Daniel Hubmann holt an den OL-Europameisterschaften die Goldmedaille über die Langdistanz. Mit zwei Diplomen von Baptiste Rollier und Sabine Hauswirth fiel die Schweizer Bilanz erneut positiv aus.

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Daniel Hubmann im Zieleinlauf ...


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…auf dem Weg zu Gold.


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Baptiste Rollier und …


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… Sabine Hauswirth gewinnen ein Diplom.


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Julia Gross läuft in die Top Ten.
Daniel Hubmann gewinnt an den Orientierungslauf Europameisterschaften in Tschechien über die Langdistanz die Goldmedaille. Damit verteidigt der 33-Jährige seinen Titel erfolgreich und krönt sich damit zum vierten Mal in seiner Karriere zum Europameister. Der Sieg in der Königsdisziplin ist für den gebürtigen Thurgauer eine grosse Genugtuung: «Ich hatte gewusst, dass ich dieses Gelände im Griff habe», sagte Hubmann nach seinem Erfolg. Dies nicht zuletzt darum, weil er vor acht Jahren im tschechischen Gelände Weltmeister über die Langdistanz wurde. Daniel Hubmann benötigte für das 16,1 Kilometer lange Rennen mit über 500 Metern Steigung insgesamt 96 Minuten und 25 Sekunden und wies einen Vorsprung von über einer Minute auf die Konkurrenten aus. Silber sicherte sich der Norweger Magne Daehli, Bronze der Schwede Martin Regborn. Für Daehli und Regborn ist es das erste Einzel-Edelmetall an internationalen Titelkämpfen.

Mit einem fünften Rang – und damit einem Diplom – von Baptiste Rollier sowie einem siebten Rang von Matthias Kyburz lieferten die Schweizer Männer eine geschlossene Teamleistung ab. Dass es nicht zur Medaille gereicht hat, war für Rollier im ersten Moment eine Enttäuschung: «Schade, verliere ich auf der zweiten langen Routenwahl mehr als eine Minute», sagte der Neuenburger. Ohne diesen Zeitverlust wäre ein Podestplatz möglich gewesen.
Auch dem Fricktaler Kyburz, der am Sonntag über die Sprintdistanz die Goldmedaille geholt hatte, fehlte knapp eine Minute, um eine Medaille zu gewinnen: «Ich habe während des Rennens gemerkt, dass ich physisch nicht meinen besten Tag erwischt habe.» Entsprechend habe er vor allem in den Steigungen gelitten.

Erstes Diplom für Hauswirth
Für das beste Schweizer Frauenresultat über die Langdistanz war Sabine Hauswirth besorgt. Die Bernerin, die vor zwei Jahren mit der Staffel Europameisterin wurde, verpasste einen Podestplatz mit dem fünften Rang und einer Laufzeit von 78:24 Minuten nur knapp: «Ich hatte während des Laufs nie ein super Gefühl, nahm mir aber vor, immer voll zu kämpfen», sagte Hauswirth im Ziel. Der Kampfwille hat sich am Ende ausbezahlt. Die 28-Jährige sichert sich damit ihr erstes Diplom an einem internationalen Titelkampf. Ein Faktor ist der Bernerin zudem laut eigenen Aussagen entgegengekommen: «Die extremen Downhill-Partien waren auf mich zugeschnitten», sagte sie mit einem Lachen.
Hauswirth verlor im 10,3 Kilometer langen und mit 410 Höhenmeter versehenen Wettkampf etwas mehr als eineinhalb Minuten auf einen Podestplatz. Der Sieg sicherte sich Tove Alexandersson mit einer Zeit von 74 Minuten und 20 Sekunden. Die 23-jährige Schwedin krönte sich zum ersten Mal zur Europameisterin. Silber ging an die Norwegerin Anne-Margrethe Hausken Nordberg, Bronze an die Russin Svetlana Mironova.

