Gleich zweimal wurde an der Siegerehrung der Mitteldistanz-WM die Schweizer Hymne gespielt: Einmal für den Junior Adrian Jäggi und zum zweiten Mal für Simon Brändli in der Elitekategorie. Dieser zweifache Triumph stellt einen historischen Moment in der Geschichte des Schweizer Bike-OL dar.

Schon die Bahndaten liessen vermuten, dass das Gelände der Mitteldistanz sehr steil sein würde. Zudem waren dieAdrianSimon1150059sm Bahnen ziemlich lang und vom Charakter her eher einer Langdistanz mit vielen Routenwahlen ähnlich. Dies sowie die grosse Hitze führten wiederum zu einem harten Wettkampf, der den Athleten alles abverlangte. Nicht davbon beeindrucken liessen sich die momentan stärksten Schweizer Bike-OL Fahrer Simon Brändli und Adrian Jäggi.

Für die erste Goldmedaille des Tages war der zwanzigjährige Jäggi verantwortlich, der am Vortag bereits die Silbermedaille bei den Junioren errungen hatte. Der Einstieg gelang Jäggi nicht nach Wunsch: «Wiederum nahm ich mir vor, langsam zu starten, um kartentechnische Fehler in diesem komplexen Wegnetz zu vermeiden. Trotzdem verpasste ich zu Beginn einen Weg, weil er schlecht sichtbar war. Ich wurde sogar fast aufgeholt von dem zwei Minuten hinter mir gestarteten Russen.» Dieser Umstand hätte manchen gestandenen Wettkämpfer aus dem Konzept gebracht. Jäggi liess sich jedoch davon nicht beirren und zog sein Rennen durch. «In den Anstiegen habe ich jeweils versucht vorzulesen und habe - wenn nötig - Sicherheitsstopps eingeschaltet. Ich war die ganze Zeit allein unterwegs und konnte mich gut auf den Wettkampf konzentrieren; physisch bin ich nie ans Maximum gekommen. Ich freue mich riesig über meine zweite WM-Goldmedaille (Anmerkung: seine erste  Goldmedaille errang er 2016 im Sprint in Portugal) und dass es mir nach der verunglückten EM so super läuft!»

Jäggis sensationelle Erfolge kommen nicht von ungefähr, hat er sich doch für seine letzte Junioren-WM akribisch vorbereitet: «Von allen Wettkampfgebieten habe ich eine Karte angefertigt. Als Grundlage verwendete ich Open Street Maps, digitale Höhenmodelle, die im Bulletin publizierten Kartenausschnitte und, wo vorhanden, alte OL-Karten.» Besonders das Relief wurde daraufhin im ganzen Schweizer Team intensiv studiert. Zusammen mit den vor der WM durchgeführten Trainingsweekends führte dies zu einer optimalen Vorbereitung.

Ebenso souverän wie Jäggi bei den Junioren gewann Simon Brändli bei der Elite seine erste WM-Goldmedaille.Simon Brändli «Damit hat sich für mich ein Traum erfüllt!», freute sich Brändli über seinen Weltmeistertitel. Er bemerkte schon beim Einfahren, dass er gute Beine hatte. «Gelände mit steilen Abschnitten liegen mir und ich war positiv eingestellt. Jede Steigung habe ich mit einem Lächeln begrüsst, habe aber trotzdem gekämpft bis zum Umfallen. Insgesamt bin ich kartentechnisch sauber durchgekommen.» So ist es nicht weiter erstaunlich, dass Brändli schon beim achten von zwanzig Posten die Führung übernahm, die er trotz eines Routenwahlfehlers gegen Schluss bis ins Ziel nicht mehr abgab. Bei seiner Zieleinfahrt stand Brändlis Sieg allerdings noch nicht fest. Somit war das Warten auf die Resultate der hinter ihm gestarteten Topathleten ziemlich nervenaufreibend. Der Jubel war gross und die Emotionen gingen hoch, als endlich feststand, dass das kleine Schweizer Team gleich zwei Goldmedaillen gewonnen hatte!

Bei den Elitefrauen musste die einzige Schweizerin Maja Rothweiler wegen gesundheitlicher Probleme aufgeben.

Sein erstes Rennen hatte der Seeländer Noah Rieder an der parallel zur WM durchgeführten EM für die Jugend (EYMTBOC). Wegen kleinerer Unsicherheiten zum ersten und einem grossen Fehler zum zweiten Posten handelte er sich schon zu Beginn einen Rückstand von mehreren Minuten ein. «Auf das restliche Rennen konnte ich mich dann aber gut konzentrieren.» So gelang es dem Siebzehnjährigen, sich vom 36. Zwischenrang auf den guten 10. Schlussrang verbessern.

Zwei grössere Fehler kosteten Silas Hotz bei den H20 viel Zeit. Mit einem Rückstand von neun Minuten auf Adrian Jäggi klassierte er sich im vierzigköpfigen Teilnehmerfeld auf Rang 16. Wie Rieder verzeichnete er gute Teilstreckenabschnitte und zeigte somit sein Potenzial auf.

(Text und Fotos: Ursula Häusermann)

Resultate: http://www.wmtboc2018.at/files/middle_preliminary_results.html
Website Veranstalter: http://www.wmtboc2018.at/wmtboc2018/