Im norwegischen Sjusøen stand heute als abschliessender Wettkampf der ersten Weltcuprunde die Verfolgung auf dem Programm. Die Athletinnen und Athleten starteten mit dem Rückstand des Sprints vom Freitag in das dichte Spurnetz. Alina Niggli beeindruckte mit einem staken 5. Rang, bei den Herren blieb der grosse Exploit aus.
Trotz hervorragendem Resultat schien Alina Niggli von ihrem imponierenden Lauf nicht viel zu berichten zu haben. Spass habe es gemacht, und gut gelaufen sei es. ”Streng und cool,” meint die U23-Läuferin aus Prémanon zu ihrem Lauf.
Jemand, der Niggli eine ganze Weile beobachten konnte während dem Lauf, ist ihre schwedische Konkurentin Frida Sandberg. ”Wir haben uns während dem Lauf einige Male gekreuzt”, berichtet Sandberg. ”Etwa zehn Minuten vor dem Ziel sind wir endgültig zusammengetroffen. Ich lief hinter Alina die Steigungen hinauf. Ich wartete auf einen Fehler von ihr um angreifen zu können. Es kam aber keiner, sie machte alles richtig. So konnte ich nichts machen und in einer erneuten starken Steigung musste ich mich geschlagen geben.” Niggli bestätigte damit an der heutigen Verfolgung ihre beeindruckenden Leistungen aus den Vortagen.
Zwei andere Schweizerinnen, Delia Giezendanner und Flurina Müller, berichteten von einem Wettkampf, der Spass gemacht habe. Während Müller durch eine äusserst gelungene Startphase schnell auf ein Tram aufschliessen konnte, zeigt sich Giezendanner mit dem Anfang ihres Rennens unzufrieden: Da sie durch kleine Fehler ihr Tram mehrfach verlor, musste sie viel Energie inverstieren, um die Gruppe wieder einzuholen. ”Ich fühlte mich physisch ziemlich stark”, analysiert die Bündnerin, die sich auf dem 24. Rang klassierte. Flurina Müller, die sich als 25. den Platz hinter Giezendanner sichert, hatte zu kämpfen: ”Ich hängte in einer Kurve mit dem Skispitz ein. Bis ich mich befreien konnte, war die Gruppe Athletinnen um mich längst weg. Mit abgebrochenem Sichtkontakt musste ich im dichten Spurnetz hart kämpfen um wieder aufzuschliessen. Kurz nachdem mir dies endlich gelang, stürzte ich in einer Abfahrt. Ich konnte kaum mehr aufstehen im tiefen Schnee, versuchte vergeblich meine Skis abzuziehen oder mich nur zu drehen. Das Tram war da natürlich wieder weg. Trotz des bitteren Endes machte mir der Wettkampf aber Spass.”
Zufrieden blickt auch Elin Neuenschwander auf ihren Wettkampf. ”Am Schluss war ich mit zwei Lettinnen unterwegs. Dank einer Schnittspur konnte ich eine davon überholen”, berichtet die Weltcupdebütantin zufrieden über ein gelungenes Rennen, indem sie ihre Rangierung aus dem Sprint verbessern konnte und am Ende auf Platz 39 klassiert war. Was für ein Fazit zieht die junge Thunerin über ihren ersten Einsatz bei den ”Grossen”? “Ich bin sehr zufrieden. Ich konnte meine Lehren aus dem ersten Lauf, dem Sprint, ziehen und habe mich mit jedem Lauf verbessert.”
Schnyder bester Schweizer
Der bei den Herren auch heute wieder erfolgreichste Schweizer und Routinier Gion Schnyder sei ”wie immer” gestartet. Bereits früh im Rennen riss Schnyder die Bindungplatte an einem seiner Skis. Im Aufstieg zum Materialdepot beim Überlauf verlor Schnyder immer wieder den Ski und somit auch den Anschluss an die Gruppe vor ihm. Dies kostete viel Kraft. "Ich war überrascht, dass ich auf der zweiten Karte nochmal ans Tram auflaufen konnte. Schliesslich fehlten aber Kopf und Ruhe um ein gutes Rennen ins Ziel zu bringen." Schnyder erreichte das Ziel als 15. und zeigt sich zwiegespalten über das Resultat: In die Top 20 wollte er laufen, dies ist erreicht, aber wirklich zufriedenzustellen scheint das erreichte Top-15-Resultat trotzdem nicht.
Gian-Andri Müller klassierte sich als 23.: ”Auf den ersten 60 Prozent des Laufes machte ich einige kleine Fehlerchen, nur wenige eigentlich. Auf der Schlussschlaufe lief ich in einer grossen Gruppe in einer guten Position. Bei einer Abzweigung fuhr ich dann aber links statt rechts und verlor dadurch meine gute Ausgangslage. Ich musste warten bei einem Posten, als das ganze Tram wendete, und lief schliesslich als letzter der Gruppe ins Ziel”, erzählt Müller.
Nicola Müller startete zufreidenstellend in seinen Wettkampf. Ein grosser Fehler und ein Materialschaden an der Skibindung liessen dann aber alle Träume platzen. ”Dann hat es eben eine Aufgabe gegeben”, konstatiert der Medizinstudent und meint damit den nicht ganz einfachen Heimweg auf einem Ski im tiefen, weichen Schnee.
Youngster Corsin Müller berichtet von einen gelungenen Rennbeginn: ”Ich konnte viele Plätze gutmachen”, so der Einsiedler. Gegen Rennende forderte jedoch die Müdigkeit ihren Preis und durch Fehler gingen die gewonnenen Ränge wieder verloren, so dass am Schluss Rang 39 resultierte.
Zufriedener zeigen sich hingegen Flavio Ehrler (41.), Andri Jordi (31.) und Corsin Boos (25.). Ehrler freut sich über ein cooles Rennen mit deutlich besserer Physis als in den vergangenen Tagen. Corsin Boos scheint sich vor allem teschnisch im Vergleich zu Sprint und Mitteldistanz verbessert zu haben: ”Endlich hat es einigermassen geklappt." Trotzdem: An der Physis mangle es noch. Nach einem Sturz habe ihm die nötige Spritzigkeit gefehlt, um wieder auf die Gruppe aufzuschliessen. Auch Jordi konnte die technischen Wettkampfabschnitte sauber bewältigen. “Läuferisch verpasste ich dann aber leider das Tram für die Top 20. Es wurde ein harter Kampf gegen mich selbst.”
Damit geht ein spannendes Weltcupwochenende zu Ende. Podestplätze gab es für die Schweiz keine, doch die U23- Athleten und -Athletinnen können insgesamt fünf Diplome vorweisen, was für die Zukunft zuversichtlich stimmt.
Die heutigen Resultate sind hier zu finden: https://eventor.orienteering.org/Events/Show/829
(Text: Lea Widmer; Bild: Andrin Bieri)