Die diesjährige OL-WM ist seit fünf Tagen Geschichte. Die Cheftrainerin Christine Lüscher-Fogtmann sowie einige Athletinnen und Athleten ziehen ein erstes Fazit. 

Vier Medaillen konnte die Schweiz an der ersten "Wald-WM" in Südnorwegen gewinnen - zwei Silberne und zwei Bronzene. Das gesetzte Ziel von vier Medaillen wurde somit erreicht. „Es war ein hohes Ziel, und wir sind sehr stolz darauf auf so einem hohen Niveau in Skandinavien mitlaufen zu können", zieht Christine-Lüscher Fogtman Bilanz. Das Highlight der WM war für sie die Langdistanz, als die Schweiz mit einer kompakten Teamleistung beeindruckte. Alle gestarteten Läuferinnen und Läufer klassierten sich in den Top 11. „Keine andere Nation erreichte im Long bei beiden Geschlechtern ein so kompaktes Resultat. Ich erinnere mich auch nicht, dass die Schweiz je zuvor ein Rennen auf diesem Niveau abgeschlossen hat." 

WM-Debütantin Simona Aebersold steigerte sich nach Bronze über die Langdistanz gar noch einmal und lief in der Mitteldistanz auf den zweiten Rang und musste sich nur um wenige Sekunden von Dominatorin Tove Alexandersson geschlagen geben. An der Staffel zeigte sie erneut ein starkes Rennen und schickte Schlussläuferin Julia Jakob als Führende auf die Strecke. Simona Aebersold selbst hätte nie erwartet, dass es ihr an ihrer ersten WM als Eliteathletin bereits in drei Rennen zu drei Medaillen reicht. „Ich war schon immer ein Wettkampftyp und konnte an wichtigen Anlässen noch etwas zulegen. Ich fühle mich zudem sehr wohl in den norwegischen Wäldern. Von den vielen Skandinavienaufenthalten und speziell auch dem Trainingslager im WM-Umkreis im letzten Jahr konnte ich enorm profitieren. Aber natürlich hätte ich nie gedacht, dass es für eine Medaille reichen wird", erklärt Simona Aebersold. Nicht ganz so überraschend kam der Erfolg für Christine Lüscher-Fogtmann: „Simona hat bereits an der EOC 2018 sowie an den Testläufen gezeigt, dass sie bei der Elite ganz vorne mitreden kann. Dass sie auch souverän mit dem hohen Druck von aussen umgehen kann, ist sehr erfreulich, aber nicht unbedingt überraschend."

Im Sport liegen Glückmomente und Enttäuschungen manchmal nahe beeinander. Während die Frauenstaffel zum Abschluss der WM eine Silbermedaille feiern konnte, erreichte das Männerteam die anvisierte Medaille nicht. „In der Herrenstaffel zogen wir dieses Mal den Kürzeren und wurden 6. Letztes Jahr ging es umgekehrt aus, als wir im packenden Schlussspurt 2. wurden. Es muss sehr viel am Tag X aufgehen, dass es so kommt, wie man möchte", so Christine Lüscher-Fogtmann. Besonders hart ist die Enttäuschung für Startläufer Florian Howald, der durch zwei kleine Fehler den Anschluss an die Spitzengruppe verlor. „Ich musste erfahren, dass gerade in einer Staffel solch zwei kleine Fehler eine sehr grosse Auswirkung haben können", erzählt Howald, der sich nach seinem Norwegen-Aufenthalt nun auch wieder auf das gewohnte Setting in der Schweiz freut. 

Durchzogen fällt das Fazit von Matthias Kyburz aus. Mit einem optimalen Lauf an der Mitteldistanz-Qualifikation konnte er nach einer schwierigen Vorbereitungsphase mit einer Fuss-Verletzung gut in die WM starten. Auch in der Langdistanz lief er ein Top-Rennen. „Für diese Leistung wurde ich letztlich nicht so belohnt, wie ich mir das erhofft hatte, das war schon eine Enttäuschung", erzählt Matthias Kyburz. Nur gerade vier Sekunden fehlten ihm auf Bronze, doch überwiege der Stolz über seine starke Leistung. Die grosse Enttäuschung war die Mitteldistanz, als er erneut einen Misstritt machte und sofort merkte, dass die WM nun für ihn geloffen war. „Wie die WM enden musste, ist extrem schade, aber das gilt es zu akzeptieren. Ich wusste, dass ich mich nach der Verletzung am Limit befand. Ich bereue es aber überhaupt nicht, dass ich die Läufe bestritten habe."

Zur starken Teamleistung des Schweizer Frauenteams trägt auch die erfahrenen Athletin Sabine Hauswirth bei. Mit Rang 5 in der Langdistanz und Rang 6 in der Mitteldistanz verpasste sie die Medaillen nur ganz knapp. Ihr Fazit nach der WM: „Mich freut es besonders, dass ich den Erfolg der letztjährigen WM (3. Long, 4. Mittel) in diesem Jahr bestätigen konnte. Trotzdem bleibt eine leise Enttäuschung, die Medaille so knapp verpasst zu haben und dies mit einer «normalen» und nicht absolut perfekten Leistung. Das zeigt mir aber auch auf, dass ich das Potential für eine WM-Medaille habe und gibt viel Motivation, um weiter zu kämpfen."

Die kompakte Teamleistung zeigt eine besonderer Stärke der Schweizer WM-Equipe. Christine Lüscher-Fogtmann erkärt: „Im A Kader haben alle Athletinnen und Athleten bereits Medaillen gewonnen. Sie wissen haargenau, was es braucht, um absolute Spitze zu sein. Sie sind bereit, die nötigen Kompromisse einzugehen und die entsprechenden Einbussen im Alltag und auch finanziell auf sich zu nehmen. Und damit sind sie Jahr für Jahr erfolgreich und bringen Schweizer Medaillen mit nach Hause."

Für die Athletinnen und Athleten stehen im Herbst zunächst die Schweizermeisterschaften im Sprint und in der Langdistanz im Fokus. Ein weiterer Höhepunkt werden die Weltcupläufe in der Schweiz sein, sowie das Weltcupfinale in China. 

Das ganze Interview mit Christine Lüscher-Fogtmann, das Fazit der Athletinnen und Athleten sowie mehr rund um die WOC 2019 erscheinen in der nächsten Ausgabe des Swiss Orienteering Magazin. 

Text: Annalena Schmid, Bilder: Rémy Steinegger

Hier eine kleine Auswahl an Bildern der WM 2019: