Glück und Können gepaart führen das Schweizer Team an der WM der Studierenden zur nächsten zur nächsten Goldmedaille. Die Schweden schlagen sich dabei selbst.

Es sollte die Schlüsselszene in Langenthals Gassen sein. Scheinbar souverän lag der Schwede August Mollén auf der dritten Strecke vorne. Der Schweizer Tino Polsini versuchte alles, um am Schweden dranzubleiben, wie er später erzählte: «Ich habe ihn nicht mehr gesehen und gemerkt, dass er physisch ein bisschen stärker ist.» Und plötzlich lag er vorne, ohne es gemerkt zu haben. Nach der Arena-Passage unterlief Mollén nämlich ein entscheidender Fauxpas: Er übersah bei der Routenplanung einen unpassierbaren Zaun, musste daher umdrehen und einen grossen Zeitverlust in Kauf nehmen. Der Baselbieter Tino Polsini zog unbemerkt an ihm vorbei. «Erst im Ziel habe ich realisiert, dass der Schwede sich selbst geschlagen hatte.»

Mit einem einigermassen komfortablen Vorsprung von 32 Sekunden konnte Eline Gemperle, die zwei Tage zuvor bereits im Sprint triumphiert hatte, auf der Schlussstrecke alles klar machen. Ganz ohne Nervenkitzel kam aber auch die Aargauerin nicht aus. «Eigentlich wäre ich lieber auf die Jagd der Schwedin gegangen», sagte sie. So sei auch ihr Lauf nicht ganz fehlerfrei geblieben. Ein paar falsche Routen habe sie erwischt. «Darum habe ich versucht, noch etwas mehr zu pushen.» Erst kurz vor Schluss hatte sie auf einem weiten Feld Gewissheit als sie sich umsah, und niemanden kommen sah: Gold lag in Reichweite.

Zäsur schon auf der zweiten Strecke

Früh schon waren die Topfavoriten aus der Schweiz und Schweden der Konkurrenz enteilt. Hauptverantwortlich dafür war Timo Suter auf der zweiten Strecke gewesen. Gemeinsam mit Jonathan Gustafsson zog er vorneweg. Eine weitere Medaille an dieser Heim-WM lag somit für das Schweizer Quartett bald griffbereit. «Ich nahm mir vor, nur auf mich zu schauen und die anderen auszublenden – das ist mir gut gelungen», sagte Suter, seines Zeichens bereits Silbermedaillengewinner im Sprint vom Mittwoch. Der Finne Teemu Oksanen und der Spanier Pablo Ferrando konnten dem Tempo der beiden Favoriten nicht ganz folgen. Einmal mehr zeigten aber die Südländer ihre grossen Fortschritte im Orientierungslauf. Wenig fehlte und sie hätten in Langenthal einen Coup landen können.

Auf dem Weg zur Goldmedaille brauchte die Schweiz auch die makellose Leistung von Deborah Stadler auf der Startstrecke. Mit kleinem Abstand auf die drei Spitzenteams Schweden, Finnland und Spanien hatte sie an Timo Suter übergeben. «Zu Beginn merkte ich, dass ich ein wenig die längere Gabelung erwischt hatte. Ich bin ruhig geblieben und kam wieder zur Spitze ran.» Die Basis war gelegt für das perfekte Schweizer-Puzzle zu Gold. Das kleine Geschenk der Schweden nahm das Quartett dankend an. Den Nordländern blieb Silber vor Finnland.

Morgen Samstag folgt im Berner Jura bei Corcelles die Mitteldistanz.

Resultate

Langenthal (BE). Universitäts-OL-Weltmeisterschaft. Sprint-Staffel. (2,9 Km, 20 m HM, 18 Po.): 1. Schweiz (Deborah Stalder, Timo Suter, Tino Polsini, Eline Gemperle) 50:39; 2. Schweden (Vilma von Krusenstierna, Jonathan Gustafsson, August Mollén, Tilda Östberg) 51:22; 3. Finnland (Elisa Mattila, Teemu Oksanen, Tuomas Heikkilä, Inka Nurminen) 51:34; 4. Spanien (Nerea Gonzáles Peña, Pablo Ferrando Gálan, Álvaro Casado Gómez, Ana Toledo Navarro) 53:06; 5. Grossbritanien (Fiona Bunn, Edmund Grierson, Peter Molloy, Cecile Andersen) 53:14; Tschechien (Tereza Cechova, Vojtech Sykora, Martin Roudny, Jana Peterova) 54:05.

(Text: Yann Schlegel, Fotos: Rolf Gemperle)