Im Mitteldistanzrennen an den diesjährigen OL-Weltmeisterschaften resultiert für die Schweiz die erste Goldmedaille: Matthias Kyburz sichert sich den WM-Titel, Bronze geht an Daniel Hubmann. Sabine Hauswirth läuft als beste Schweizerin auf Rang 7.

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Matthias Kyburz sichert sich sein zweites
WM-Gold in einer Einzeldisziplin.


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Matthias Kyburz auf der Zielgeraden.


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Daniel Hubmann läuft zur zweiten Bronze-
medaille in dieser Woche.


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Sabine Hauswirth verpasst als Siebte ein
Diplom nur knapp.


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Julia Gross wird gute Zwölfte.
Matthias Kyburz (Möhlin) hat sich an den OL-Weltmeisterschaften zum Weltmeister über die Mitteldistanz gekürt. Der 26-jährige Aargauer konnte am Dienstag das 6,4 Kilometer lange und mit beinahe 300 Höhenmetern gespickte Rennen für sich entscheiden. Er gewann mit einer Laufzeit von 37:09 Minuten und war damit 14 Sekunden schneller als der Norweger Olav Lundanes und 23 Sekunden schneller als sein Teamkollege Daniel Hubmann (Herrenschwanden). Sowohl für Kyburz als auch für Hubmann ist es die zweite Medaille an den diesjährigen Titelkämpfen rund um Strömstad (Schweden).

Matthias Kyburz konnte das Rennen auf den letzten Posten für sich entscheiden. Bei der Zuschauerpassage nach 19 von insgesamt 25 Posten lag der Fricktaler noch rund 15 Sekunden hinter Olav Lundanes zurück. Im Schlussteil blieb Kyburz im Gegensatz zum Norweger jedoch fehlerfrei und konnte schliesslich als Sieger ins Ziel einlaufen: «Dass ich die technisch schwierigste Disziplin in Schweden für mich entscheiden konnte, macht mich stolz», sagte Kyburz zu seinem Erfolg. Schweden gilt als Mutterland des OL-Sports, entsprechend hoch stuft Kyburz den Gewinn von WM-Gold ein. Für ihn ist es der zweite Einzel-WM-Titel seiner Karriere, nach Sprint-Gold an den Heim-WM 2012 in Lausanne.

Der gebürtige Thurgauer Daniel Hubmann konnte sich, wie bereits am Samstag über die Sprintdistanz, die Bronzemedaille umhängen lassen. Die Mission Titelverteidigung ist für den 33-Jährigen damit gescheitert, mit seiner 21. WM-Medaille zeigte sich der Schweizer Teamleader jedoch sehr zufrieden: «Ich hatte einen guten Lauf, ich darf mit Bronze glücklich sein.» Die geringen Zeitabstände zu den Konkurrenten würden zeigen, dass jeder kleine Fehler einer zu viel ist, um bei den Männern ganz nach vorne zu laufen. Hubmann hatte einen guten Start ins Rennen erwischt und war bis etwa zur Rennhälfte schneller unterwegs als Kyburz und Lundanes. In der Folge hatte er jedoch kleinere Unsicherheiten zu beklagen, beispielsweise zu Posten 17: Er nahm eine Umlaufroute auf einem Weg, die Querroute durch hohes Gras wäre etwas schneller gewesen. Entscheidende Sekunden im Kampf um Gold gingen verloren.

Die weiteren Schweizer klassierten sich hinter den Top Ten: Fabian Hertner (Winterthur) wurde 15., Florian Howald (Oberönz) wurde 21. und Andreas Kyburz (Winterthur) lief zu Rang 24.
Hertner, der im Frühjahr mit einer Knieverletzung zu kämpfen hatte, zeigte sich enttäuscht über seinen Rang: «Ich kam nicht vorwärts», so der gebürtige Baselbieter. Er habe eine Art mentale Blockade gehabt: «Ich konnte nicht ans Limit gehen, obwohl ich mich physisch gut gefühlt hatte.» Unsicherheiten im Anfangsteil des Rennens verunmöglichten zudem eine Spitzenplatzierung: Zu Posten 2 unterlief dem 31-Jährigen ein Fehler, zu Posten 4 wählte er zudem eine schlechte Route.
Für Florian Howald war die WM-Mitteldistanz in Tanum der erste Einzel-Einsatz an interkontinentalen Titelkämpfen. Der 26-Jährige hatte wie Hertner mit dem zweiten Posten seine Mühe, dazu gesellten sich weitere kleine Unsicherheiten. «Ich bin nicht super zufrieden, aber auch nicht zutiefst enttäuscht», sagte der Silbermedaillengewinner der Sprintstaffel. Das Resultat zeige, dass er noch viel an seinen Fähigkeiten arbeiten könne und müsse.
Grösser war die Enttäuschung bei Andreas Kyburz. Er hatte sich an seiner vierten WM mehr erhofft. Auch er hatte mit Unsicherheiten im Startteil des Wettkampfes zu kämpfen und hatte Mühe ins Rennen zu finden. Positiv nahm er jedoch zur Kenntnis, dass ihm die Fussverletzung keine Mühe mehr bereitet. Kyburz hatte sich nach den EM im Mai einen Bänderriss zugezogen, den er in den vergangenen Wochen ausheilen musste.

