Zwei Gold- und zwei Silbermedaillen – die Schweizer OL-Läufer verfehlten zwar an der WM in Inverness ihr Medaillenziel. Chef Leistungssport Patrik Thoma zieht trotzdem eine erfreuliche Bilanz.
Patrik Thoma, sieben Medaillen nannte Swiss Orienteering im Vorfeld der Titelkämpfe im schottischen Hochland als Ziel. Warum ist diese Vorgabe verfehlt worden?
Unsere Zielsetzung war hoch angesetzt gewesen, bewusst hoch. Wegen der Verletzung von Judith Wyder – sie gewann letztes Jahr Sprint-Gold, trug wesentlich zum Staffel- und Mixed-Team-Titel bei und gewann Langdistanz-Bronze – hat sich das relativiert.

Wie fällt die Bilanz denn unter der neuen Ausgangsposition aus?
Sehr zufriedenstellend. Unsere Männer sorgten für Topleistungen und Topresultate bei jedem Einsatz. Das zeigte sich mit den drei Top-sechs-Klassierungen, den Rängen 2, 5 und 6, in der Langdistanz, mit den Rängen 2 und 6 im Sprint sowie 1 und 5 über die Mitteldistanz. Und Rang 40 von Matthias Kyburz im Mitteldistanzrennen war durch das Linsenmissgeschick erklärt und daher nicht von Relevanz.

Und bei den Frauen?
Da liessen sich die gesundheitlichen Schwierigkeiten von Teamleaderin Judith Wyder nicht kompensieren. Damit eng zusammen hängt, dass wir in der Frauen- und der Mixed-Staffel leer ausgingen. In diesen Disziplinen aber hatten wir Medaillen budgetiert gehabt. Aber ich frage: Welche Nation ausser den Däninnen hätte einen solchen Ausfall wegstecken können? Im Sprint und über die Mitteldistanz traten wir sehr kompakt auf, und Sara Lüscher verfehlte die Medaillen nur knapp. Als sehr stark stufe ich ebenso die Ränge 8 und 11 von Sara und Sabine im toughen Langdistanz-Wettbewerb ein..

Aber die Medaille fehlt?
Richtig. Auf den Punkt gebracht, fehlte der Exploit, mit oder ohne Judith Wyder. Wenn Sara Lüscher um zwei Sekunden an der Medaille vorbeiläuft, handelt es sich schier um eine Zufallsdifferenz. Da fehlt nicht viel. Sara ist ein Schritt nach vorn geglückt. Sie ist konstant auf sehr hohem Level gelaufen.

Was bewirkt das?
Ich bin überzeugt, dass sie sieht, dass für sie noch mehr möglich ist. Sara ist noch nicht auf dem Höhepunkt angelangt.

Welche Schlüsse ziehen Sie generell aus dieser WM und dem Abschneiden der Schweizer?
Für detaillierte Schlüsse ist es noch zu früh. Generell aber lässt sich auf dem Eingeleiteten aufbauen.

Das heisst?
Physisch müssen wir top sein. Darauf ist hohe Priorität zu setzen und zwar nicht nur bei der Elite, sondern ebenso in den Regional-, Junioren- und U23-Kadern. Das ist enorm wichtig, benötigen wird doch einen Pool von Läuferinnen und Läufern, aus dem wir schöpfen können. Athleten, die sich gegenseitig pushen. Mit unseren Leistungszentren in Zürich und Bern sowie dank der Zusammenarbeit mit den Leichtathletik-Vereinen verfügen wir über hervorragende Voraussetzungen. Trotzdem werden wir noch einen draufsetzen.

(Interview: Jörg Greb)