In Turku gewinnen Simone Niggli und Monika Ammann Gold, Arlette Piguet Silber und das Männer-Trio Matthias Niggli, Mario Ammann sowie Martin Hutzli Bronze. Bapiste Rollier, Lukas Jenzer, Reto Müller, Hansruedi Kohler und Jean-Claude Guyot sowie Johanna Purrer sind mit Rängen zwischen 4 und 6 knapp neben dem Podest.

Die Sprintbewerbe begannen am 3. August mit einer Überraschung. Denn entgegen den Erwartungen war beim Qualifikationslauf vom Samstag das parkähnliche Gelände nicht in das Bahnkonzept integriert. Als Folge davon war das Laufgebiet für die Mehrzahl der Kategorien eher klein. Die Bahnen waren oft auch mehrfach überkreuzt. Zusammen mit den vielen Posten auf engem Raum war grösste Aufmerksamkeit angezeigt. Dazu hängte «Emit» als Stempelsystem generell beim Sprint-OL wie ein Damoklesschwert über den Köpfen der sonst mehrheitlich mit Sportident vertrauten Teilnehmerschaft. Peter Handke schrieb ein Buch mit dem Titel «Die Angst des Tormanns beim Elfmeter». Die Ungewissheit, ob der Posten nun tatsächlich auf der Emit-Card registriert ist oder doch nicht, war omnipräsent. Bei den verbleibenden Wettkämpfen im Wald kann man sich eher mehr Zeit zum Stempeln lassen und das Backup-System nutzen.

Keine neuen Namen bei den Medaillisten

Der Dom von Turku war eine stimmungsvolle Kulisse für die Arena vom Sprint-Final in der Innenstadt. Gleich angrenzend erhob sich der Hügel mit der Universität. Zahlreiche Gebäude auf unterschiedlichen Ebenen, demzufolge mit Mauern und Treppen, boten Gelegenheiten für Routenwahlen. Richtig knifflige Aufgaben mit überraschenden Routen blieben weitgehend aus. Künstliche Sperren gab es keine. Am Samstag hatten sich bekannte Gesichter mit vordersten Rängen in Position gebracht. Am besten bestätigen konnten sich Simone Niggli (W45) und Monika Ammann (W65) jeweils mit Gold, gefolgt von Arlette Piguet (W65) mit Silber und Matthias Niggli (M50) mit Bronze. Dieses Quartett hatte am Vortag schon ihren Quali-Heat gewonnen. Simone Niggli lieferte sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit der zweitplatzierten Finnin. Simone Niggli hatte sich knapp zwei Wochen vorher am O-Ringen leicht verletzt und lief vorsichtshalber etwas dosiert. Abgesehen von einer Routenwahl, bei der sie sich umentschied und umkehren musste, sprach sie von einem «soliden Lauf». Am Ende siegte sie mit 10 Sekunden Vorsprung. Bei den W65 gelang Monika Ammann ein sehr guter Lauf. Sie realisierte rechtzeitig, dass sie in eine Sackgasse lief. Der Zeitverlust hielt sich in Grenzen. Auch Arlette Piguet freute sich über einen gelungenen Lauf. Um Haaresbreite hätte sie einen Posten übersehen. Mit 21 Sekunden Unterschied sicherten die beiden für die Schweiz einen Doppelsieg.

Für andere «Doppelerfolge» sorgten Matthias Niggli und Mario Ammann (M65), die beide Bronze gewannen. Matthias Niggli hatte einen guten Lauf, wählte aber auf der langen Route hinauf zum Hügel die falsche Route. «In der zweiten Hälfte konnte ich mit einigen guten Routen aufdrehen. Zudem nahmen sich einige Konkurrenten durch Fehler aus dem Rennen», so der Kommentar des Drittplatzierten. Letzteres gilt auch für Mario Ammann. Vom Handling mit Emit abgesehen, machte er nur einen «Bock» und konnte sich gegenüber dem Vortag steigern. Die Liste der Nichtklassierten enthält auffallend viele Namen, die sich am Ende der Startliste – also bei den Besten des Vortages – befanden. Niggli und Ammann standen also je zweimal auf dem Podest. Eine Steigerung gegenüber dem Vortag gelang auch Martin Hutzli. Er wurde bei M90 Dritter. Wie die anderen Medaillengewinner*innen aus der Schweiz ist es für den Seeländer nicht die erste WM-Auszeichnung.

