Mit Gold für die Frauen und Silber für die Männer in den abschliessenden Staffelrennen setzte die Schweizer Equipe an den OL-Weltmeisterschaften in Italien einen ausserordentlichen Schlusspunkt. Judith Wyder führte als Schlussläuferin das Team mit Sara Lüscher und Sabine Hauswirth zum Titelgewinn, wonach bei den Männern Matthias Kyburz nach zwischenzeitlicher Führung durch Fabian Hertner und Daniel Hubmann im Endkampf die Silbermedaille sicherstellte.

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Die Schweizer Medaillengewinner dieser WM

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Der Silberspurt zwischen Kyburz und Gueorgiou

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Daniel Hubmann aus der Höhle fotografiert

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Judith Wyder

Im mehrheitlich selben Terrain wie bei der Mitteldistanz am Vortag rund um das Langlauf-Center Campomulo oberhalb Asiago krönten die Schweizer eine starke WM-Bilanz, die klar über dem Ziel von sechs Medaillen lag. Die Schweiz liegt mit acht Mal Edelmetall klar an der Spitze des Medaillenspiegels - selbst mit Simone Niggli hatte es nur einmal an einer WM noch mehr Podestplätze gegeben. Die dreifache Europameisterin Judith Wyder bestätigte ihre Topform auch in der letzten Entscheidung und ragt mit dreimal Gold und einmal Bronze klar heraus.

Sowohl das Frauentrio wie auch die Männer setzten in der Staffel die Strategie des geduldigen Laufes und des Ruhe bewahrens erfolgreich um und keiner der sechs Athletinnen und Athleten musste grosse, vorentscheidende Zeitverluste hinnehmen, sondern alle sprachen von kontrollierten Läufen.

Im Rennen der Frauen kehrte Startläuferin Sara Lüscher als Erste von der Startstrecke zurück, obwohl sie zu Posten 12 eine schlechte Route gewählt hatte. "Da hatte ich eine Schrecksekunde, aber ich habe mich auf dem Weg aufgefangen und hatte zusätzliche Sicherheit, weil ich am Vortag dort schon mal durchgekommen bin", sagte Lüscher. "Das Mitteldistanz-Ergebnis hat mir auf jeden Fall viel Selbstvertrauen gegeben", meinte die Zürcherin, die vor Jahresfrist schon beim Bronzegewinn auf der Startstrecke war. "Es war schon speziell, allein der Spitze in den Wald zu laufen", kommentierte Sabine Hauswirth, die einen Vorsprung von 31 Sekunden mitnehmen konnte. Kleinere Unsauberkeiten beim vierten Posten, eine weitere halbe Fehlerminute sowie ein Bogen vor dem letzten Posten waren ausschlaggebend dafür, dass Judith Wyder mit 2:17 Minuten Rückstand die letzte Strecke angehen musste.

Wyder begann ihren Abschnitt äusserst stark. "Ich war sehr auf mich fokussiert und habe deshalb nicht mitbekommen, dass ich schon vor der Zuschauerpassage kurz in Führung gelegen hatte", beschrieb Wyder den Rennverlauf auf der dritten Strecke. "Bei Überlauf habe ich dann die Schwedin vor mir gesehen und gemerkt, dass ich näher komme. Als wir dann alle drei zusammen waren, spürte ich, dass ich läuferisch am stärksten bin", sagte Wyder weiter. "Heute habe ich Geduld mitgebracht. Ich hatte das Vertrauen, dass ich es auch ganz am Schluss entscheiden könnte. Das hat mir viel Ruhe zum sauber OL machen gegeben."

Bei den Männern vermochten sowohl Fabian Hertner wie auch Daniel Hubmann die Gegner unter Konztrolle zu halten. "Ich begann etwas nervös, musste ständig vorne laufen, und einige Posten waren wirklich heikel", erklärte Hertner. Doch mit zunehmender Dauer des Laufes fühlte er sich sicherer. "Und auch die Situation, dass der Franzose Frédéric Tranchand gegen Schluss die kürzere Gabelung hatte, vermochte mich nicht zu beunruhigen." Hertner übergab als Zweiter nur sechs Sekunden hinter Frankreich und zusammen mit dem Schweden, was Daniel Hubmann eine ideale Ausgangslage bot.

"Ich hatte zwar zwei, drei kleine Unsicherheiten, vermochte jedoch läuferisch von Beginn weg viel Druck zu machen. Ich wusste, physisch bin ich parat", sagte Hubmann. Sukzessive baute er den Vorsprung aus. "Über die Mitteldistanz habe ich es mit der Brechstange versucht, nun lief ich überlegter, habe bewusst viel Zeit ins Kartenlesen investiert", betonte der Thurgauer, der Matthias Kyburz mit 49 Sekunden Vorsprung auf die Schlussstrecke schicken konnte.

"Beim fünften Posten habe ich Gustav Bergman und Thierry Gueorgiou das erste Mal gesehen. Posten sieben war gegabelt. Ich hatte die etwas längere Variante und habe sie nicht mehr gesehen. Das war eine heikle Situation. Zu Posten acht habe ich voll gedrückt und kaum mehr Karte gelesen. Zum Glück habe ich dann weit vorne das französische Dress gesehen. Darauf drückte ich noch einmal voll und schaffte den Anschluss ganz knapp", beschrieb Kyburz den Verlauf auf dem dritten Teilstück. "Auf der Schlussschlaufe habe ich taktisch gedacht und Gueorgiou machen lassen. Auf dem Weg zum letzten Posten habe ich angegriffen und bin am ihm vorbei gekommen", erläuterte Kyburz die Entscheidung um Silber und meinte: "Super, dass es endlich mit der Staffel-Medaille geklappt hat. Klar, wenn man als Erster auf die letzte Strecke geht, dann möchte man den Platz halten. Heute lag das aber nicht drin, deshalb bin ich zufrieden." (Text Nicolas Russi, Fotos Rémy Steinegger)

Resultate

Campomulo/Gallio (ITA). OL-Weltmeisterschaften. Staffel.

Männer (2x6,1-6,2 km/275-285 m Steigung/18 Posten, 1x6,7-6,9 km/310-315 m Steigung/16 Posten): 1. Schweden (Jonas Leandersson/Fredrik Johansson/Gustav Bergman) 1:56:49. 2. Schweiz (Fabian Hertner/Daniel Hubmann/Matthias Kyburz) 1:09. 3. Frankreich (Frédéric Tranchand/François Gonon/Thierry Gueorgiou) 1:14. 4. Norwegen 6:59. 5. Tschechien 7:46. 6. Österreich 8:19.

Frauen (2x4,6-4,7 km/245-255 m Steigung/18 Posten, 1x 4,9-5,1/250-265/16): 1. Schweiz (Sara Lüscher/Sabine Hauswirth/Judith Wyder) 1:51:21. 2. Dänemark (Emma Klingenberg/Ida Bobach/Maja Moeller Alm) 0:11. 3. Schweden (Helena Jansson/Annika Billstam/Tove Alexandersson) 2:35. 4. Mari Fasting (NOR) 4:24. 5. Minna Kauppi (FIN) 7:42. 6. Catherine Taylor (GBR) 15:10.

Medaillenspiegel

Schweiz 3/4/1
Schweden 2/2/2
Dänemark 1/3/2
Frankreich 1/-/1
Russland 1/-/1
Norwegen 1/-/1Ukraine -/-/1