Heute Montag beginnt in Ungarn die Junioren-WM. Es ist der Höhepunkt im Kalender der besten Juniorinnen und Junioren. Im Schweizer Team ist Simona Aebersold die grosse Figur: Die Seeländerin gilt in allen Disziplinen als Favoritin. In ihrem Schatten geht ein unerfahrenes JWOC-Team an den Start.

Was für die Delegation der Jugend-EM galt, gilt auch für das aus zwölf Athleten bestehende Junioren-WM-Team: Am Mittwoch reiste eine unerfahrene Schweizer Delegation nach Ungarn. „Ich habe das Gefühl wir sind vorbereitet. Aber im Detail kannst du dieses Gelände auf die Schnelle nicht beherrschen", sagte Cheftrainer Beat Oklé vor der Abreise. „Biit" ist zum siebten Mal an einer JWOC dabei und wird erstmals von den nachgerückten Trainern Jonas Geissbühler und Philipp Sauter assistiert.

Für die besten Juniorinnen und Junioren steht rund um die Stadt Kecskemét der Saisonhöhepunkt an. Südlich von Budapest erwarten die Schweizer ungewöhnliche Terrains. Die allesamt flachen Wälder sind entweder offen (Langdistanz) oder dicht mit Dickichten zersetzt (Mitteldistanz) und ausnahmslos topographisch fein coupiert. „Wir werden mit dem Kompass unseren Job machen müssen, denn das ist uns nicht gerade im Blut", sagt Oklé. Steigungen bringen meist Vorteile für die Schweizerinnen, diese fallen in Ungarn weg.

Im Frühling absolvierte das Junioren-Nationalkader ein Trainingslager in Südfrankreich. Das Gelände war vergleichbar mit jenem, welches nun an der Junioren-WM auf die Schweizer Auswahl wartet. Mit Timo Suter, Tino Polsini und Simona Aebersold haben nur drei Athleten JWOC-Erfahrung. Jedoch ist Simona Aebersold unter den Juniorinnen so etwas die Königin. In Ungarn verabschiedet sich die Seeländerin mit ihrer vierten Junioren-WM aus dem Nachwuchs-Zirkus. Ende Mai nahm Aebersold erstmals an Europameisterschaften bei den grossen teil und verblüffte die Weltelite mit ihren Leistungen. Ihr Palmares auf Junioren-Niveau ist schlicht beeindruckend: Bei zwölf JWOC-Starts holte Aebersold neun Medaillen. Im Sprint ist sie bereits dreifache Junioren-Weltmeisterin. Und: In Ungarn geht die 20-Jährige in allen Einzeldisziplinen als Titelverteidigerin an den Start.

Aebersold weiss, dass grosser Druck auf ihren Schultern lastet. „Eine Medaille wäre schön", sagt sie. Mit ihrem jüngeren Bruder Fabian– er ist erstmals an der JWOC dabei – reiste Aebersold im Frühling nach Ungarn. Dabei kam sie mit dem Mitteldistanz-Gelände noch nicht zurecht. Mit einem besseren Konzept will sie diese Probleme in den Griff kriegen. Hinter Aebersold klafft eine grosse Lücke. Einzige D20-Athletin neben der Brüggerin ist die Tessinerin Elena Pezzati. Von hinten übt bei den Frauen der starke 2000er-Jahrgang Druck aus. Mit Anja Probst, Eliane Deininger, Lea Widmer und Elisa Bertozzi schafften gleich vier D18-Läuferinnen die JWOC-Selektion. Im Sog von Aebersold sind ihnen gute Resultate zuzutrauen. Beispielsweise Deininger überzeugte vor einem Jahr an der EYOC.

Bei den Männern ist Timo Suter in seinem letzten Junioren-Jahr der Teamleader. Seine grössten Hoffnungen setzt er in den Sprintwettbewerb, wo er an seiner zweiten JWOC allzu gerne ein Diplom holen möchte. Eher unverhofft durfte Tino Polsini schon 2017 mit nach Finnland zur Junioren-WM reisen. „Am meisten Angst hab ich vor der Hitze", sagt Polsini. Auch er rechnet sich im Sprint die besten Chancen aus. Erstmals an der Junioren-WM dabei sind Nicola Müller und Reto Egger. Müller nimmt viel internationale Erfahrung vom Ski-OL mit und nennt ebenfalls den Sprint als seine Paradedisziplin. Der Zürcher Unterländer Reto Egger war um Frühjahr der stärkste und konstanteste Schweizer H20-Läufer. Kann er seine Topform mit nach Ungarn nehmen? Der Baselbieter Chamuel Zbinden ist zwar erstmals an der Junioren-WM, sagt aber selbstbewusst: „Ich reise nicht als Tourist nach Ungarn." An der EYOC gewann er letztes Jahr Bronze – nun erhofft er sich ein Topten-Resultat an der JWOC. „Im Frühling dachte ich, ich gehe an die EYOC", sagt Fabian Aebersold. Der grossgewachsene 17-Jährige wurde als einziger H18-Läufer für Ungarn berücksichtigt.

Die Junioren-WM beginnt gleich mit einem Paukenschlag: In diesem Jahr eröffnet die Langdistanz den Reigen der intensiven Titelkämpfe. Schon am Dienstag findet der Sprint statt. (Text: Yann Schlegel)

Langdistanz: Die Startzeiten der Schweizerinnen
Eliane Deininger 9:16
Anja Probst 10:26
Lea Widmer 11:16
Elisa Bertozzi 12:08
Elena Pezzati 12:50
Simona Aebersold 13:02

Die Schweizer:
Reto Egger 9:43
Chamuel Zbinden 9:53
Tino Polsini 11:25
Nicola Müller 11:37
Timo Suter 14:07
Fabian Aebersold 14:23

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