Der Medaillensegen für die Schweiz an den Junioren-WM im Orientierungslauf geht weiter: Über die Mitteldistanz sichern sich Thomas Curiger und Simona Aebersold die Goldmedaille, Joey Hadorn holt Silber und Hanna Müller (6.) und Noah Zbinden (5.) je ein Diplom.

2016 jwoc middle swiss medals
Joey Hadorn (Silber) und Thomas Curiger (Gold)
würdigen Simona Aebersold (Gold) mit
einem Küsschen.


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Erstes Gold für Thomas Curiger.


2016 jwoc middle aebersold 1
Simona Aebersold auf dem Weg zum zweiten
Gold an der diesjährigen JWOC 2016.


2016 jwoc middle hadorn 2
Joey Hadorn gewinnt SIlber.


2016 jwoc middle mueller
Hanna Müller auf dem Weg zum Diplom.
1 Minute und 50 Sekunden: Ein Vorsprung der Superlative. Simona Aebersold liess im Mitteldistanzrennen an den Junioren-WM im Orientierungslauf ihrer Konkurrenz keine Chance und sicherte sich am Donnerstag ihre dritte Goldmedaille an einer Junioren-WM. Nach Sprint-Gold am vergangenen Sonntag ist es der zweite Titel an den Junioren-WM vor heimischem Publikum im Unterengadin. Aebersold verwies mit einer Laufzeit von 24:06 Minuten die überraschende Aleksandra Hornik aus Polen auf den zweiten und Johanna Oberg aus Schweden auf den dritten Rang.
 
Der Wettkampf der Juniorinnen war 3,1 Kilometer lang, mit 190 Höhenmetern Steigung versehen und – wie es schien – genau auf die Fähigkeiten von Simona Aebersold zugeschnitten. Sie habe von Beginn weg gut in den Wettkampf gefunden und sich genügend Zeit genommen, um technisch sauber zu bleiben: «Als ich gemerkt habe, dass ich jeden Posten gut finde, habe ich mein Tempo noch gesteigert», sagte die 18-Jährige aus Brügg im Ziel. Sie habe sich im anspruchsvollen Gelände in Susch an den markanten Objekten orientiert und sei hin und wieder stehen geblieben, um die Karte zu lesen.
 
Mit dem Sieg über die Mitteldistanz revanchierte sich Aebersold auch für ihre verpasste Chance in der Langdistanz, als sie nach einem grossen Fehler lediglich auf Rang 12 lief: «Ich konnte dieses Resultat lange nicht wegstecken. In der Quali habe ich gestern aber gesehen, dass ich es kann, wenn ich wirklich konzentriert bin», so Aebersold. Der Titel über die Mitteldistanz ist für die Seeländerin die erste internationale Medaille in einer Walddisziplin.
 
Die Schweizer Juniorinnen zeigten über die Mitteldistanz eine eindrückliche Teamleistung. Fünf der sechs Athletinnen klassierten sich in den Top 11 der Rangliste. Mit Hanna Müller gab es gar eine weitere Auszeichnung zu feiern: Die Baslerin und dreifache Medaillengewinnerin an Jugend-Europameisterschaften (EYOC) sicherte sich mit dem sechsten Rang ein Diplom: «Ich hatte mehrere kleinere Unsicherheiten», sagte die 20-Jährige. Sie habe sich ein Top-Ten-Resultat zum Ziel gesetzt, umso mehr freue sie sich nun über das Diplom.
Zwei Sekunden langsamer als Müller war Paula Gross (Richterswil) auf dem 7. Rang. Die Zürcherin, die heuer zum vierten Mal an einer JWOC am Start steht, konnte zum Abschluss ihrer Juniorinnen-Zeit nochmals ein gutes Resultat notieren. Der 20-Jährigen gelang ein Rennen nach Wunsch: «Nahezu perfekt», lautete der Kommentar von Gross. Sie sei eher langsam gelaufen, dafür technisch ohne grössere Probleme geblieben. Obwohl sie unmittelbar nach ihrem Zieleinlauf mindestens mit einem Diplom gerechnet hatte, zeigte sie sich mit ihrer persönlichen Leistung auch später noch sehr zufrieden.
 
