Es war ein Schaulaufen für das Schweizer Trio Fabian Hertner, Daniel Hubmann und Matthias Kyburz vor Schloss Darnaway. Hunderte von Metern vor dem Ziel konnten Startläufer Hertner und Mittelmann Hubmann ihren Schlussläufer in Empfang nehmen und sich zusammen jubelnd die letzten paar hundert Meter vor der grossen Zuschauermasse präsentieren. Von hinten drohte keine Gefahr mehr. Zu beträchtlich war die Reserve auf die nachfolgenden, sich dramatisch duellierenden Nationen Norwegen, Frankreich und Grossbritannien.

Eine vorzügliche Ausgangslage hatte bereits Hertner auf dem ersten Streckenabschnitt herausgelaufen: Über eine Minute holte der 30-jährige Winterthurer auf die relevanten Widersacher heraus. „Unsere Taktik ging auf, ich wollte mit einem Toplauf die Konkurrenz unter Hochdruck setzen“, sagte er. Dass ihm dies mit „einem fehlerlosen Lauf“ vollauf glückte, stellte für ihn nach den Unsicherheiten über die Mitteldistanz vom Vortag eine „grosse Genugtuung“ dar.

Hubmann fuhr mit Highspeed-OL fort
Anders war die Ausgangsposition für Daniel Hubmann. Nach seinem Weltmeistertitel vom Vortag strotze er vor Selbstvertrauen. Unterwegs im „Highspeed-OL“ fühlte sich der Eschlikoner im leicht zu belaufenden Boden.  Als „spielerisch“ empfand er sein Laufen, und er genoss dieses Laufen ohne Gegenkontakt: „Ich mag’s mich selber zu pushen“, sagte er. „Cool bleiben, Fehler vermeiden und die läuferischen Qualitäten umsetzen, einfach von Posten zu Posten“ nahm er sich vor. Und so baute er den Vorsprung auf noch komfortablere 94 Sekunden aus.

Heimlaufen für Kyburz
Nach den beiden Abschnittsbestzeiten von Hertner und Hubmann war für Matthias Kyburz klar: „Jetzt muss ich’s nur noch heimlaufen.“ Das tat der Fricktaler souverän, indem er nur unwesentlich langsamer lief als der entfesselt auf die zweite Position vorstürmende Norweger. Vergessen machen konnte er nicht zuletzt sein Missgeschick (Linsenverlust) vom Vortag.

Für Ausstrahlung sorgte nicht nur die Art und Weise des Schweizer Sieges, sondern ebenso der Erfolg als solches. Nach den drei Staffeltiteln von 1991, 1993 und 1995 steuerten die ambitionierten Schweizer Männer dieses Staffel-Gold seit Mitte der 00-er-Jahre vehement an. Stets scheiterten sie, ausser 2008. Doch jener Erfolg war kein wirklicher. Geschlagen waren edie Schweizer damals bereits, doch drei der vier erstplatzierten Nationen brachen ihre Lauf ab, um medizinische Nothilfe beim vierten Vertreter zu leisten (tiefe Fleischwunde). Und nicht auf demselben Level eingeschätzt wurden die beiden EM-Titel von 2010 (mit Hertner) sowie von 2012 (mit Kyburz) – EM ist nicht gleich WM.


Darnaway, Männer-Staffel. 1. Schweiz (Hertner, Hubmann; Kyburz) 1:41:40. 2. Norwegen (Österbö, Kaas, Dähli) 1:50. 3. Frankreich (Coupat, Basset, Tranchant) 2:12. 4. Grossbritannien 2:49. 5. Tschechien 3:45. 6. Estland 3:59.