Anlässlich des Weltcup-Auftakts und der U23-WM im norwegischen Sjusjøen erzielte das Schweizer Team bei anspruchsvollen Bedingungen bereits im ersten Wettkampf erste Erfolge.


Aufgrund des starken Schneefalls der vergangenen Tage versank die sorgfältige Vorarbeit des Spurteams unter einer dicken weichen Schneedecke. Um sicherzustellen, dass das Spurnetz trotzdem rechtzeitig auf den Start des heutigen Weltcup-Auftakts bereit war, wurde von den Organisierenden entschieden, den Sprint und die Mitteldistanz zu tauschen. Beim Sprint ist nicht nur das benötigte Laufgebiet kleiner, sondern die Bahnlegenden konnten auch auf einen grösseren Anteil an bestehenden Langlaufloipen im Verhältnis zu den aufwändig zu präparierenden Scooter-Spuren zurückgreifen. So konnte die Qualität der Spuren den Umständen entsprechend sichergestellt werden. Trotzdem mussten sich die Athleten und Athletinnen auf weichen, langsamen Untergrund gefasst machen.

Diplom für Alina Niggli an der U23-WM

Von den Schweizerinnen gelang der Umgang mit dieser Herausforderung Alina Niggli am besten. Die Viertplatzierte der U23-Wertung bzw. Neunte der Weltcup-Rangliste zeigte sich mit Lauf, Physis und Material zufrieden. Einzig eine Routenwahl gegen Ende des Laufs sei ungünstig gewesen. Die von Niggli gewählte direktere Route mit einem höheren Scouterspuranteil zeigt exemplarisch für den heutigen Sprint wie kraft- und zeitaufwändig das Vorankommen in den schmaleren Spuren ist, wenn die Stöcke bei jedem Stoss tief in den Schnee gedrückt werden.

Delia Giezendanner erreichte trotz durchzogenem Gefühl während des Laufs aufgrund einiger Routenwahlen, die sich langsam anfühlten den starken siebten Rang in der U23-Weltmeisterschaftswertung. Von diesem Resultat zeigt sie sich, insbesondere in Anbetracht einer von Verletzungen beeinträchtigen Saisonvorbereitung, positiv überrascht und vorfreudig auf die kommenden Rennen.

Flurina Müller glückte eine souveräne, ruhig-konzentrierte Startphase, wie sie es sich vorgenommen hatte. In der Mitte des Rennens, in einem administrativ anspruchsvollen Wettkampfabschnitt überlas Müller dann aber einen Posten, konnte jedoch einen grösseren Zeitverlust verhindern, da sie den Fehler früh bemerkte. Somit zeigte sich die auf Rang 30 Klassierte mit ihrem Lauf zufrieden, zumal klar ist, was sie noch verbessern muss, um in den verbleibenden Rennen glänzen zu können.

Elin Neuenschwander zahlte an ihrem allerersten Weltcup-Einsatz das obligatorische Lehrgeld, das allen Juniorinnen und Junioren beim Übertritt in die Elite abgeknöpft wird. Zu den technischen Schwierigkeiten im Startteil gesellten sich im Rennverlauf noch ein verheerender administrativer Fehler, der sie weit zurückwarf.

Die Bestzeit bei den Damen (15:03) stellte die Estin Daisy Kudre-Schnyder auf, acht Sekunden vor der Schwedin Magdalena Olsson und gefolgt von der drittplatzierten Finnin Amanda Yli-Futka (+00:29).

Top-10 für Schnyder und U23-Diplom für Gian-Andri Müller

Im anspruchsvoll dichten Spurnetz, die Veranstaltenden sprachen von über 300 Kreuzungen pro Quadratkilometer, wurde das Rennen der Herren ebenfalls von Nordländern dominiert: Jörgen Baklid (NOR) gewann in einem engen Rennen zeitgleich mit Jonatan Stahl (SWE) mit einer Laufzeit von 14:31. Das Podest vervollständigt der Finne Niklas Ekström mit acht Sekunden Rückstand.

Gion Schnyder konnte sich als bester Schweizer und mit einem Rennen, in dem er jede Entscheidung bewusst gefällt habe, einen erfreulichen zehnten Rang sichern. Während auch er mit dem tiefen Schnee zu kämpfen hatte, konnte der Routinier in seinem 19. Weltcup-Auftakt von seiner riesigen Erfahrung profitieren und “spürte wieder die Wärme eines Feuers” in sich, die er in den letzten Jahren teilweise vermisste.

Gian-Andri Müller durfte als zweitbester Schweizer ein Diplom in der U23-Wertung (6. Rang, 27. Rang in der Weltcup-Wertung) entgegennehmen und stellte damit seine beiden Brüder in den Schatten. Einzig ein Sturz kostete ihn etwas Zeit und er zeigte sich zufrieden im Ziel.

Andri Jordi, Nicola Müller und Corsin Boos konnten ihr Potenzial mi Rängen hinter den Top30 nicht vollständig abrufen. Routenwahlfehler und Schwierigkeiten, die Kraft im weichen Schnee umzusetzen bei Bedingungen, die in der Schweiz höchst selten antreffen sind, verhinderten die gewünschten Resultate. Auch die beiden U23-Läufer Flavio Ehrler und Corsin Müller, letzterer bestritt gar seinen allerersten Einsatz in der Elite, hatten mit der Kälte und den schwierigen Spurbedingungen zu kämpfen.

Die Resultate des Sprints zählen für die Verfolgung am Sonntag. Während sich manche Schweizer damit ein ziemliches Handicap aufgeladen haben, wird also erst die Endabrechnung zeigen, wer erfolgreich Lehren aus dem heutigen Tag ziehen kann und Lernfähigkeit hat dieses Team bei zahllosen Gelegenheiten bewiesen.

Gespannt darf der morgige Tag erwartet werden: Die Mitteldistanz steht auf dem Programm. Im klaren Himmel über Sjusøen glitzern Sterne und verheissen eine kalte Nacht. Wie sich dies auf den Schnee auswirkt, wird sich für die Athletinnen und Athleten spätestens ab 10 Uhr an der Startlinie herauskristallisieren.

Wer live dabei sein will, findet die Live-Resultate und GPS-Übertragung hier: https://liveres.live/followfull.php?comp=10982
Ranglisten des heutigen Wettkampfs sind hier zu finden: https://eventor.orienteering.org/Events/Show/8292

Gion Sprint Weltcup Norwegen 2025
Gion Schnyder (Bild: Andrin Bieri)
Gianni Sprint Weltcup Norwegen 2025.
Gian-Andri Müller

(Text: Lea Widmer und Andrin Bieri; Bilder: Andrin Bieri)