In der abschliessenden Staffel der Ski-OL-Europameisterschaften schaffte es kein Team, die skandinavisch-russische Dominanz zu durchbrechen. Bei den Männern siegte Titelverteidiger Norwegen mit demselben Team wie vor einem Jahr. Bei den Frauen kam es auf der letzten Strecke zu einem spannenden Zweikampf zwischen Josefine Engström (Schweden) und Pesu Mervi (Finnland).

Bei leichtem Schneegestöber und windigem Wetter erwartete die Athletinnen und Athleten nochmals ein
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Massenstart Männer
anspruchsvolles Rennen. Die wenigen Zentimeter Neuschnee, die in der Nacht gefallen waren, machten die Loipen nicht schneller und das Spurenlesen nicht einfacher. «Zum Teil habe ich mich wie beim Fuss-OL an Geländeformen, Häusern usw. orientiert», verriet die schwedische Schlussläuferin und neue Staffel-Europameisterin Josefine Engström im Ziel.

Gestartet war die Schwedin noch mit 31 Sekunden Rückstand auf die Finnin. Im zum Teil offenen Gelände konnte sie aber schon bald aufschliessen. Ihre Taktik war es in der Folge, Mervi Pesu im Auge zu behalten und sich auf ihr eigenes Rennen zu konzentrieren. «Wir hatten unterschiedliche Gabelungen, doch ich spürte, dass ich physisch eher stärker war als Mervi», so die Schwedin. Im langen Aufstieg vom drittletzten Posten bis in Ziel pushten beide Läuferinnen hart und lieferten sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Mervi Pesu kam als Erste in die Biathlon-Arena, doch
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Übergabe von Carmen Strub an Laura Diener
auf der Zielgeraden hatte Josefine Engström noch etwas mehr Kraft und konnte den Fotofinish für sich entscheiden. Damit ging Gold an Schweden 1 mit Magdalena Olsson, Tove Alexandersson und Josefine Engström. Finnland 1 mit Milka Reponen, Mira Kaskinen und Mervi Pesu gewann Silber.

Im Schweizer Frauenteam machte Carmen Strub die Startstrecke, damit das Team möglichst lange mit den Besten mitlaufen kann. Diese Taktik ging auf. Carmen Strub wechselte mit 58 Sekunden Rückstand an sechster Stelle an Laura Diener. Der Rückstand wuchs auf der zweiten Strecke zwar kontinuierlich an, doch Laura Diener kam noch vor dem Tschechischen Team und damit auf Diplomkurs ins Ziel. Véronique Ruppenthal hatte nun die schwierige Aufgabe, die Silbermedaillengewinnerin der Langdistanz in Schach zu halten. Dies gelang ihr erstaunlich lange. Zwar wurde sie bereits bei Posten 6 von der Tschechin Hana Hancikova
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Andrin Kappenberger
eingeholt, doch dann kam diese plötzlich ein zweites Mal von hinten. So musste Véronique Ruppenthal die Tschechin erst beim drittletzten Posten vor dem langen Zielaufstieg ziehen lassen.

Im Männerrennen führte das ausgeklügelte Gabelungssystem zu vielen Wechseln an der Spitze. Nach der ersten Strecke lag Finnland 2 vor Schweden 1 und Finnland 1. Die späteren Medaillengewinner lagen auf den Rängen 6, 10 und 9. Im Laufe der zweiten Strecke übernahm Norwegen 1 (Lars Moholdt) die Führung und gab diese bis ins Ziel nicht mehr ab. Dahinter war das Rennen aber noch nicht entschieden. Beim zweiten Wechsel lagen Finnland 1 und Russland 1 praktisch gleichauf auf Silber- und Bronzekurs. Schweden 2 lag auf dem 6. Zwischenrang. Allerdings war der Rückstand nicht gross. Der norwegische Schlussläufer Hans Jörgen Kvale liess nichts mehr anbrennen und verteidigte den Titel vom letzten Jahr souverän (zusammen mit Oyvind Watterdal und Lars Moholdt). Finnland 1 musste sich noch von Russland 1 mit Vladimir Barchukov, Eduard Khrennikov und Andrey Lamov sowie von Schweden 2 mit Markus Lundholm, Martin Hammarberg und Ulrik Nordberg überholen lassen.

