Obwohl sich in der Langdistanz nahezu alle Schweizer Athletinnen und Athleten steigern konnten und Ränge gut machten, bleibt die Schweiz im zweiten Weltcup-Rennen der Saison ohne Podestplatz. Fünf Männer klassieren sich in den Top-15 und sorgen für ein starkes Teamergebnis.

Im Schweizer Team waren die Erinnerungen an das Jagdstart-Rennen nicht überaus gut. Zuletzt war nämlich in Norwegen vor einem Jahr ein solches ohne Gabelungsposten oder Schmetterling ausgetragen worden, was die orientierungstechnische Komponente in den Hintergrund rücken liess. Das Schweizer Team befürchtete, in Finnland könnte sich ähnliches wiederholen. Doch die Organisatoren schufen nordwestlich von Helsinki Wettkampfbedingungen, die ein hochspannendes Jagdstartrennen ermöglichten. Schlüssel hierzu war zum einen eine extrem lange Teilstrecke zum ersten Posten, welche zu einer ersten Selektion führte. Darauf folgte sowohl in der Frauen- wie auch in der Männerkonkurrenz ein Schmetterling, in welchem die Athleten die Posten iJoey Hadorn Weltcup Finnland 2019n unterschiedlicher Reihenfolge anzulaufen hatten.

Besonders im das Männerrennen rückte die Spitze nochmals extrem nah zusammen. Die beiden Erstklassierten der Mitteldistanz - Gustav Bergmann (SWE) und Frederic Tranchand (FRA) schafften es ihren Vorsprung über die Zeit zu bringen. Nicht so der Norweger Olav Lundanes, in der Mitteldistanz noch Drittplatzierter, wurde er am Ende der Langdistanz zurückgereicht. Die Schweizer waren abgesehen von Daniel Hubmann (6. Rang in der Mitteldistanz) alle mit einer beträchtlichen Hypothek in den Jagdstart gegangen. Teamleader Hubmann gelang im finnischen Gelände ein solider Lauf und er kämpfte sich in die Spitzengruppe vor, die auf der Schlussschlaufe den dritten Rang unter sich ausmachte. Hubmann fehlte zuletzt die Kraft, um im Kampf um den Podestplatz mitreden zu können. "Im Überlauf habe ich gemerkt dass es schwierig wird. Magne Daehli ist bekannt dafür, dass er nochmals zum Schluss nochmals aufdrehen kann und so verschärfte er immer wieder das Tempo", sagte Hubmann. So hätte sich der Ostschweizer auf der Schlussschlaufe eine Routenwahl gewünscht, um gegen die physisch stärkeren Konkurrenten noch etwas zu versuchen. Ihm blieb letztlich wiederum der gute sechste Rang, den er ins Jagdstartrennen genommen hatte.

Für Furore sorgten im Jagdstartrennen zwei junge Schweizer: Jonas Egger und Joey Hadorn hatten bereits über die Mitteldistanz überzeugt. Tags darauf nutzten sie die gute Ausgangslage und kämpften sich beide weiter vor. Joey Hadorn machte vom Start weg Plätze gut und wies in der Endabrechnung über die Langdistanz die beste Laufzeit im Schweizer Team aus. Die grösste Differenz schuf er gemeinsam mit Matthias Kyburz, der ebenfalls einen Rang gewann und gegenüber der Spitze Boden gut machte. Hadorn und Kyburz wählten auf der zweiten langen Teilstrecke zum 18. Posten die Umlaufroute, was sich für die beiden physisch starken Athleten bewährte und ihnen die Abschnittsbestzeit einbrachte. "Die Routenwahl habe ich 'Chlai' (Matthias Kyburz) zu verdanken", sagte ein überaus zufriedener Hadorn hinterher. Er habe Kyburz beim Kartenwechsel eingeholt und entschieden, sich an seine Fersen zu heften. Hadorns starker Weltcup-Auftakt mit den Rängen 13. und 8. im skandinavischen Terrain überrascht. Im Vergleich zu seinen Teamkollegen weist er wenig Erfahrung im nordischen Gelände aus. "In den letzten Jahren habe ich viel investiert und war jeden Sommer mindestens zwei Wochen im Norden - jetzt zahlt sich es aus", sagt Hadorn. Florian Howald gelang ebenfalls ein guter Langdistanz-Lauf - er verteidigte den 15. Rang vom Vortag. Für Martin Hubmann endete ein Wochenende, das nicht seinen Vorstellungen entsprach, mit einer Postenfehlstemplung und Disqualifikation.