 

 

Knapp «am Ziel» vorbei

Bereits am Vortag war das Paarvo Nurmi Stadium der perfekte Rahmen für den Qualifikationslauf. Die grosse Beteiligung ergab bei einigen Kategorien mehr Startfelder als sonst. Üblicherweise starteten diese «Heats» gestaffelt und auf identischen Bahnen. In Turku waren die Kategorien parallel am Start. Aufgrund der Ergebnisse vom Samstag, aber auch aufgrund des Rénommée kamen weitere Namen für eine Medaille in Frage. Baptiste Rollier (M40) ging als «Masters-Neuling» an den Start. Er belegte in der Quali Rang 2 und im Final Rang 4. Vor ihm sind mit Oystein Kvaal Osterbo (NOR) und Marten Bostrom (SWE) frühere OL-Grössen klassiert. Auch der Sieger aus Finnland hat Weltcup-Erfahrung. Das unterstreicht den Stellenwert der Senioren-WM. Stefan Bolliger und Lukas Jenzer (beide M60) belegten im gleichen Vorlauf die Ränge 1 und 2. Reto Müller kam in einem anderen Vorlauf auf Rang 9. Am Sonntag büsste Stefan Bolliger beim «einfachen» Posten 3 viel Zeit ein, konnte aber auch sonst läuferisch nicht mithalten. Lukas Jenzer lief zweimal nicht optimal und konnte den Rückstand nicht mehr wettmachen. Als Vierter trennten ihn 16 Sekunden von der Bronzemedaille. Reto Müller wurde mit 4 Sekunden Rückstand auf Jenzer Fünfter. Er verpasste eine bessere Platzierung auf der längsten Teilstrecke mit Routenwahl hinauf auf den Uni-Hügel. Bei M65 erreichten in ihren Heats auch Guido Rhyn (2.), Willi Müller (4.), Martin Sacher (4.) und Gila Poltera (6.) einen Top-Ten-Platz. Im Final verpasste Guido Rhyn eine Klassierung. Martin Sacher und Willi Müller fielen knapp aus den ersten Zehn. Bei M70 kam Francesco Guglielmetti am Samstag auf Rang 2, Jean-Pierre Müller auf Rang 4 und Alain Juan sowie Hansruedi Kohler auf die Ränge 10 und 11. Am Sonntag bestätigte Jean-Pierre Müller als Siebter seine Leistung auf eindrückliche Art und Weise. Noch besser klassierte sich Hansruedi Kohler als Sechster. Auch Francesco Guglielmetti brachte die verlangten Postenquittungen nicht vollständig ins Ziel. Das Gleiche gilt für Franz Wyss (M75) und Vierter in seinem Vorlauf vom Samstag. Zu den Geschlagenen gehört Jean-Claude Guyot (M75), ebenfalls Vierter in einem anderen Vorlauf. Er war am Sonntag bei mehreren Teilstrecken bei den Schnellsten, nicht aber bei der eigentlichen Schlüsselstelle für sehr viele Kategorien. Rang 5 mit 50 Sekunden Rückstand auf den Sieger und 20 Sekunden auf Rang 3.

Bei den Damen hatten in der Qualifikation Johanna Purrer (W55) als Siegerin, Priska Gautschi (W60) als Zweite, Mirjam Gründler (W50), Irene Müller (W70) und Ruth Wydenkeller (W75) als je Dritte sowie Brigitte Howald (W60) als Fünfte weitere Toprangierungen erreicht. Die besten Aussichten auf eine Medaille hatte dabei Johanna Purrer. Als Fünfte verpasste sie das Ziel nur knapp. Ruth Wydenkeller wurde Zehnte.

Wechsel in den Wald

Ab Dienstag stehen die Wettkämpfe im Wald auf dem Programm. Die Aufgaben dürften für viele schwierig werden. Es ist vermutlich nicht übertrieben, von «finnischen Meisterschaften mit internationaler Beteiligung» zu sprechen. Die Qualifikation entscheidet über die Zuteilung zu den Startfeldern vom Mitteldistanz-Final vom Mittwoch. Das Ergebnis vom Mittwoch fliesst in die Startliste für das Finale im Langdistanz-OL vom Freitag ein.

Veranstaltungswebsite

(Text: Mario Ammann, Fotos: Mario Ammann, Marc Streit, Veranstalter WMOC)