Der Auftakt zu den Junior World Orienteering Championships (JWOC) verläuft im Unterengadin ganz nach Wunsch des Gastgeberlands Schweiz: Simona Aebersold und Joey Hadorn sichern sich Gold, Thomas Curiger holt Silber, Simon Dubach und Tobia Pezzati laufen zu einem JWOC-Diplom.

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Zweimald Gold: Joey Hadorn und
Simona Aebersold gewinnen im Sprint.


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Simona Aebersold verteidigt den Titel.


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Joey Hadorn vor der imposanten
Kulisse in Scuol.


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Thomas Curiger auf dem Weg zu Silber.


 
Eine beeindruckende Leistung zeigt Simona Aebersold. Die Berner Seeländerin kann im rund 3,3 Kilometer langen Renen – mit anspruchsvollen 85 Höhenmetern Steigung – einen Vorsprung von 52 Sekunden vorweisen. Sie habe sich vorgenommen, unterwegs auch einmal kurz stehen zu bleiben, sollte sie eine Route noch nicht ganz durchgeplant haben. Dies hat Aebersold auch gemacht und so technisch einen fehlerfreien Lauf gehabt. Mit den künstlichen Zäune, die im Parkgelände die Routenwahlen erschwerten, hatte die erst 18-Jährige aus Brügg (BE) keine Probleme: «Da wir vor ein paar Tagen noch ein Training mit künstlichen Hindernissen absolviert haben, war ich auf diese Art von technischen Schwierigkeiten vorbereitet». Mit ihrem Lauf verteidigt Aebersold ihren JWOC-Titel aus dem Vorjahr. «Vor dem Wettkampf verspürte ich einen enormen Druck.» Letztes Jahr habe sie noch ohne Erwartungen an den Start gehen können: «Das war jetzt schon ganz anders. Ich habe es aber geschafft, mich nur auf das heutige Rennen zu konzentrieren, ohne an das letzte Jahr zu denken.»

Hinter Aebersold klassieren Anna Dvorianskaia aus Russland und Anna Haataja aus Finnland. Sie verlieren 52 respektive 55 Sekunden auf die neue und alte Juniorenweltmeisterin Simona Aebersold. Dvorianskaia hatte bereits an den Elite-EM in diesem Jahr mit einem achten Rang im Sprint auf sich aufmerksam gemacht.

«Super schnellen Beinen»
«Ich hatte super schnelle Beine», sagt derweil Joey Hadorn, als der Gewinn für Gold für ihn feststeht. Hadorn war früh im Rennen gestartet und musste sich beinahe zwei Stunden gedulden, bis die letzten Läufer die Ziellinie überquert hatten. Der 19-Jährige aus Fahrni erwischt nicht immer die optimalste Route, kann jedoch dank seiner physischen Form zu Gold laufen. Vor allem gegen Ende des rund 3,8 Kilometer langen und mit 100 Höhenmetern Steigung versehenen Rennens steigert er sein Tempo nochmals. Volles Risiko habe er aber nicht gegeben, erklärt der Berner. Beim Abwärtsrennen in den steilen Gassen von Scuol habe er bewusst etwas gebremst, um stets auch technisch bereit zu sein.

Lediglich neun Sekunden hinter Hadorn sorgt der Zürcher Thomas Curiger für die dritte Schweizer Medaille an diesem Sonntag. «Ich bin sehr zufrieden mit meinem Lauf», sagte der 19-Jährige. Lediglich die Route zum Posten 12, ein relativ kurzer Abschnitt in engen Gassen, habe er falsch eingeschätzt und einige Sekunden verloren. Curiger hat sich bewusst im ersten Startblock einteilen lassen. «Ich mag es, wenn ich den Wettkampf früh hinter mir habe.» Bei den JWOC im vergangenen Jahr, als er im Sprint Vierter wurde, sei er auch im ersten Startblock gewesen und habe daher positive Erfahrungen damit. Die frühe Startzeit hatte am Sonntag einen zusätzlichen Vorteil: Gegen Mittag stiegen die Temperaturen an, die Hitze war auch im Unterengadin auf über 1200 Metern über Meer deutlich zu spüren.

