Erfolgreicher Tag für das Schweizer Team an der Junioren-Weltmeisterschaft in Rumänien! Henriette Radzikowski läuft über die Mitteldistanz zu WM-Gold, Inès Berger verpasst das Podest als Vierte um wenige Sekunden. Pascal Schärer und Dominic Müller werden zeitgleich Fünfte.

Sie war früh gestartet und hatte im Ziel entsprechend lange auf dem Leaderstuhl zu warten: Henriette Radzikoswki, die Jüngste im Schweizer Team, die bereits im Sprint (7.) und in der Sprintstaffel (Topabschnitt) überzeugt hatte. Hoffnungen machte sie sich kaum: „Vielleicht reicht es unter die besten 15“, sagte sie sich zuerst. Schliesslich war ihr zum fünften Posten „ein extremer Fehler“ unterlaufen. Viele Sekunden waren verloren gegangen. Insbesondere die steilen Hänge mit fein coupierten Partien waren technisch anspruchsvoll und physisch extrem fordern. Auch der offene Schlussteil galt es nicht zu unterschätzen, vielen Athletinnen und Athleten verloren auf den letzten Postenabschnitten noch wertvolle Sekunden.

Doch Radzikowski blieb an der Spitze des Zwischenklassements. „Vielleicht wird’s gar etwas mit den Top Ten“, überlegte sie. Sodann malte sie sich einen Diplomrang aus. Doch als Widersacherin um Widersacherin, auch Favoritinnen wie die Ungarin Rita Maramarosa oder die Finnin Eeva Liina Ojanaho hinter ihr blieben, wurde sie nervös und nervöser. Bis das Endergebnis feststand: Weltmeisterin Henriette Radzikowski. „Ich kann’s nicht glauben“, sagte sie, „ich bin unglaublich glücklich und stolz.“

Von 0 auf 100 und ohne den üblichen Hintergrund

Aufgrund vorzüglicher Resultate und der klaren Selektion für die JWOC ist Henriette Radzikowski erst kürzlich (zusammen mit Matthieu Bührer) ins Junioren-Kader aufgenommen worden. Dieser Grosserfolg – sie ist erst die siebte Schweizer Juniorinnen-Weltmeisterin aus der Schweiz nach Regula Hulliger, Simone Niggli-Luder, Sina Tommer, Simona Aebersold, Eline Gemperle und Lilly Graber – unterstreicht die Bedeutung ihrer Leistung. Und Radzikowski selbst staunt: Noch an keinem internationalen Grossanlass hatte sie teilgenommen. Ihre Erfolgspalette hatte sich auf einige SM-Titel beschränkt. 

Die Gymnasiastin aus Erlenbach zeichnet sich durch eine weitere Besonderheit aus. Sie stammt nicht aus einer OL-Familie. Vielmehr kam sie zufällig über ein Werbeplakat und über ein OL-Schnuppertraining vom Vereion o-motion zur Sportart. Das war vor sieben Jahren. Ihr jetziger Triumph fiel knapp aus: Die zweitplatzierte Lucie Dittrichova (CZE) war nur vier Sekunden länger unterwegs. Die dritte Pia Young Vik (NOR) 7lief nur 14 Sekunden dahinter zu Bronze.

Berger Glück und Frust

Henriette Radzikowski lieferte das Glanzergebnis. Doch auch die Teamkolleginnen und -kollegen überzeugten. Mit einem Rückstand von nur 4 Sekunden auf den dritten Platz belegte Inès Berger den unglücklichen 4. Rang. «Der Rang ist gut, das Verdikt aber frustrierend», sagte sie. Bei Rennhälfte war sie noch schneller unterwegs gewesen als Radzikowski. Doch dann unterlief ihr der einzige, aber gröbere Fehler. Über eine Minute liess sie dort liegen. Danach aber fing sich Berger sofort wieder und machte Position um Position gut. Das Rennen hätte für sie wohl etwas länger dauern dürfen.

Kati Hotz untermauerte als drittbeste Schweizerin (11.) das starke Teamergebnis. Ihr fehlten 57 Sekunden zur letzten Medaille.

Müller und Schärer zeitgleich

Auch bei den Männern war’s eng, und auch da liefen die Schweizer starke Rennen. 42 Sekunden fehlten Dominic Müller und Pascal Schärer zu Bronze. Zeitgleich belegten sie Platz 5. Bei Schärer überwog klar die Freude: «Ich fand gut ins Rennen, konnte meinen Plan sauber umsetzen und ich lief immer mit einem guten Gefühl», fasste er zusammen. Und gar noch grüsser war die Genugtuung bei Müller. «Besser wäre kaum möglich gewesen, ich bin superzufrieden.» Er konnte «von A bis Z pushen» und blieb dennoch ohne nennenswerte Fehler. Mit Matthieu Bührer auf Rang 10 und Joschi Schmid auf Rang 13 zeigten zwei weitere Schweizer, dass sie im rumänischen Gelände gut zurechtkommen.

Der Sieg ging derweile an Hannes Morgensen (SWE). Jakub Chaloupski (CZE)  belegte Rang 2 und Oscar David Brom-Jensen (DAN) Rang 3. Nach einem Ruhetag folgt am Freitag die Langdistanz. Am Samstag wird die JWOC mit der Staffel abgeschlossen.

(Text: Jörg Greb, Fotos: JWOC-Team)