Ebenfalls eine gute Leistung gelang Valérie Aebischer (Schmitten) auf dem zehnten und Sofie Bachmann (Reigoldswil) auf dem elften Rang. Aebischer zeigte sich im ersten Moment enttäuscht. Die Freiburgerin hatte zwei Fehler zu verzeichnen: «Ohne diese Unsicherheiten hätte es wohl zu einem Diplom gereicht», sagte die Silbermedaillengewinnerin über die Langdistanz.
Sofie Bachmann, ihrerseits Bronzemedaillengewinnerin über die Langdistanz, berichtete von einem enorm schwierigen Rennen: «Teilweise hatte ich das Gefühl, ich renne in einem norwegischen Wald», sagte die 18-Jährige mit Erinnerungen an die Titelkämpfe vor einem Jahr. Die vielen Felsen und das feine Relief seien für sie eher unerwartet gekommen. «So hatte ich am Anfang auch Mühe, den Rhythmus zu finden.» 
Joana Wälti (Sutz-Lattrigen), feierte derweil am Donnerstag mit dem 39. Rang ihr bestes JWOC-Resultat, nachdem sie im Sprint 63. und über die Langdistanz 62. geworden war. Sie musste bereits zu Beginn bei Posten 2 einen Fehler verzeichnen, wobei sie Zeit einbüsste. 
 
Hadorn und Curiger tauschen die Plätze
Nur rund eine Stunde nachdem das Juniorinnen-Rennen beendet war, konnten die zahlreichen Schweizer Fans erneut jubeln – und wie: Thomas Curiger lief nach 3,8 Kilometer, 260 Höhenmetern Steigung und 17 Posten als Junioren-Weltmeister über die Ziellinie, Joey Hadorn gewann mit 49 Sekunden Rückstand die Silbermedaille. Die beiden Schweizer standen bereits über die Sprint- und die Langdistanz zuoberst auf dem Podest, bisher mit dem jeweils besseren Ende für Hadorn. Nun wechselten sie die Plätze.
 
Curiger, der Zürcher Unterländer aus Buchs, fühlte sich auch im dritten Wettkampf an den diesjährigen Titelkämpfen physisch gut: «In den Steigungen konnte ich gar noch mehr Gas geben», sagte der 19-Jährige. Er habe erneut einen technisch stabilen Lauf verzeichnen können: «Ich nahm mir die entsprechende Zeit für das Kartenlesen.» Das sei am Ende auch das Erfolgsrezept für den Gewinn aller drei Medaillen. Wie die Analyse später zeigte, hätte Curiger nur zu den Posten 1 und 5 noch etwas Zeit gutmachen können, als er jeweils rund 15 Sekunden verlor. Der Elektrotechnik-Student hatte sich bereits vor dem Rennen gut gefühlt: «Die zwei bereits gewonnenen Medaillen haben geholfen, um heute gelöst an den Start zu gehen.» Dennoch: Nach diesen Erfolgen werde es auch zunehmend schwieriger abzuschalten und sich auf einen neuen Wettkampf zu konzentrieren.
 
Joey Hadorn, der Silbermedaillengewinner aus Fahrni, sprach derweil von der OL-Woche mit den wenigsten Fehlern in seiner Karriere. Der Mitteldistanzlauf sei ihm technisch gesehen nicht zu 100 Prozent gelungen: «Ich hatte manchmal Mühe, mich zu konzentrieren», sagte der 19-jährige Fahrradmechaniker. Dies erstaunt nicht, hatte Hadorn diese Woche mit dem Gewinn der beiden Goldmedaillen doch schon unvergessliche Momente erlebt.
Hinter Curiger und Hadorn komplettierte Audun Heimdal aus Norwegen das Podest und holte damit für sein Land die erste Medaille an dieser WM.
 