Bronze geht bei den Junioren an Isac von Krusenstierna aus Schweden. Er verliert 17 Sekunden auf Hadorn. Von Krusenstierna hat im vergangenen Jahr bereits Bronze im Sprint an den Jugend-Europameisterschaften gewonnen.

Medaille knapp verpasst
Erfolgreich verläuft der JWOC-Sprint auch für die beiden Schweizer Junioren Simon Dubach und Tobia Pezzati. Beide sichern sich ein Diplom. Der Berner Dubach wird mit 31 Sekunden Rückstand guter Vierter, der Tessiner Pezzati läuft auf Rang 6. Er verliert 33 Sekunden auf die schnellste Zeit. Dubach konnte im Ziel erst gar nicht glauben, dass er zu einem Diplom gelaufen ist: «Ich dachte ich wäre etwa 15.», so die Einschätzung des 20-Jährigen. Er berichtet im Grossen und Ganzen von einem guten Rennen, im Schlussteil habe ihm jedoch physisch die Kraft gefehlt. «Der vierte Rang ist jedoch super», sagt Dubach und fügt an: «Fast schade, dass es nicht zur Medaille gereicht hat.»
Tobia Pezzati lief – wie bereits im vergangenen Jahr – zwischenzeitlich auf dem 4. Rang ins Ziel. Am Ende resultiert für den Tessiner der 6. Rang zeitgleich mit dem Australier Henry Mcnulty. «Bei einigen Routen bin ich unsicher, ob ich die schnellste genommen habe», sagt der 19-Jährige unmittelbar nach seiner Zielankunft. Er habe zuletzt jedoch auch mit seiner physischen Form gekämpft, erst seit Mitte Juni sei er in einer guten Form.
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Simon Dubach und…


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…Tobia Pezzati sichern sich ein Diplom.

Die weiteren Schweizer Junioren klassieren sich abseits der Top Ten. Diese verpasst Riccardo mit dem 11. Rang nur knapp, Noah Zbinden wird 21. «Ich fand den Rhythmus nicht richtig», sagt Riccardo Rancan zu seinem Lauf. Er habe im Startteil des Wettkampfes zu Posten 6 einen kleinen Fehler begangen: Er sei am Posten vorbeigerannt und habe dies zu spät gemerkt. Der Baselbieter Noah Zbinden zeigte sich mit seiner eigenen Leistung zufrieden: «Für die Sprintdistanz ist dies sehr gut.» Seine Hoffnungen ruhen auf den Disziplinen im Wald. «Ich habe gewusst, dass ich nur mit einer ausgezeichneten Tagesform und einem super Lauf ganz nach vorne laufen kann.» Technisch gelang Zbinden ein solider Lauf. Nur bei der langen Route zu Posten 7 habe er etwas gezögert: «Ich blieb kurz stehen, um die Route zu planen.»

Zweimal Top Ten
Für zwei weitere Top-Ten-Plätze reicht es dagegen den Schweizer Juniorinnen. Paula Gross wird Neunte, Valérie Aebischer Zehnte. «Ich bin beim Überlauf über meinen Rückstand erschrocken», sagt Gross im Ziel. Sie habe sich dabei sofort gefragt, ob die Route zu Posten 6 schlecht gewesen sei. Tatsächlich verlor die Richterswilerin im besagten Abschnitt entsprechend viel Zeit.
«Ich bin nicht wirklich zufrieden mit meinem Rennen, sagt derweil die Freiburgerin Valérie Aebischer. Sie hat zu Posten 5 einen grösseren Fehler begangen, als sie auf einem Downhill-Abschnitt zu viele Höhenmeter nach unten rannte und danach korrigieren musste. Am Ende verlor Aebischer beinahe zwei Minuten auf die Siegerzeit: «Das ist zu viel», so die 19-Jährige. Entsprechend sei sie eher enttäuscht.

