boten die Bike-OL-Weltmeisterschaften in Warschau (Polen): sowohl in den schnellen, flachen Streckenabschnitten und in technisch kniffligen Passagen im dichten Wegnetz zeigten die Schweizerinnen Nervenstärke. Celine Wellenreiter erkämpfte sich bei den Damen Silber, Malin Röhrl holte bei den Juniorinnen Bronze - beide in packenden Sekundenkrimis. Bei den Herren verpasste Noah Rieder eine Medaille knapp.

Das WM-Gelände in Warschau präsentierte sich sehr flach und schnell. Im nördlichen Teil dominierten eher einfache Passagen mit längeren Routen, bei denen es galt, die Karte vorausschauend zu lesen, was aufgrund des unruhigen Untergrunds und des schnellen Tempos sehr schwierig war. Der südliche Teil hingegen verlangte höchste Konzentration: ein extrem dichtes Wegnetz machte die Orientierung technisch anspruchsvoll. Die Resultate waren nicht zuletzt durch die teilweisen sehr knappen Zeitabstände geprägt.

Silber für Celine Wellenreiter in Sekundenkrimi - Top-Ten-Platz für Ursina Jäggi 

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Gute Vorbereitung als Schlüssel zum Erfolg: Kartenstudium von
Ursina Jäggi, Malin Röhrl und Celine Wellenreiter

Celine Wellenreiter fand heute von Beginn an den vollen Flow und stürmte in einem dramatischen Sekundenkrimi zur Silbermedaille. Sie musste allerdings bis zur letzten Starterin, der Finnin Hara, warten, die lange überlegen geführt hatte. Doch Hara unterlief gegen Ende ein riesiger Fehler, der ihr den Sieg kostete. "Es gelang mir sein sehr gutes Rennen. Ich wusste, dass man auf der Karte immer im "Hier und Jetzt" sein muss und schön Posten nach Posten abarbeiten muss" beschrieb Wellenreiter ihr Rennen.

Am Ende war einzig die Titelverteidigerin aus Finnland, Ruska Saarela, schneller. Auch Saarela startete mit einem groben Fehler ins Rennen und jagte fortan Wellenreiter und der späteren Bronzemedaillengewinnerin Jana Hnilica aus Österreich hinterher. Mit einem fantastischen Schlussspurt im technisch höchst anspruchsvollen Südteil holte Saarela auf und sicherte sich mit schlussendlich komfortablen 25 Sekunden Vorsprung den Sieg. Dahinter wurde es eng: Wellenreiter lag nur eine Sekunde vor Hnilica, und lediglich 16 Sekunden trennten Rang drei von Platz sechs. Entscheidend war wohl auch die gute Vorbereitung des Teams auf den Sprint. "Wir wussten, dass es entscheidend sein würde, sauber zu navigieren. Ich habe genau gewusst, was mich erwartet und es ist auch genauso gekommen" meinte sie sehr glücklich. 

Ursina Jäggi, zeigte nach anfänglichen Orientierungsproblemen ein stabiles Rennen. Sie fing sich schnell, kämpfte sich zurück und erreichte mit Rang neun einen starken Top-Ten-Platz – auch nur 1:24 Minuten hinter der neuen Weltmeisterin. "Ich habe kein schlechtes Rennen gehabt, aber sicher auch kein supergutes" sagte Jäggi. "Ich habe immer wieder kleinere Fehler gemacht und mir teilweise wohl zu wenig Zeit genommen." Das Resultat hätte sie allerdings nach dem Rennen eher positiv überrascht: "Darauf lässt sich sicher aufbauen". 

Für die dritte Schweizerin, Jana Lüscher-Alemany brachten die Bike-OL-Weltmeisterschaften in Warschau einen kleinen Rückschlag im Vergleich zu ihren starken Leistungen an den Europameisterschaften. "Ich verzeichnete beim Einfahren ein paar mechanische Probleme, dies hat mich ein wenig durcheinandergebracht". Dies beeinflusste in der Folge ihr Rennen und Lüscher verzeichnete einige grössere Fehler. "Ich war einfach nicht richtig im Rennen, aber dies gilt es nun abzuhaken, morgen kommt es sicher besser " meinte sie nach ihrem Rang 25 positiv vorausschauend.

