Zweimal Gold für Simone Niggli (W45) und Baptiste Rollier (M40) ist die Schweizer Ausbeute im Mitteldistanz-Final an der Senior*innen-WM. Norwegen und USA erscheinen im Medaillenspiegel auch noch mit je einer Goldmedaille. Die weiteren 21 Weltmeisterinnen und Weltmeister kommen aus Schweden oder Finnland. Estland, Lettland, Polen und Tschechien dürfen sich auch noch über Medaillen freuen.
Nach den Sprintbewerben vom Wochenende wurde die Senior*innen-WM in Finnland am Dienstag mit der «Wald-Qualifikation» und am Mittwoch mit dem Mitteldistanz-Final fortgesetzt. Am Montag konnte man bei einem Training erahnen, wie sich das Laufgebiet in der Küstenregion im Südwesten des Landes anfühlen könnte. Für beide Wettkampftage wurde die gleiche Arena benutzt. Im Gelände dominierten Felsen und Klippen, die bis 50 m hoch sein konnten. Die Steigungen waren moderat. Das Gebiet war praktisch weglos oder das Bahnkonzept so angelegt, dass Wege und Pfade kaum benutzt werden konnten. Als mögliche Leitlinien dienten Kahlschläge, meist offene Hügel und vor allem Sümpfe. Die erfahrenen Nordländer erkennen jeden kartierten Sumpf, auch wenn er noch so klein ist.
Finnland und Schweden dominieren fast nach Belieben
Die Vermutung, dass nach dem Sprint mit den Wettkämpfen im Wald nun «finnische Meisterschaften mit internationaler Beteiligung» folgen, war natürlich gewagt. Schweden hat auf jeden Fall die Herausforderung angenommen und Finnland unter Druck gesetzt. Das wird beim Langdistanz-Finale nicht anders sein. Mit Blick auf die grosse Beteiligung aus diesen beiden Ländern – Finnland 1762, Schweden 569 – liegt es auf der Hand, dass auch viele aussichtsreiche Läuferinnen und Läufer am Start sind. Norwegen, mit 369 Anmeldungen, konnte wenigstens am Mittwoch nicht mithalten. Der Schweiz gelangen bei der Qualifikation wie gewohnt gute Rangierungen. Doch wenn die Teilnehmerzahlen in den Kategorien so gross sind und am Finaltag die Besten aus bis zu sechs Heats um die Entscheidung laufen, braucht es insbesondere im nordischen Gelände eine Parforce-Leistung, die eben nur Kenner und/oder Könnerinnen schaffen. Das Niveau an einer Senioren-WM mit so vielen Teilnehmern ist unbestritten sehr hoch. 71 Medaillen lagen zum Verteilen bereit. 29, davon 10 goldene, gingen an Finnland. Schweden gewann 11 goldene und insgesamt 24 Medaillen. Gemessen an Siegen folgt nun die Schweiz mit zweimal Gold. Norwegen steht in der Statistik mit 9 Medaillen. Die weiteren: Lettland 3 sowie USA, Estland, Polen und Tschechien je 1.
Zweites Gold für Simone Niggli, Premiere für Baptiste Rollier
Simone Niggli hatte ihren Qualifikationsheat gewonnen und ging als Favoritin ins Rennen. Zu den Herausforderinnen gehörte wieder die Finnin Sanna Paukkunen, die im Sprint Zweite geworden war und als Siegerin des anderen Vorlaufes erneut zu den Medaillenanwärterinnen gehörte. Vor dem Lauf auf das Duell mit Niggli angesprochen, meinte sie, dass es im Wald gegen Simone erst recht schwierig sein wird. Sie wurde Dritte. Simone Niggli löste ihre Aufgabe souverän mit 1:49 Vorsprung. Der Vergleich der Zwischenzeiten zeigt, dass sie nie in Bedrängnis war. «Das Gelände war wunderschön. Genau darum sind wir hier!», lautete ihr Kurzkommentar. Ähnlich ging es Baptiste Rollier. Er hatte am Sonntag den Sprint als Vierter abgeschlossen. Er sei am Anfang zu wenig schnell gelaufen. Wie Niggli brachte sich Baptiste mit einem Sieg in der Qualifikation in die Pole-Position für das Finale. Auch dort hielt er die Konkurrenz mit einem guten Lauf um mindestens 40 Sekunden auf die Distanz. «Es war sehr schön und ich freue mich über mein Ergebnis», so der Romand.
Wie schwierig es war, im Klassefeld von früheren Eliteläuferinnen und -läufern und unverwüstlichen «Altmeistern» zu bestehen, zeigt der Blick auf die Ranglisten der Kategorien. Auf den ersten 10 Rängen finden sich nur wenige weitere Nationen, die nicht schon im Zusammenhang mit den Medaillen genannt worden sind. Doch auch dort sind Namen ausserhalb von Finnland, Schweden oder Norwegen sehr spärlich. Schweiz taucht noch dreimal auf: Bei M90 hat Henri Repond Rang 6 erreicht. Ruth Wydenkeller (W75) und Matthias Niggli (M50) wurden Neunte.
Abschluss mit Langdistanz am Freitag
Zum Langdistanz-Final wird in umgekehrter Reihenfolge der Rangierung beim Mitteldistanz-Wettkampf gestartet. Das Ergebnis vom Mittwoch gibt aber noch Verschiebungen in der Finalzuteilung. Nach einem bestimmten Schema steigen die Besten in das nächsthöhere Final-Feld auf. Umgekehrt müssen gleich viele Läuferinnen und Läufer am Schluss der Rangliste den «Neuen» Platz machen und absteigen. Die Anzahl Startplätze pro Final bleibt unverändert bei maximal 80-84 oder 50% der Anmeldungen.
(Text und Fotos: Mario Ammann)