Für einmal waren an der grössten OL-Staffel der Welt keine Schweizer auf dem Podest vertreten. Das technisch enorm anspruchsvolle Gelände im hohen Norden von Rovaniemi sorgte für einen spannenden Rennverlauf. In der Jukola-Staffel schafften es zwei Schweizer Teams unter die ersten 30.

Die hellste Jukola aller Zeiten hätte es werden sollen. Ende Juni wäre die Nacht am Polarkreis zum Tag geworden. Da die Organisatoren die Staffel aufgrund der Pandemie in diesem Frühjahr um zwei Monate nach hinten schieben mussten, wurde der Grossanlass kurzerhand zur finstersten Jukola aller Zeiten. Und dies, obwohl das Terrain rund um Rovaniemi ohnehin genug anspruchsvoll ist.

Bereits die Venla-Staffel bot grosses Spektakel. Bei kühlen zehn Grad und bedecktem Himmel liefen am Samstagmittag rund 1000 Frauenstaffel-Teams in den Wald. Die Bahnen führten durch ausgedehnte Moore ohne jegliche Anhaltspunkte, in welchen es nur eines gab: Kompass einstellen und Richtung halten. Dazwischen lagen kleinere und grössere Waldstücke, die es wie Inseln anzuvisieren galt und auf welchen Feinorientierung verlangt war.

Selbst die besten Orientierungsläuferinnen kamen nicht ohne Fehler durch, weshalb sich lange kein Team entscheidend absetzen konnte. Auf der vierten und letzten Ablösung lagen die ersten fünf Staffeln innerhalb von einer Minute. Mittendrin waren zwei Schweizerinnen: Die Bernerin Martina Ruch übergab nach starker dritter Strecke für ihren Schwedischen Klub OK Kare an fünfter Stelle. Simona Aebersold übernahm für ihren Finnischen Klub Tampere Pyrintö an dritter Stelle liegend.

Aebersold lieferte sich an der Spitze bald einen Zweikampf mit Natalia Gemperle (Alfta ÖSA OK) und startete ausgezeichnet ins Rennen. Sie schien den Schwung der Weltcupläufe in Idre Fjäll mitzunehmen und konnte Gemperle überholen, als diese einen Fehler beging. Auf dem Weg zu Posten Nummer zwölf verlor aber Aebersold die Richtung und verlor sich in einem Moor. «Ich wusste kurz nicht mehr wo ich war», sagte Aebersold hinterher. «Nach diesem Fehler brauchte ich etwas Zeit, um wieder ins Rennen zu finden.»

Von hinten rückten Sara Hagström und Karolin Ohlsson auf und gemeinsam machten sie Jagd auf Natalia Gemperle. Diese blieb in der Schlussphase aber im Gegensatz zu ihren Verfolgerinnen ohne Fehler und brachte den Sieg für ihren schwedischen Klub ins Ziel. Dahinter entschied der traditionell lange Zieleinlauf über die Podestplätze: Simona Aebersold unterlag im Sprint den beiden Schwedischen Nationalkaderathletinnen, womit Tampere Pyrintö das Podium denkbar knapp verpasste. Paula Gross (IFK Moras OK) und Elena Roos (Halden SK) liefen im Dienste ihrer nordischen Klubs auf die Ränge 20 und 22. OL Norska erreichte als bestes Schweizer Venla-Team den 58 Rang. Ein Ausrufezeichen setzte auch das junge finnische Team Espoon Suunta. Wesentlichen Anteil am überraschenden 14. Rang hatte Siana Senn mit einem starken Lauf auf der zweiten Strecke. 

Die scheinbar unmögliche Rückkehr von Stora Tuna

Normalerweise setzt beim Massenstart der Jukola die Dämmerung ein. In diesem Jahr war es bereits stockfinster, als 1200 Startläufer in den Wald stachen. Wie üblich in den letzten Jahren waren einige Schweizer Eliteläufer in Diensten nordischer Klubs auf der ersten Strecke unterwegs. Riccardo Rancan löste die Aufgabe für Kalevan Rasti auf der stark gegabelten Bahn ausgezeichnet und übergab an vierter Stelle. Auch Philipp von Arx kehrte in den Klubfarben von Lahden Suunnistajat -37 in der erweiterten Spitze zurück (18. Rang).

Einen denkbar schlechten Start erwischte der Titelverteidiger Stora Tuna OK aus Borlänge (Schweden). Über 10 Minuten verlor Stora Tuna auf der Startstrecke gegenüber der Spitze. Anders das Schweizer Topteam OL Norska: Erstmals mit Daniel Hubmann im Team, erwischte das Berner «raskt tog team» einen guten Start. Florian Moser und Remo Ruch verschafften dem Team auf den ersten beiden Strecken eine gute Ausgangslage. Hubmann wusste diese zu nutzen und lief auf der langen dritten Strecke in die Topten vor. Die dritte Strecke war von einer ultralangen (5.5 Kilometer!) Routenwahl geprägt. Hubmann und seine Begleiter meisterten die Route vom Polarkreis zurück in die Zielregion am besten. Mit Hubmann in der Gruppe unterwegs war Olle Kalered, der Stora Tuna nach grosser Starthypothek sensationell wieder ins Rennen zurückgebracht hatte. Die vier Svensk-Brüder sollten daraufhin auf den verbliebenen vier Strecken für den Rest besorgt sein und sicherten dem schwedischen Team die Titelverteidigung.Jukola2021 Hubmann und Pascal Buchs im Ziel

Howald im Kampf um die Podestplätze

Norska beendete das Rennen auf dem ausgezeichneten 19. Rang und verbesserte somit das beste Resultat einer Schweizer Teams an der Jukola. «Leider war unser Team nicht ganz so stark wie eigentlich geplant», bilanzierte Hubmann nach dem Lauf. Nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Jonas Egger und dem Abgang von Florian Schneider fehlte den Bernern die Breite, um mit der absoluten Spitze mithalten zu können. Mit dem Resultat war die OL Norska deshalb zufrieden. Auch die OLV Baselland durfte sich über eine weitere starke Jukola freuen. Sie sorgte für ein weiteres Schweizer Spitzenresultat. Wie schon bei den letzten Jukolas liefen die Baselbieter unter die ersten 30. Tino Polsini machte mit einer starken Schlussstrecke noch 13 Plätze gut.

Auch fast schon ein "Schweizer Team" ging für Tamperen Pyrintö 2 an den Start. Mit Fabian Aebersold, Pascal Buchs und Schlussläufer Tobia Pezzati waren drei junge Schweizer Topathleten daran beteiligt, dass Pyrintös zweite Garde ganz vorne mitlief. Besonders Pascal Buchs brillierte mit der zweitschnellsten Zeit auf der langen dritten Strecke. Der Romand machte 14 Plätze gut und lief auf den zwischenzeitlich 13 Rang vor.
jukola2021 norska raskttogteam

Im Kampf um die Podestplätze war mit Florian Howald auch ein Schweizer involviert. Als Schlussläufer von Tamperen Pyrintös Fanionteam musste er sich noch vom Finnen Olli Ojanaho (Helsingin Suunnistajat) überholen lassen und wurde vierter. Den zweiten Rang holte sich Göteborg IFK mit Langdistanz-Weltmeister Kasper Fosser. Er vermochte Emil Svensk nicht mehr abzufangen, womit der Schwede Stora Tunas Aufholjagd krönte. Mit Tobia Pezzati (Tamperen Pyrintö 2) und Matthias Kyburz (IL Tyrving) klassierten zwei weitere Schweizer Schlussläufer mit ihren Teams unter den ersten zwanzig.

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Text: Yann Schlegel)