Zwei Jahre nach dem Gewinn von Mitteldistanz-Bronze an der WM in der Schweiz steigert sich Fabian Hertner in Italien auf den Silberplatz. Hertner verliert als Zweiter 18 Sekunden auf Sieger Olav Lundanes, der für Norwegen den ersten Titel erringt. Der vermeintliche Gewinner Thierry Gueorgiou (FRA)wurde disqualifiziert, weil er den sechsten Posten ausgelassen hatte.

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Fabian Hertner

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Baptiste Rollier

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Andreas Kyburz
"Schon etwas wie Jura, aber viel steiler, und oft auch steiniger", beschrieb der Neuenburger Baptiste Rollier das ruppige, auch kartentechnisch sehr anspruchsvolle Terrain oberhalb von Asiago. Das Gelände mit vielen kleinen Felsformationen verzieh keine Unsicherheiten: Selbst im nahen Umkreis der Posten musste man die vielen Details genau kontrollieren und es lohnte sich, das Tempo zugunsten des Kartenlesens zu reduzieren. Besonders von Posten 5 bis Posten 8 war die Sicht sehr eingeschränkt - übrigens dort, wo Langdistanz-Weltmeister Thierry Gueorgiou sich beim Kartenlesen bereits eine Teilstrecke weiter wähnte und dabei vergass den sechsten Posten anzulaufen. Der Franzose, der mit Bestzeit ins Ziel gekommen war, wurde disqualifiziert. Da dürfte es ein kleiner Trost sein, dass seine schwedische Freundin Annika Billstam bei den Frauen den Titel gewann.

Nutzniesser dieses Irrtums waren Olav Lundanes, der für Norwegen Gold und damit seine zweite Medaille an dieser WM holte, der Schweizer Fabian Hertner, sowie der von der Krim stammende Ukrainer Oleksandr Khratov. Dahinter sorgten Rollier und Kyburz für eine Schweizer Teamleistung, wie sie über die Mitteldistanz noch nie vorgekommen war. Da fiel nicht einmal ins Gewicht, dass der zweifache Medaillengewinner Daniel Hubmann drei grössere Fehler beging und mit vier Minuten Rückstand Elfter wurde.

"Ich habe ständig alles genau angeschaut, es war so unübersichtlich, ich hatte eine Riesenangst, einen Fehler zu machen", beschrieb Fabian Hertner seinen Wettkampf. "Ich bin auf den Teilstrecken sicher keine Bestzeiten gelaufen, weil ich soviel Zeit investiert habe. Um mal Weltmeister zu werden braucht es auch Bestzeiten. Aber ich kann in einem derartigen Gelände nicht so laufen, dass mich niemand schlagen kann." Hertner, der zunächst auf dem Podium als Dritter Platz nehmen und kurz nach Gueorgious Zieleinlauf und der Disqualifikation in den Sessel des Zweiten rüberwechseln durfte, war so oder so mehr als glücklich: "Ich habe mein Ziel mehr als erreicht." Schon an den Europameisterschaften im April hatte Hertner in dieser Disziplin die Silbermedaille gewonnen - dort hinter Daniel Hubmann. Für Hertner ist dies bei seiner achten WM-Medaille der ingesamt vierte Podestplatz.

"Von Posten 4 zu 5 habe ich ich etwas die Kontrolle verloren, kam nicht richtig vorwärts, da habe ich Zeit verloren", sagte Baptiste Rollier, der sein bislang bestes WM-Resultat - Langdistanz-Vierter 2011 - egalisierte. "Dazu kamen kleinere Unsauberkeiten, und zum zehnten Posten habe ich mir weiteren Rückstand eingehandelt", ergänzte Rollier, der den Bronzeplatz um eine knappe Minute verpasste.

Ebenfalls zum zehnten Posten verlor Andreas Kyburz über eine Minute, "da habe ich eine schlechte Route gewählt", sagte Kyburz. "Wir war von Anfang an klar, dass ich von Lundanes und Gueorgiou aufgeholt werde. Ich versuchte, keine Kraft zu vergeuden, und nach der Zielpassage habe ich dann Guergiou bis zum zweitletzten Posten anhängen können. Dann musste ich ihn jedoch ziehen lassen", kommentierte er seinen Lauf. Für den Fricktaler ist dies die klar beste Leistung seiner Karriere.

Enttäuscht war hingegen Daniel Hubmann. "Eine Minuten zu Posten 5, zwei Minuten zum neunten und anderthalb Minuten zum 15.", bilanzierte Hubmann seinen technisch misslungenen Lauf. Besonders den Fehler beim neunten Posten wurmte ihn: Er passierte diese Position auf dem Weg zu Posten 5, sah dort eine Flagge und lief nach der Schlaufe 5 bis 8 wieder dorthin. Erst nach dem Weglaufen habe er realisiert, dass dies nicht der richtige Posten gewesen sei, und so büsste er entscheidend Zeit ein. "Wenn ich sehe, dass ich am Ende nur vier Minuten Rückstand habe, dass ist es noch human", fügte Hubmsann an. (Text Nicolas Russi, Fotos Rémy Steinegger)

Resultate

Campomulo/Gallio (ITA). OL-Weltmeisterschaften. Mitteldistanz.


Männer (5,86 km/290 m Steigung/19 Posten): 1. Olav Lundanes (NOR) 38:12. 2. Fabian Hertner (SUI) 0:18 zurück. 3. Oleksandr Kratov (UKR) 0:34. 4. Baptiste Rollier (SUI) 1:33. 5. Andreas Kyburz (SUI) 1:53. 6. Lauri Sild (EST) 2:27. Ferner: 11. Daniel Hubmann (SUI) 4:09. Disqualifiziert u.a. Thierry Gueorgiou (FRA/Posten fehlt).