Nach Rückschlägen am Vortag melden sich die Schweizer Bike-OL-Damen im Massenstartrennen an der WM mit einer Bronzemedaille durch Malin Röhrl bei den Juniorinnen und zwei Top-Ten Ergebnissen bei den Damen zurück. Noah Rieder ist wiederum bester Schweizer.
Das Massenstartrennen führte die Teilnehmenden durch flaches Gelände mit sandigem Untergrund und - wie so oft an dieser WM in Polen - Abschnitte mit sehr dichtem Wegnetz. Da das GPS-Tracking jeweils erst nach Rennende veröffentlicht wird, war es für externe Beobachter schwierig, das Geschehen live zu verfolgen. Besonders bei den Schweizer Athlet*innen war dies spürbar, da sie für die Fernsehübertragung offenbar ohne Tracker unterwegs waren.
Malin Röhrl erneut auf dem Podest
Nach der Enttäuschung des Vortages schlug Juniorin Malin Röhrl eindrucksvoll zurück und sicherte sich - wie schon im Sprint - die Bronzemedaille. Beim Zielinterview mit Sabrina Meister machte sie auch dementsprechend einen fröhlicheren Eindruck: „Mir gelang ein sehr guter Lauf. Es war von Anfang an mega hart. Vor allem zum ersten Posten war „ein Megaspeed drauf“ und man musste dranbleiben.“ Den Verlauf des weiteren Rennens beschreibt sie wie folgt: „Auf den ersten Schlaufen war ich alleine unterwegs, erst nach dem zweiten Sammelposten und den darauffolgenden Loops war ich zu zweit unterwegs mit der Fahrerin, welche bis jetzt zweimal Gold gewonnen hatte (der Tschechin Adela Ryglova) und ich wusste, die ist mega gut, bei der muss ich bleiben, was mir gelang.“ Auf den letzten Metern pushte die grossgewachsene Tschechin dann nochmals richtig, so dass es Röhrl „richtig verblasen“ hat. Bis ins Ziel verlor sie so noch drei Sekunden, war aber mit dem Erreichen ihrer zweiten Bronzemedaille mehr als zufrieden.
Starke Reaktion des Schweizer Damenteams
Auch das Schweizer Damenteam zeigte eine überzeugende Reaktion zu gestern: Celine Wellenreiter belegte Rang acht, Jana Lüscher Alemany wurde Neunte, nur 32 Sekunden hinter ihrer Teamkollegin.
Celine Wellenreiter wollte von Anfang an gut mitfahren um ein wenig zu profitieren und die Schlaufen gut vorzubereiten „damit ich dann, wenn es anfängt zu gabeln, bereit bin. Dies ging zu Anfang recht gut, doch auf einem Sandweg fing es an zu stocken und es hat mich unglücklicherweise bis an den Schluss des Feldes zurückgespült und ich habe nur noch Staub gefressen, konnte weder kartenlesen noch kontrollieren. Zum Glück war es zu Posten 1 so lang, da konnte ich mich wieder fangen“. In der Folge war auch sie beinahe alleine unterwegs. Auf der zweiten Schlaufe fanden dann einige Läuferinnen wieder zusammen: „Erst nach dem Schlaufensystem kam ich mit den Läuferinnen, welche um ein Diplom kämpften heraus, wählte aber kurz vor dem Ziel die falsche Gruppe und habe dort auch noch den Sprint verloren.“ Dabei war sie gar nicht weit von einer weiteren Medaille entfernt: mit ihrem achten Platz verlor sie nur gerade 52 Sekunden auf Rang 2 und 40 Sekunden auf die Bronzemedaille.
Der Plan von Jana Lüscher Alemany ging heute auf: „Meine Taktik war, ruhig zu bleiben, mein eigenes Rennen zu fahren und Selbstvertrauen zu haben, auch wenn die Konkurrentinnen etwas anderes machen.“ Dies gelang ihr, abgesehen von einigen kleinen Fehlern sehr gut, was auch mit einem weiteren Top-Ten Platz belohnt wurde. Schon an der EM zeigte Lüscher im Massenstart ihre beste Leistung, so dass sie sich wohl beinahe schon eine Spezialistin für diese Disziplin nennen kann.
