Gleich einen ganzen Medaillensatz gewann das Schweizer OL-Team im Final über die Mitteldistanz an den Europameisterschaften im Tessin: Matthias Kyburz verteidigte seinen Titel von 2016, Florian Howald wurde Zweiter, und Juniorin Simona Aebersold gewann in ihrem erst zweiten Rennen bei der Elite als Dritte ihre erste Medaille! Julia Gross kam zwar mit Bestzeit ins Ziel - wurde aber nach drei Minuten feiern wegen eines fehlenden Postens disqualifiziert.
Wie nahe im Sport überschwängliche Freude und sprachloses Leid zusammenliegen können, zeigte das EM-Rennen
der Frauen über die Mitteldistanz: Als letzte Läuferin lief Julia Gross ins Ziel, Speaker Per Forsberg feierte sie als neue Europameisterin, das ganze Team gratulierte enthusiastisch - bis nach drei Minunten klar war, dass Gross einen Posten schlicht und einfach ausgelassen hatte.
"Ich lief in der Hitze des Gefechts nach Posten 9 direkt zu Posten 11. Es kam mir dann schon etwas komisch vor, aber ich nahm mir die Zeit nicht, um die Karte richtig zu lesen. Immerhin konnte ich drei Minuten lang den EM-Titel feiern", sagte eine gefasst wirkende Gross.
Tränen gab es dafür bei Simona Aebersold, die in ihrem zweiten Rennen bereits aufs Podest lief und die Bronzemedaille gewann. "Es ist schon etwas unglaublich", sagte die 20-Jährige. Es war technisch und physisch sehr hart, aber etwas leichter als gestern", ergänzte sie, die offensichtlich keine Grenzen kennt.
Knapp am Diplom vorbei schrammte Sabine Hauswirth, die mit knapp zweieinhalb Minuten Rückstand auf Europameisterin Marika Teini Rang 7 belegte. Sie habe den Start "vergeigt" und sei danach einfach nie in den "Flow" gekommen. "Es passte nicht viel zusammen", resümierte sie. Aber das sei nach den wenigen Trainings nach ihrer Verletzung auch nicht erstaunlich.
Ein gutes Rennen zeigte Sofie Bachmann, die mit ihrem Lauf sehr zufrieden war und auf Rang 12 lief, während Sarina Jenzer nach einem groben Fehler kontinuierlich Zeit einbüsste und 44. wurde.
Wie hart der Parcours im dichten, steinigen Wald mit vielen Steigungen war, zeigte sich auch bei der Siegerehrung
der Frauen: Sowohl Marika Teini als auch die zweitplatzierte Schwedin Tove Alexandersson humpelten mit dick eingebundenen Füssen aufs Podest.
Doppelsieg für Matthias Kyburz und Florian Howald
Einen nie gefährdeten Sieg errang Matthias Kyburz, der Titelverteidiger: ab dem 6. Posten lag der Fricktaler in Führung - und er fühlte sich gut dabei. "Heute war das Technische wichtiger als nur der Speed, aber ich hatte nur zwei ganz kleine Fehler und konnte durchgehend gut Druck machen. Es war sicher ein sehr guter Lauf, die Bahn bot genau das, was wir erwartet hatten", sagte der neue und alte Europameister sehr entspannt.
In der gleichen Gefühlslage befand sich auch Florian Howald, der seine erste Einzelmedaille an einer internationalen Meisterschaft gewann. "Es wurde einem nichts geschenkt, es war sehr physisch, weich und nass. Deshalb bin ich total happy und für die beiden Staffeln top motiviert", sagte Howald. Das Schweizer Männerteam zeigte wie schon im Sprint eine sehr kompakte Leistung, mit Fabian Hertner (6.), Daniel Hubmann und Jonas Egger belegten drei weitere Schweizer Top-Ten-Ränge.
Während aber Egger hoch zufrieden war mit seinem Rennen, konnte Hubmann seine Enttäuschung nicht verbergen.
"Im Middle kannst Du nicht ein bisschen taktiueren, wenn man eine Medaille will, muss man Risiko nehmen. Das ist bei mir heute nicht aufgegangen, es hat einfach nicht alles zusammengepasst." Hubmann fuhr unmittelbar nach dem Rennen ins nächste Spital, um seine nach einem Sturz ramponierte Hand röntgen zu lassen.
Ähnlich viel Pech hatte U-23-Läufer Joey Hadorn: Im Ziel mit einem möglichen Rang unter den ersten Zehn ergab das Auslesen des Badges, dass er kurz vor dem Ziel - ähnlich wie Julia Gross - einen Posten schlicht überlaufen hatte. Noch mehr Pech hatte Andreas Kyburz: Nach einem guten Lauf musste er nach einem Sturz mit Verdacht auf Bänderriss aufgeben.
Die Ranglisten finden sie unter dem Link: http://www.eoc2018.live/eoc2018-live/day3.html
