Entscheidung 2 an der Senioren-WM in Apulien: das Mitteldistanz-Finale in der «Foresta Umbra». Mit nur 2 Medaillen hat die Bilanz für die Schweiz schon besser ausgesehen. Daniel Hubmann schnuppert mit einer Silbermedaille an seiner möglichen späteren Karriere bei den OL-Senioren. Mit einer weiteren Goldmedaille umgehängt grüsst Martin Hutzli von der obersten Podeststufe.

Nach den beiden Sprintbewerben in den Küstenorten Peschici und Vieste ist für den Rest der Senioren-WM die Foresta Umbra der Ort des Geschehens. Das «grüne Herz» des Gargano wird als einer der besterhaltenen Wälder Italiens beschrieben. Nur wenige Kilometer von der Meeresküste entfernt erreicht er eine Höhe von über 800 m. Der Name kommt nicht von ungefähr: Der dichte Baumbestand aus Buchen sorgt für Schatten und angenehme Temperaturen. Dolinen eine nach der anderen schaffen ein Paradies für den Orientierungslauf. Könner zeigen, was sie drauf haben. Wer noch nicht so weit ist, könnte es hier lernen. Eine einzige Arena dient als Zielraum für die «Forest Qualification» vom Mittwoch, für das Mitteldistanz-Finale vom Donnerstag und das abschliessende Langdistanz-Finale vom Samstag.

Abgerechnet wird am Schluss, Teil 1

So wie beim Hürdenlauf selbst nach der letzten Hürde noch vieles möglich ist, wird auch beim OL die Zeit erst im Ziel gestoppt. Martin Hutzli erlebte bei der Qualifikation gleich nach dem Start mehrere Schreckminuten. Er kam – wie andere auch – überhaupt nicht auf die Karte, kehrte schliesslich zum Start zurück und stempelte den ersten Posten nach 23 Minuten. Die schnellste Abschnittszeit betrug weniger als 4 Minuten. Er sah zwar «die Felle schon davonschwimmen», hatte aber mit Blick auf den Finaltag nichts zu verlieren, solange er alle Posten korrekt anläuft. Er sei dann nur noch marschiert. Trotz eines weiteren Zeitverlustes von 7 Minuten bei Posten 4, realisierte er am Ende mit rund 80 Minuten die schnellste Zeit. Nicht nur bei den Ältesten fielen die Unterschiede in diesem schwierigen Gelände deutlich aus. Nebst Hutzli liefen in die Ränge 1-3: Daniel Hubmann (M35-1, 1.), Stefano Maddalena (M50-1, 1.), Lukas Jenzer (M60-1, 1.), Stefan Bolliger (M60-3, 2.), Francesco Guglielmetti (M65-1, 3.), Emil Kimmig (M65-2, 3.), Heiri Greminger (M75-2, 2.), Liselotte Freuler (W55-1, 1.). Natürlich haben verschiedene das A-Final als persönliches Ziel verpasst. Medaillenanwärter blieben jedoch nicht schon bei der Qualifikation auf der Strecke. Wiederum nicht am Start war Adolf Kempf. Er konnte verletzungsbedingt nicht nach Italien reisen.

Abgerechnet wird am Schluss, Teil 2

Das Drehbuch am Finaltag sah vor, dass alle 7 Minuten eine Kategorie abgeschlossen wird und die Sieger*innen feststehen. So war von Beginn weg für Spannung gesorgt. Es wäre eine Überraschung gewesen, hätten zusätzlich zu den Topklassierten vom Vortag weitere Schweizer*innen ganz vorne mitmischen können. Martin Hutzli sorgte für das erste Highlight. Er gewann die Kategorie M90 mit einem Vorsprung von 5:30 überaus souverän. Er liess damit alle Nordländer deutlich hinter sich. Hut ab! Den Schlusspunkt setzte Daniel Hubmann. Er scheint zwar noch nicht ganz in der «Seniorenwelt» angekommen zu sein. Denn er musste sich um 17 Sekunden geschlagen geben und sich mit der Silbermedaille begnügen. Er verlor bei Posten 5 rund 3 Minuten, was er dank eines soliden Laufes des Siegers nicht mehr ganz aufholen konnte. Er sei natürlich nicht angereist, nur um Ferien zu machen, sagte er am Abend bei der Siegerehrung. «Ich weiss um das hohe Niveau der Senioren-WM. Aber vielleicht habe ich es doch ein bisschen unterschätzt. Ich kannte keinen der Namen auf der Startliste.» Es wäre wohl besser gewesen, er hätte den Vorlauf mit ein paar Sekunden Rückstand anstatt mit fast 7 Minuten Vorsprung auf den neuen Weltmeister abgeschlossen. Das wäre dann der richtige Warnschuss gewesen, so die Analyse von Hubmann.

Dazwischen kam Stefano Maddalena (M50) als Vierter einer Medaille am nächsten. Es fehlten nur 17 Sekunden. Dem Tessiner gelangen zwei konstant gute Läufe ohne nennenswerte Zeitverluste. Bei M60 klassierten sich Lukas Jenzer und Stefan Bolliger auf den Rängen 6 und 7. Jenzer gelang ein perfekter Start. Bei Posten 6 und 8 verlor er Zeit und fiel aus der Entscheidung. Bolliger musste keinen Fehler beklagen, konnte aber nicht mit den Schnellsten mithalten. Heiri Greminger (M75) bestätigte mit Rang 7 seine Leistung in der Qualifikation. Direkt hinter ihm folgt Hansjörg Suter. Ihm gelang eine Steigerung gegenüber dem Vortag.

Bei den Frauen stechen 3 fünfte Ränge heraus: Sandra Schärer (W35), Priska Gautschi (W60) und Anna Schnüriger (W75). Die Medaillen sind für sie aber ausser Reichweite. 10 Schweizer*innen dürften von der Regelung profitieren, dass sie dank Spitzenrängen jeweils im B-Final und sogar im C-Final am Langdistanz-OL auch im A-Final starten können. Wenn es Aufsteiger gibt, ist meist auch der Weg in die andere Richtung möglich. Auch davon sind einige Schweizer*innen betroffen. Die Startliste liegt noch nicht vor.



Die Top 10 in der Übersicht:

W35A    5. Sandra Schärer, ol norska                               +5:00

W60A    5. Priska Gautschi, OLK Fricktal                           +6:27

W75A    5. Anna Schnüriger, OLV Zug                               +10:42

M35A    2. Daniel Hubmann, OL Regio Wil                         +0:17

M50A    4. Stefano Maddalena, O-92 Piano di Magadino     +2:08
            10. Michele Ren, ASCO Lugano                            +6:51

M60A    6. Lukas Jenzer, OL Regio Burgdorf                      +2:45
            7. Stefan Bolliger, OLK Wiggertal                         +3:10

M75A    7. Heiri Greminger, thurgorienta                          +7:40
            8. Hansjörg Suter, CA Rosé                                 +9:17

M90A    1. Martin Hutzli, ol.biel.seeland                            +0:00

Veranstalterwebsite


(Text und Fotos: Mario und Monika Ammann)