Andrin Kappenberger machte für die Schweiz einen guten Job und übergab an siebter Stelle mit 48 Sekunden
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Christian Spoerry
Rückstand an Gion Schnyder. Beim Pechvogel der Woche war die Energie jedoch draussen. Er fühlte sich physisch von Beginn weg am Limit. «Fehler machte ich keine, doch ich hatte das Gefühl, nicht vorwärts zu kommen», so Gion Schnyder. So wuchs der Rückstand auf die Spitze denn auch kontinuierlich an und betrug beim Wechsel zu Christian Spoerry 2:05 Minuten. Eine Medaille war für das Schweizer Team damit ausser Reichweite. Christian Spoerry lief nochmals ein starkes Rennen und liess den Rückstand auf die Spitze kaum noch anwachsen. Ein kleiner Konzentrationsfehler verhinderte ein Aufschliessen zu Erik Rost (Schweden 1). Am fünften Nationenrang hätte dies aber nicht geändert. Die Schweizer haben insgesamt die Erwartungen erfüllt und hinter den Skandinaviern und den Russen ein Diplom gewonnen, für einen Exploit hat's aber nicht gereicht. Für eine Medaille wären drei super Rennen nötig.

Im zweiten Schweizer Team gelang Sandro Truttmann der Auftakt nicht ganz nach Wunsch. Der Innerschweizer fühlte sich physisch nicht gut. Auf dem 13. Platz aller Teams übergab er an Teamkollege Nicola Müller. Der 15-Jährige zeigte sich nur mit dem ersten Teil seines Rennens zufrieden. Schlussläufer Sven Aschwanden konnte noch einen Rang gutmachen und den 12. Rang für die "Goldauer Staffel" (alle drei sind Mitglied der OLG Goldau) sichern.
(Text Brigitte Wolf, Fotos Martin Jörg)


Resultate
Männer (8 km)
1. Norwegen 1 (Watterdal, Moholdt, Kvale) 101:00
2. Russland 1 (Barchukov, Khrennikov, Lamov) 101:18
3. Schweden 2 (Lundholm, Hammarberg, Nordberg) 101:25
4. Finnland 1 (Saarela, Hakkinen, Tunis) 101: 50
* Norwegen 2 (Saetra, Haverstad, Madslien) 102:39
* Schweden 1 (Holmberg, Arnesson, Rost) 102:41
5. Schweiz 1 (Kappenberger, Schnyder, Spoerry) 103:26
* Russland 2 (Veselov, Ignaov, Grigoriev) 104:31
6. Lettland 1 (Kivlenieks, Kivlenieks, Raize) 110:06
* Schweiz 2 (Müller, Aschwanden) 113:24

Frauen (7 km)
1. Schweden 1 (Olsson, Alexandersson, Engström) 103:16
2. Finnland 1 (Reponen, Kaskinen, Pesu) 103:17
3. Russland 2 (Kozlova, Kechkina, Frolova) 105:33
* Russland 1 (Oborina, Tretyakova, Tarasenko) 107:32
4. Norwegen 1 (Ulvensoen, Ulvensoen, Rognstad) 108:17
* Finnland 2 (Turunen, Koskela, Tallila) 108:40
* Schweden 2 (Lindkvist, Sandberg, Wickborn) 110:22
5. Estland 1 (Kaasiku, Kudre, Kudre) 113:55
6. Tschechien 1 (Karochova, Simkova, Hancikova) 115:32
7. Schweiz 1 (Strub, Diener, Ruppenthal) 116:47

* Für die Wertung zählt jeweils das erste Nationenteam