Röhrl mit starkem Schlussspurt zu WM-Bronze

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Super-Start ins WM-Abenteuer 2025: Bike-OL Team

Bei den Juniorinnen konnte Malin Röhrl wie erhofft ihre starken Resultate von den Europameisterschaften bestätigen und sicherte sich im Sprint die Bronzemedaille. Sie musste sich dabei nur der 17-jährigen tschechischen Jugendeuropameisterin Ryglova und der Finnin Häkkinen geschlagen geben. Sie habe versucht ruhig zu starten "weil ich gewusst habe, dass es sicher schwierig wird. Dies ist mir bis auf zwei, drei Unsicherheit recht gut gelungen". Dann, kurz vor dem Kartenwechsel ein kleiner Schreckmoment: "Dort hatte ich noch einen Sturz, welcher mich für einen Moment aus der Fassung gebracht hat, habe aber nicht lang rumgemacht und bin weitergefahren. Im zweiten Teil lief dann alles tip-top" meinte sie und war äusserst zufrieden, an ihrer ersten WM gleich eine Medaille in ihrer absoluten Lieblingsdisziplin, dem Sprint, einzuheimsen. Dank ihres besonders starken Schlussteils konnte sie entscheidend Boden gutmachen und den Podestplatz sichern, denn wie bei den Damen entschieden nur Sekunden um die Medaillen und der Kampf um den dritten Platz war bis zum Schluss völlig offen - und zur Freude der Schweizer Delegation lag das Sekunden-Glück auf der Seite von Röhrl. Wäre sie nur elf Sekunden langsamer gewesen, hätte sie sich mit Rang sechs begnügen müssen.

Starke Schweizer Herren in Warschau - Rieder nur knapp am Podest vorbei

Bei den Herren zeigten die Schweizer ein starkes Mannschaftsresultat, auch wenn es knapp nicht zu einer Medaille reichte. Noah Rieder lieferte ein beherztes Rennen bis zum Schluss. Rund fünf Minuten vor dem Ziel lag er noch auf Bronze-Kurs, doch im technisch anspruchsvollen Schlussteil unterliefen ihm ein kurzes Missgeschick. "Ja, sehr, sehr schade. Ich habe wirklich ein sehr gutes Rennen gehabt und es hat Mega-Spass gemacht in dem Gelände, welches sehr komplex war. Leider habe ich gegen Schluss, obwohl ich eigentlich immer noch konzentriert war, eine Sekunde nicht am richtigen Ort gelesen (zu Posten 33 anstatt 32) und bin ein wenig aus dem Konzept geraten, musste auf einer Teerstrasse kehren und habe in der Folge auch noch eine Abzweigung verpasst" meinte er ein wenig enttäuscht. Diese kleine Unaufmerksamkeit kostete in rund 35 Sekunden und wohl auch eine Medaille. Am Ende verpasste er mit Rang fünf und einem Diplom das Podest nur knapp - 28 Sekunden fehlten zur Bronzemedaille. 

Die Goldmedaille sicherte sich in überlegenster Manier der Tscheche Krystof Bogar, der seine Konkurrenz um 1:14 Minuten und mehr distanzierte, im Sprint eine gefühlte Ewigkeit. Dahinter folgte mit beeindruckender Geschlossenheit ein finnisches Trio. Bemerkenswert: Bogars Vorsprung auf Rang zwei war ungefähr so gross wie der Abstand von Platz zwei zu Rang zwölf.

Adrian Jäggi, der als leichter Kletterer sicher nicht vom flachen Terrain profitierte, zeigte ebenfalls ein starkes Rennen. Mit nur 14 Sekunden Rückstand auf Rieder belegte er Rang neun und schaffte damit ein weiteres Top-Ten-Ergebnis für die Schweiz. "Es war sehr spannende und herausfordernd, es kam alles sehr schnell, da es ein sehr dichtes Wegnetz war" beschrieb er den Lauf. "Wir konnten uns anhand guter Karten und ein paar YouTube-Videos sehr gut vorbereiten". Er sei ohne grössere Fehler durchgekommen und zeigte sich sehr zufrieden mit seinem Rennen.

Flurin Schnyder überzeugte ebenfalls mit einer soliden Leistung. "Ich bin sicher froh, nach dem Pech an der EM (Salmonellenvergiftung) wieder zurück zu sein. Mit dem Rennen bin ich zufrieden. Ich hatte im einfachen Teil fast mehr Schwierigkeiten als im schwierigen, wo ich den Flow recht gut gefunden habe" meinte der Berner. Er klassierte sich auf Rang 16. Im Gegensatz zu den Damen fehlte den Herren im Kampf um die Sekunden das nötige Quäntchen Glück, verpasste Schnyder Rang zwölf doch auch nur um neun Sekunden. Dies hätte das ohnehin schon sehr gute Mannschaftsresultat der Schweizer Herren noch zusätzlich veredeln können.

Das weitere Programm

  • Mi, 13.08.: Mitteldistanz
  • Do, 14.08.: Massenstart
  • Fr, 15.08.: Ruhetag
  • Sa, 16.08.: Langdistanz
  • So, 17.08.: Staffeln

Live TV, GPS und Liveresulte: https://orienteering.sport/event/cx80-world-mtb-orienteering-championships-2025/welcome/

Offizielle Webseite des Veranstalters: https://wmtboc2025.pl/en

(Text: Thomas Bossi, Interviews: Sabrina Meister, Bilder: Katrin Remund)