In einem harten und umkämpften Langdistanzrennen an der Ski-OL-EM in Sibirien wird Gion Schnyder wie schon im Sprint wieder Achter. Physich gelang ihm eine ausgezeichnete Leistung. "Ich muss mich technisch weiterentwickeln, wenn ich nach der Goldmedaille greifen will."

Kartentechnisch, vorallem aber auch physisch und psychisch wurde den Läufern Alles abverlangt. Aufgrund der frühlingshaften Temperaturen weichten sich die Spuren massiv auf und Tannennadeln vielen von den Ästen auf den Boden. Beide Faktoren drosseln das Lauftempo massiv. Ersteres führt ausserdem dazu, dass die Spuren dem Druck der Stöcke nicht standhalten und die Stöcke bis zu einem halben Meter durch die Spuren brechen, wobei kein Vortrieb mehr generiert werden kann. Die Schweizer wussten sich zu helfen und vergrösserten die sowieso schon extragrossen Tellern mit einer Bastelstunde. Für Gion Schnyder funktionierte diese behelfsmässige Konstruktion gut. 

Dem Zürcher gelang physisch eine Glanzleistung, er fühlte sich ausgezeichnet. "Genau deshalb bin ich enttäuscht, dass ich mit diesen Voraussetzungen nicht mehr machen konnte. Grundsätzlich muss ich aber wieder zufrieden sein, es wiederspiegelt, wo ich stehe", meinte er im Ziel. Kritisch sagt er auch, dass er sich technisch weiterentwickeln muss, wenn er nach der Goldmedaille greifen will. 

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Gion Schnyder belegt den achten Rang im Langdistanzrennen

Lukas Deiningers Konzept des defensiven Laufens ging heute auf. Mit einem eher tiefen Starttempo passierten ihm während des ganzes Laufes, welcher für ihn mehr als zwei Stunden dauerte, kaum Fehler und er fand einen guten Rythmus. Das Tempo konnte er laufend steigern. Mehr liegt für mich im Moment wohl nicht drin, da fehlt mir die physische Kapazität", sagt der St. Galler, der seit August in Nordschweden lebt. 

Lars Widmer wird Dreissigster und ist nicht durchgehend mit seiner Leistung zufrieden. Orientierungstechnisch gelang ihm eine gute Leistung. Kraftmässig fühlte er sich aber weniger gut wie in den vergangenen Tagen, dazu brach er an einer ungünstigen Stelle einen Stock und verlor viel Zeit. 

Noel Boos brach schon beim Sechsten der über dreissig Posten einen Ski. Zunächst kämpfte er sich noch weiter, der Ski schien nicht allzu schwer beschädigt. Als sich der Belag dann aber komplett vom Kern abspaltete, musste er den brandneuen Rennski im Wald zurücklassen und das Rennen aufgeben. Mit einem Umweg auf einem Ski zum Materialposten im Wald, wo defekte Skis und Stöcke ausgetauscht werden können, hätte er zu viel Zeit verloren. 

Das norwegische Team durfte über die Langdistanz nicht antreten. Ein Mitglied des Teams nahm einige Tage vor der Anreise an die EM an einer Konferenz teil. Einige Teilnehmer dieser Konferenz wurden nachträglich positiv auf das Coronavirus getestet. Das norwegische Teammitglied wurde nach Erhalt dieser Information sofort im lokalen Spital in Khanty-Mansiysk isoliert und auf das Virus getestet. Sein Resultat des Tests, wie auch die Resultate des ganzen Teams, stellten sich als negativ heraus. "Sport ist in diesen Tagen unwesentlich. Aber wenn wir schon hier sind ist es natürlich schade, nicht teilnehmen zu können", meint Lars Moholt, Mitglied des norwegische Teams gegenüber dem norwegischen Fernsehsender NRK. Das ganze Team wurde im Hotel unter Quarantäne gestellt und darf auch am Staffelrennen nicht teilnehmen. Auch beim wurden Gesundheitskontrollen durchgeführt, allerdings zeigte niemand Krankheitssymptome. Da der Austragungsort derart isoliert in Sibirien liegt, wird die Anstecknungsgefahr allgemein als sehr gering eingestuft. Das Schweizer Team wird voraussichtlich am Dienstag zurück in der Schweiz sein. Die Reiseplanung stellt aufgrund der aktuellen Situation als äusserst anspruchsvoll an, das Team erhält grosse Unterstützung von Swiss Orienteering. 

Da die Studenten-WM in Rovaniemi, welche am 23. März hätte starten sollen, aufgrund der aktuellen Geschehnisse rund um das Coronavirus abgesagt wurde, wird die Ski-OL-Saison mit dem heutigen Staffelrennen beendet. Schweiz 1 steht in der Besetzung Gion Schnyder, Noel Boos und Lukas Deininger am Start. Das Rennen ist wie gewohnt per Livestream zu verfolgen. Der Start erfolgt um 11:45 Schweizer Zeit. 

Link Resultate Langdistanz: https://esoc2020.ugrasport.com/wp-content/uploads/2020/03/result-list-esoc-14.03.pdf
Link Livestream, GPS und Liveresultate Staffel: https://esoc2020.ugrasport.com/races/relay/
Link Veranstalterwebsite: https://esoc2020.ugrasport.com

(Text Lukas Deininger, Bild UgraMegaSport)