Mit Julia Gross lief eine zweite Schweizerin in die Top Ten. Die Zürcherin zeigte sich im Ziel zufrieden mit ihrer persönlichen Leistung. Besonders physisch sei das Langdistanzrennen sehr anspruchsvoll gewesen, dies beispielsweise auf der Routenwahl zum vierten Posten: «Wenn es auf den Waldwegen leicht bergab geht, kommst du schnell ans Limit.» Die lange Routenwahl zu Beginn des Rennes sei dann auch technisch gesehen eine Schlüsselstelle auf der Frauenbahn gewesen: «Ich nahm mir beim dritten Posten kurz Zeit, um die Route sauber zu planen und blieb dabei gar stehen.» Der am Ende resultierende achte Rang stimmt die Zürcherin jedoch glücklich: «Dass es in die Top Ten gereicht hat, ist super.»

Das Langdistanzrennen fand in einem Gelände statt, das auch in der Schweiz liegen könnte: ein hügeliger Wald, durchzogen mit einem vielfältigen Wegnetz, Schneisen sowie etlichen «grünen» Partien. Eine Beschreibung, die beispielsweise auch auf einen Wald im Baselbieter Jura zutreffen könnte.
Dabei wurden die Athletinnen und Athleten einerseits physisch gefordert, andererseits galt es auch technisch sauber zu bleiben und die langen Routenwahlen möglichst optimal zu absolvieren. Sowohl die Frauen als auch die Männer hatten während ihres Wettkampfes zwei längere Routenwahlen – jeweils zu Beginn und gegen Ende des Wettkampfes – zu meistern. Die längste Teilstrecke betrug dabei bei den Männern über drei Kilometer und erforderte ein exaktes Kartenlesen.

Mit dem Langdistanz-Final geht die erste Wettkampfserie an den Europameisterschaften zu Ende. Am Mittwoch finden keine Rennen statt, der traditionelle Ruhetage steht auf dem Plan. Ganz ohne Programmpunkt ist der morgige Tag dennoch nicht. Am Abend wird die offizielle Siegerehrung zum Langdistanzrennen durchgeführt. Ab Donnerstag geht es dann während drei Tagen Schlag auf Schlag weiter: Mitteldistanz-Quali, Mitteldistanz-Final und die Staffel stehen an.

Das sagen die weiteren Schweizerinnen und Schweizer…
- Elena Roos, 16. Rang: Die Tessinerin liess gleich zum ersten Posten etwas Zeit liegen: «Ich lief etwas planlos.» In der Folge fand sie aber den Tritt und überzeugte mit einer schnellen Abschnittszeit in der ersten Routenwahl. «Dass ich später auch Läuferinnen aufholen konnte, motivierte und pushte mich zusätzlich», sagte die Tessinerin. Der Langdistanzwettkampf sei derweil genauso gewesen, wie sie sich das vorgestellt habe: «Die Bahn war ohne - Überraschungen – ein typischer Langdistanzlauf.»

- Sina Tommer, 22. Rang:
Sina Tommer zeigte als noch junge Eliteathletin eine sehr gute Leistung. Die 21-jährige Zürcherin schliesst die Langdistanz auf dem 21. Rang ab. Ganz zufrieden war sie mit ihrem Lauf jedoch nicht: «Ich hatte schon ein paar Unsicherheiten und war nicht immer ganz konsequent in der Umsetzung meiner Routen», sagte Tommer und fügte an: «Aber ich glaube, ich darf mit meiner EM-Premiere zufrieden sein.»

Martina Ruch, 33. Rang: Die Bernerin, die am Montag mit einem 17. Rang die Qualifikation für den A-Final gerade noch erreicht hatte und das erste Mal an einer EM dabei ist, zeigte sich mit ihrer Leistung im Finalrennen zufrieden: «Ich konnte eine gute Reaktion auf mein gestriges Abschneiden zeigen.» Zum Teil sei sie wohl in den gut belaufbaren Waldpartien zu wenig direkt gelaufen, aber: «Ich hatte einen stabilen Lauf.»