Pech für Bachmann
Hanna Müller klassiert sich derweil auf dem 25. Rang. Die Baslerin hat einen Fehler zu Posten 5 zu beklagen, wobei sie aus dem Rhythmus fiel. Joana Wälti klassiert sich auf dem 63. Rang: «Ich war physisch völlig am Limit», so die Athletin aus Sutz-Lattrigen.
Pech hatte zudem Sofie Bachmann. Bei der Baselbieterin aus Reigoldswil fehlt die Zwischenzeit des letzten Postens. Wohl hat sie den Zeitmessungschip zu wenig lange in die Kontrolleinheit gehalten. Es handelt sich dabei um einen Bruchteil einer Sekunde. Ohne diesen Zwischenfall hätte für Bachmann ein JWOC-Diplom resultiert. 
Auch andere Läuferinnen hatten eine fehlende Zeit beim letzten Posten, der zugleich auch Überlauf-Posten war, vorzuweisen. Proteste seitens der Teamverantwortlichen wurden jedoch abgelehnt, es lag kein technisches Problem vor.
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Paula Gross läuft auf Rang 9.


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Valérie Aebischer wird Zehnte.

Der Sprintwettkampf hat die Juniorinnen und Junioren durch die Gassen und Strassen von Sucol geführt. Dabei durchquerten sie einerseits den modernen Teil des Dorfzentrums mit zahlreichen Geschäften und dem Areal des bekannten Thermalbads, andererseits aber auch die historischen Teile mit traditionellen Engadiner Häusern und engen Gassen.
Mit 85 Höhenmetern für die Juniorinnen und 100 Höhenmetern für die Junioren beinhaltete die Strecke jedoch auch viel Steigung, wodurch das rund 3,5 Kilometer lange Rennen nicht nur technisch, sondern auch physisch anspruchsvoll wurde. Technisch wurde das Rennen zudem durch künstliche Zäune erschwert, die für die Läufer vor allem im Parkgebiet in der Nähe des Ziels unerwartet kamen, gehörte dieser Teil in der Vorbereitungszeit nicht zum Sperrgebiet und konnte entsprechend durchquert werden.

Bereits am Montag werden die Wettkämpfe an den JWOC weitergeführt. Auf dem Ofenpass im Val Müstair starten die über 300 Teilnehmenden zum Wettkampf über die Langdistanz.
(Text: Severin Furter; Bilder: Rémy Steinegger/steineggerpix.com)

Resultate
Scuol (SUI). Junioren-WM im Orientierungslauf. Sprint.
Junioren (3,7 km/ 100 Hm/ 19 Posten): 1. Joey Hadorn (Fahrni), 13:35 Minuten; 2. Thomas Curiger (Buchs ZH), +00:09 Minuten; 3. Isac von Krusenstierna (SWE), +00:17; 4. Simon Dubach (Konolfingen), +00:31; 5. Quentin Rauturier (FRA), +00:32; 6. Tobias Pezzati (Sagno), +00:33; 6. Henry Mcnulty (AUS), +00:33; 11. Riccardo Rancan (Uster), +00:45; 21. Noah Zbinden (Münchenstein), +01:01.
Juniorinnen (3,3 km/ 85 Hm/ 16 Posten): 11. Simona Aebersold (Brügg), 13:35 Minuten; 2. Anna Dovrianskaia (RUS), +00:52 Minuten; 3. Anna Haataja (FIN), +00:55; 4. Virag Weiler (HUN), +01:03; 5. Josefine Lind (SWE), +01:08; 6. Lotta Kirvesmies (DEN), +01:12; 9. Paula Gross (Richterswil), +01:49; 10. Valérie Aebischer (Schmitten), +01:54; 25. Hanna Müller (Basel), +02:26; 63. Joana Wälti (Sutz-Lattrigen), +03:27; disq. Sofie Bachmann (Reigoldswil).
Gesamtrangliste

JWOC-Webseite