Auch den Frauen gelang eine kompakte Teamleistung: Dies wiederspiegelt die Laufzeit über die Langdistanz, in welcher Sabine Hauswirth, Elena Roos, Julia Jakob, Sofie Bachmann und Simona Aebersold sehr nahe beieinander waren. Aebersold konnte im Jagdstartrennen nicht ganz an ihre Leistung vom Vortag anknüpfen. Eine leichte Erkältung warf die Seeländerin im physischen Wettkampf etwas zurück. Dennoch hielt sich Aebersold in den Top-15. Nach vorne ging die Reise für Sabine Hauswirth (8. Rang) und Elena Roos (10. Rang): Die beiden fanden sich in der gleichen Spitzengruppe wieder und konnten sich innerhalb dieser in die ersten zehn vorarbeiten. Die Tessinerin Roos hatte noch eine leicht grössere Hypothek aus der Mitteldistanz mitgenommen. Im Langdistanzrennen gelang ihr ein Auftakt nach Mass: Die Umlaufroute auf der langen Teilstrecke zum ersten Posten erwies sich als die Schnellste. Dabei habe sie von den mit ihr gestarteten Skandinavierinnen profitiert, die diese Entscheidung getroffen hätten, so Roos. "Ich merkte, dass wir aufholen und fühlte micht super", sagte die Tessinerin, die rundum zufrieden war mit dem Weltcup-Auftakt. Beste Schweizerin war im Jagdstartrennen Sabine Hauswirth. Sie machte drei Ränge gut, obwohl sie sich zunächst von der Gruppe um Roos einholen liess. In der zehnköpfigen Spitzengruppe konnte die Bernerin dann aber eine Leaderrolle einnehmen und am Ende verfügte sie über die beste Physis und griff zum letzten Posten an. Dies brachte ihr im Jagdstartrennen, das Hauswirth nicht als ihre Lieblingsdisziplin bezeichnet, einen erfolgreichen Wochenend-Abschluss.

Nach einem Ruhetag folgt am Dienstag zum Abschluss der Weltcuprennen in Finnland die Sprintstaffel in Helsinki. (Text: Yann Schlegel)

Provisorische Resultate

Helsinki-Vihti. Weltcup, Langdistanz-Jagdstart.

Frauen: 1. Tove Alexandersson (SWE), 58:50. 2. Marika Teini (FIN), +1:30. 3. Kamilla Olaussen (NOR), +2:36. 4. Natalia Gemperle (RUS), +3:14. 5. Karolin Ohlsson (SWE), +3:16. 6. Anastasia Rudnaya (RUS), +3:26. - Die Schweizerinnen: 8. Sabine Hauswirth, +4:48. 10. Elena Roos, +4:53. 13. Simona Aebersold, +5:03. 18. Julia Jakob, +7:02. 22. Sofie Bachmann, +7:19. 46. Lisa Holer, +13:52. 47. Sarina Jenzer, +13:57. 54. Paula Gross, +17:13.

Männer: 1. Gustav Bergmann (SWE), 1:12:19. 2. Frederic Tranchand (FRA), +1:58. 3. Magne Daehli (NOR), +2:04. 4. Miika Kirmula (FIN), 2:05. 5. Martin Regborn (SWE), +2:17. 6. Daniel Hubmann (SUI), +2:37. - Die weiteren Schweizer: 8. Joey Hadorn, +4:01. 10. Matthias Kyburz, +4:30. 11. Jonas Egger, +5:48. 15. Florian Howald, +6:04. 25. Martin Hubmann, +8:53. 33. Andreas Kyburz, +10:29. 52. Tobia Pezzati, +15:05. 70. Noah Zbinden, +21:51.