Eine Enttäuschung musste bei den Männern der Franzose Thierry Gueorgiou hinnehmen. Der siebenfache Mitteldistanz-Weltmeister wurde Vierter, mit 12 Sekunden Rückstand auf die Bronzemedaille. Auch die Gastgeber aus Schweden mussten einen Rückschlag hinnehmen. Gustav Bergman klassierte sich als Bester auf dem siebten Rang, nachdem er beim Überlauf noch auf Medaillenkurs gelegen hatte.

Sabine Hauswirth in Bestform
Bei den Frauen hat Sabine Hauswirth (Belp) als beste Schweizerin ein WM-Diplom knapp verpasst. Die Bernerin klassierte sich im 5,1 Kilometer langen Rennen auf dem siebten Schlussrang. Das angestrebte Diplom habe sie zwar verpasst, sie sei aber zufrieden mit ihrer Leistung: «Ich befinde mich zurzeit in der besten Form meiner Karriere», sagte die 28-Jährige. Sie habe ein sauberes Rennen gehabt und sich auf ihre technische Leistung fokussiert: «Das hat sich gelohnt.» Hauswirth verlor 2 Minuten und 7 Sekunden auf die Siegerin Tove Alexandersson. Die 23-jährige Schwedin lief mit einer Laufzeit von 33:57 Minuten vor Heimpublikum zu ihrem ersten WM-Titel der Karriere. Silber sicherte sich die Norwegerin Heidi Bagstevold, Bronze ging an Natalia Gemperle (früher Vinogradova) aus Russland.

Mit Julia Gross (Zürich) auf dem 12. und Sarina Jenzer (Bremgarten b. Bern) auf dem 17. Rang klassierten sich alle Schweizerinnen in den Top 20 und zeigen damit eine gute Teamleistung. Dass es für Gross knapp nicht zu einem Top-Ten-Rang gereicht hat, sei zwar schade, aber: «Ich bin zufrieden mit meiner Arbeit im Wald», sagte die 26-jährige Zürcherin im Ziel. Sie habe im Grossen und Ganzen einen guten Wettkampf erlebt – «ohne grosse Suchaktionen». Zu Posten 16 und Posten 19 im Schlussteil des Rennens habe sie jedoch zwei kleine Unsicherheiten zu beklagen. Einmal übersah sie einen unpassierbaren Zaun und musste einen Umweg nehmen, das andere Mal erwischte sie eine langsame Routenwahl. Gross werde laut eigenen Aussagen nun weiter an ihren technischen und physischen Fähigkeiten arbeiten, um bereits im nächsten Jahr einen weiteren Schritt nach vorne zu machen.

Sarina Jenzer konnte mit dem 17. Rang ihren 13. Rang aus dem Vorjahr bestätigen: «Ich ging mit der richtigen Einstellung ins Rennen, war aber unterwegs teils zu ungenau im technischen Bereich», sagte die 25-Jährige. Den Schlussteil, welcher sich eher «grün» und «schweizerisch» präsentierte, habe sie nicht nach Wunsch gemeistert. Auch habe sie zu Posten 2 einen Fehler hinnehmen müssen, welcher ihr wertvolle Sekunden gekostet hat.

Schwedischer Anfang – Schweizer Ende
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Ein 15. Rang resultiert für Fabian Hertner.


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Sarina Jenzer klassiert sich auf dem 17. Rang.



Das Mitteldistanzrennen wurde südlich des WM-Hauptorts Strömstad in Tanum ausgetragen. Das Gelände präsentierte sich dabei im Anfangsteil typisch schwedisch mit halboffenem Geländen, kleinen Hügelpartien, Sümpfen und detailliertem Höhenkurvenbild. Der Schlussteil der Strecke dagegen war geprägt von einem Waldteil mit dichtem Bewuchs, schlechter Sicht und anspruchsvoller Belaufbarkeit. Viele Athletinnen und Athleten stuften diesen Teil als typisch schweizerisch ein.

Am Mittwoch wird an den Ol-Weltmeisterschaften rund um Strömstad ein weiterer Ruhetag eingelegt, bevor am Donnerstag mit dem Langdistanzrennen die Königsdisziplin auf dem Programm steht.
(Text: Severin Furter; Bilder: Rémy Steinegger/steineggerpix.com)

RESULTATE
Tanum (SWE). Weltmeisterschaften. Mitteldistanz.
Männer  (6,3 km/ 290 Hm/ 25 Posten): 1. Matthias Kyburz (Möhlin), 37:09 Minuten; 2. Olav Lundanes (NOR), +00:14 Minuten; 3. Daniel Hubmann (Herrenschwanden), +00:23; 4. Thierry Gueorgiou (FRA), +00:35; 5. Lucas Basset (FRA), +00:42; 6. Magne Daehli (NOR), +01:12; 15. Fabian Hertner (Winterthur), +02:44; 21. Florian Howald (Oberönz), +03:45; 24. Andreas Kyburz (Winterthur), +04:11. 
Frauen (5,1 km/ 220 Hm/ 21 Posten): 1. Tove Alexandersson (SWE), 33:57 Minuten; 2. Heidi Bagstevold (NOR), +00:35 Minuten; 3. Natalia Gemperle (RUS), +00:38; 4. Emily Kemp (CAN), +00:53; 5. Maja Alm (DEN), +01:27; 6. Marika Teini (FIN), +01:49; 7. Sabine Hauswirth (Belp), +02:06; 12. Julia Gross (Zürich), +02:50; 17. Sarina Jenzer (Bremgarten b. Bern), +03:18.

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