- Lisa Holer, 39. Rang:
Die Fricktalerin zeigte sich mit ihrem EM-Debüt zufrieden: «Ich hatte keinen perfekten Lauf, aber er war ganz ok», sagte die Fricktalerin. Gleich zu Beginn des Wettkampfes erlebte sie zu Posten 3 einen Dämpfer als sie einen dreiminütigen Fehler verzeichnen musste und auch die darauffolgende Routenwahl nicht optimal erwischte: «Danach fand ich jedoch einen guten Rhythmus», so die 21-Jährige.

- Raffael Huber, 25. Rang:
Raffael Huber sprach von einem soliden Lauf. Er habe wohl das gemacht, was der momentane Formstand von ihm zulasse: «Ich hatte einen langsamen, aber guten Rhythmus.» Er habe sowohl zum achten Posten als auch auf der zweiten langen Routenwahl jeweils rund eine Minute verloren.
- Andreas Kyburz, 34. Rang: «Das war gar nichts», sagte der gebürtige Fricktaler mit Wohnort Winterthur. Kyburz hatte den ersten Posten gesucht: «Nachher ging mir der Laden runter.» Der 28-Jährige war nach der Qualifikation vom Montag zuversichtlich gestimmt: «Ich hatte das Gefühl, dass ich im Final ganz nach vorne laufen könnte.»

-Térence Risse, 38. Rang:
 Der 23-Jährige musste bei seinem ersten EM-Final Lehrgeld bezahlen: «Physisch war ich nach rund 30 Minuten am Anschlag.» Er habe nach der gestrigen Qualifikation, die mit einer Laufzeit von rund 75 Minuten bereits länger als gedacht war, nicht mehr genügend Energie gehabt, um das Tempo hochzuhalten. Technisch gesehen lief Risse aber ein gutes Rennen, lediglich bei Posten 11 hatte er einen 2-Minuten-Fehler zu verzeichnen. Insgesamt ist Risse mit seinem EM-Einstand aber zufrieden: «Es war eine sehr gute Erfahrung.»

- Christoph Meier, 41. Rang:
Der Baselbieter war nach seiner Ankunft im Ziel in Erklärungsnot: «Ich kam nicht vom Fleck», so der 22-Jährige. Er habe während des Laufs eigentlich kein schlechtes Gefühl gehabt, auch wenn er zwei, drei kleine Fehler im Bereich von einer Minute gemacht habe. «Scheinbar bin ich aber einfach zu langsam gewesen», sagte Meier, der dieses Jahr erstmals an einer EM mit dabei ist.
(Text: Severin Furter; Bilder: Rémy Steinegger/steineggerpix.com)

Resultate
Männer (16,1 km/ 650 Hm/ 23 Posten): 1. Daniel Hubmann (Herrenschwanden), 96:25 Minuten; 2. Magne Daehli (NOR), +01:22; 3. Martin Regborn (SWE), +02:08; 4. Karl Godager Kaas (NOR), +02:10; 5. Baptiste Rollier (Boudevilliers), +02:58; 6. Frederik Bakkman (SWE), +03:07; 7. Matthias Kyburz (Möhlin), +03:11; 25. Raffael Huber (Hedingen), +11:56; 34. Andreas Kyburz (Winterthur), +14:54; 38. Térence Risse (Cottens), +16:01; 41. Christoph Meier (Lausen), +17:05.
Frauen (10,3 km/ 410 Hm/ 15 Posten): 1. Tove Alexandersson (SWE), 74:20; 2. Anne-Margrethe Hausken Nordberg (NOR), +00:41; 3. Svetlana Mironova (RUS), +02:33; 4. Natalia Vinogradova (RUS), +02:57; 5. Sabine Hauswirth (Belp), +04:04; 6. Hollie Orr (GBR), +04:30; 8. Julia Gross (Zürich), +05:34; 16. Elena Roos (Cugnasco), +06:53; 22. Sina Tommer (Elsau), +09:21; 33. Martina Ruch (Eggiwil), +13:24; 39. Lisa Holer (Möhlin), +15:07.
Gesamtrangliste

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