Ich glaub mich knutscht ein Elch
Ursina Jäggi, bisher die konstanteste Schweizerin, war ebenfalls auf dem Weg zu einem weiteren guten Ergebnis: „Meine Taktik glich derjenigen von Celine (Wellenreiter). Da wir davon ausgingen, dass der erste Posten für alle gleich war, wollte ich dort gut kontrollieren, aber sicher nicht führen, sondern einfach mit der Gruppe mitgehen um vorzulesen, was sehr schwierig war, es hat gerüttelt und geschüttelt.“ Doch schon auf dem Weg zu Posten 2 war sie dann ganz alleine unterwegs – zumindest beinahe: zu Posten 3 erlebte sie einerseits einen im wahrsten Sinne grossen Schreck und zugleich ein Highlight: „Ich bin im Wald plötzlich einem riesigen Elch begegnet, was ja auch nicht alltäglich ist“, meinte sie lachend. Vom letzten Sammelposten fand sie dann wieder in einer grösseren Gruppe, welche um den letzten Top-Ten Platz kämpfte, Unterschlupf. In dieser war sie auch relativ weit vorne platziert, bevor sie zum letzten Posten ein Schnittspur erwischte, welche sie in einer, bei ihrer bedachten Art gar nicht erwarteten und hier nicht wiedergegebenen Deftigkeit beschrieb, und deren schwierige Befahrbarkeit sie auf den 16. Platz zurückfielen liess.
Gewonnen wurde das Rennen von der Dominatorin des Damen-Bike-OL der letzten Jahre, der Dänin Nikoline Splittorff, welche in den bisherigen Rennen deutlich unter ihren Erwartungen fuhr. Mit beinahe dreieinhalb Minuten Vorsprung deklassierte sie ihre Konkurrenz nahezu. Die weiteren Medaillenplätze belegten Splittorffs Landsfrau Camilla Soegaard und Gabriella Gustafsson aus Schweden.
Schweizer Herren mit stabilen Leistungen
Bei den Herren blieb das Feld ungewöhnlich lange geschlossen beisammen. Erst auf der Zielgeraden kam es zur Entscheidung: Im Sprint einer größeren Gruppe setzte sich der Tscheche Vojtech Ludvik knapp vor dem Finnen Tomi Nykanen und dem polnischen Lokalmatador Bartosz Niebielski durch.
Erneut ein starkes Rennen zeigte Noah Rieder, der als Zwölfter die Ziellinie überquerte und damit schon zum dritten Mal bester Schweizer war: „Ich habe gerade mit Flurin (Schnyder) besprochen, dass heute wahrscheinlich alle ein wenig Fehler gemacht haben. Es war wieder sehr komplex und wenn man so schnell und mit so viel Gegnerkontakt durch den Wald fährt, sind Fehler sehr schnell passiert.“ Obwohl Rieder auch viel alleine oder zumindest in kleineren, wechselnden Gruppen unterwegs war. Trotz Massenstart war es also wichtig, immer aktiv und auf sich selbst konzentriert unterwegs zu sein. Nur zum ersten Sammelposten und zum Schluss des Rennens, bei den letzten, gemeinsamen Posten ergab sich dich Möglichkeit, allfällig von Gegnern profitieren zu können. „Allerdings ist es ein so komplexes Gelände, dass man hier, im Gegensatz zu anderen Massenstartgeländen, weniger von Gegnerkontakt profitieren kann und es vielleicht sogar besser ist, konzentriert alleine unterwegs zu sein“, ergänzt Rieder einen interessanten Gedanken.
Flurin Schnyder zeigte mit Rang 21 eine weitere konstante Leistung. „Es war ein cooles Rennen, sehr abwechslungsreich aber für mich wegen der Hitze und des sandigen Untergrundes auch sehr hart. Man musste wie immer auch hier ununterbrochen bei der Sache bleiben – was mir nicht immer gelang, daher schlichen sich einige Fehler ein. Von daher war ich noch erstaunt, dass ich nur 5:36 Minuten Rückstand hatte.“ Der nun folgende Ruhetag kommt für Schnyder sicher nicht zur Unzeit: „Die Beine ein wenig hochlagern, schlafen, gut essen und trinken, das kommt mir sehr gelegen.“
Adrian Jäggi musste das Rennen ohne Klassierung beenden – ein Misspunch verhinderte ein zählbares Resultat. Auch für ihn gilt es nun, sich am Ruhetag zu erholen und neue Kräfte zu tanken um am Samstag für die Langdistanz in voller Frische wieder am Start zu stehen.
Das weitere Programm
- Fr, 15.08.: Ruhetag
- Sa, 16.08.: Langdistanz
- So, 17.08.: Staffeln
Live TV, GPS und Liveresulte: https://orienteering.sport/event/cx80-world-mtb-orienteering-championships-2025/welcome/
Offizielle Webseite des Veranstalters: https://wmtboc2025.pl/en
(Text: Thomas Bossi, Interviews: Sabrina Meister, Bilder: Katrin Remund und Ursula Häusermann)