Mit Noah Zbinden (Münchenstein) gelang es über die Mitteldistanz einem weiteren Schweizer Athleten eine Auszeichnung zu gewinnen. Der Baselbieter verlor 1:14 Minuten auf seinen Teamkollegen Thomas Curiger, was ihm den fünften Rang ermöglichte. «Das ist die Bestätigung für meine grosse Arbeit in den letzten Monaten», sagte der 19-Jährige. Er habe nicht nur im technischen und physischen Bereich an sich gearbeitet, sondern auch im mentalen. Er habe schon früh im Wettkampf den richtigen Rhythmus gefunden. Dass er einen vor ihm gestarteten Läufer einholen konnte, habe ihm zusätzlich Motivation und Power
2016 jwoc middle zbinden
Noah Zbinden wird guter Fünfter.
gegeben. «Ich wusste, dass ich das Potenzial habe mit einer guten Leistung nach vorne zu laufen.» Dies sei ihm nun gelungen.
 
Abseits der Top Ten platzierten sich Riccardo Rancan (Uster), Tobia Pezzati (Sagno) und Simon Dubach (Konolfingen). Für den Zürcher Rancan resultierte der 16. Rang, der Tessiner Pezzati lief auf den 29. Rang. Rancan hatte beispielsweise im Anfangsteil zu Posten 2 bereits Zeit verloren, Pezzati später auf der Route zu Posten 8. Simon Dubach, der mit kurzen Hosen und ohne Stulpen unterwegs war, zeigte sich beeindruckt vom schönen Terrain, weniger jedoch von seiner Leistung. Er hatte mehrere Unsicherheiten zu verzeichnen, wobei am Ende der 58. Rang resultierte.
 
Der Final über die Mitteldistanz fand in einem äusserst anspruchsvollen Wald statt, der erstmals für einen OL kartiert wurde. Von Kartenaufnehmer und Co-Bahnleger Urs Steiner wurde das Gelände gar als eines der schönsten in der Schweiz beschrieben. Es handelte sich dabei um eine Waldfläche mit einem detailreichen und steinigen Relief zwischen den Gemeinden Susch und Lavin auf 1500 Metern über Meer. Die kleinräumige Geländekammer forderte von den Athletinnen und Athleten eine hohe Flexibilität und motorische Höchstleistungen, war die Bahn doch geprägt von vielen Richtungswechseln in schwer begehbarem Gelände.
 
Die 27. Junioren-Weltmeisterschaften im Orientierungslauf in Scuol werden am Freitag mit dem Staffelwettkampf in Tarasp beendet. Wie schon das Mitteldistanz-Gelände wird auch dieses Terrain erstmals für einen OL-Wettkampf verwendet. 322 Athletinnen und Athleten aus 39 Nationen stehen am Start. Nach drei von vier Entscheidungen hat das Schweizer Team insgesamt zehn Medaillen geholt. Dabei sicherten sich die Athletinnen und Athleten des Swiss Orienteering Teams in den Einzelentscheidungen fünf der möglichen sechs Goldmedaillen und zusätzlich drei Silber- und zwei Bronzemedaillen.
 (Text: Severin Furter; Bilder: Rémy Steinegger/steineggerpix.com)

RESULTATE
Susch (SUI). Junioren-WM im Orientierungslauf. Mitteldistanz Final.
Junioren (3,8 km/ 260 Hm/ 17 Posten): 1. Thomas Curiger (Buchs ZH), 24:21 Minuten; 2. Joey Hadorn (Fahrni), +00:49 Minuten; 3. Audun Heimdal (NOR), +01:11; 4. Anton Forsberg (SWE), +01:14; 5. Noah Zbinden (Münchenstein), +01:19; 6. Isac von Krusenstierna (SWE), +01:32; 16. Riccardo Rancan (Uster), +02:48; 29. Tobias Pezzati (Sagno), +03:53; 58. Simon Dubach (Konolfingen), +10:48.
Juniorinnen (3,1 km/ 190 Hm/ 17 Posten): 1. Simona Aebersold (Brügg), 24:06 Minuten; 2. Aleksandra Hornik (POL), +01:50 zurück; 3. Johanna Oberg (SWE), +02:11; 4. Megan Carter Davies (GBR), +03:22; 5. Anna Haataja (FIN), +03:25; 6. Hanna Müller (Basel), +03:31; 7. Paula Gross (Richterswil), +03:33; 10. Valérie Aebischer (Schmitten), +04:14; 11. Sofie Bachmann (Reigoldswil), +04:26; 39. Joana Wälti (Sutz-Lattrigen), +08:31.
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