Die Aufgabe erforderte das Legen einer HE- und D12-Sprintbahn für einen Nationalen OL. Die Jury hat die Siegerbahn auserkoren und gibt zudem wertvolle Tipps zur Bahnlegung.
Die Aufgabe erforderte das Legen einer HE- und D12-Sprintbahn für einen Nationalen OL. Dazu wurden folgende Rahmenbedingungen vorgegeben:
- Es gelten die Richtzeiten nach WO für die Sprintdistanz.
- Start und Ziel darf frei gewählt werden. Mögliche Wege vom Wettkampfzentrum zum Start und vom Ziel zurück zum Wettkampfzentrum dürfen nicht durch das Laufgelände führen.
- Für beide Bahnen ist der gleiche Start und das gleiche Ziel zu verwenden.
- Die Karte darf bis zum Rand ausgenutzt, nicht aber abgeändert oder neu skaliert werden.
- Die Bahndaten sind Sprintkonform nicht mit der Distanz der Luftlinie, sondern der Laufdistanz anzugeben. Distanz und Steigung sind auf der Karte zu vermerken.
- Es ist eine vollständige Postenbeschreibung zu erstellen.
Bahnlängen
Viele Bahnleger vergaben bereits mit einer falschen Einschätzung der Bahnlänge wichtige Punkte. Vor allem waren die HE-Bahnen bei 2/3 der Teilnehmer leicht bis massiv zu lang. Gemäss WO beträgt die Richtzeit bei allen Kategorien im Sprint OL 10 bis 15 Minuten.
Selbst an den Sprint SM wurden in den letzten 3 Jahren bei der HE die Richtzeit – zum Teil sogar massiv – überschritten. Bedenkt, dass ein HE-Läufer bereits auf der Bahn für einen 5000m Lauf rund 15 Minuten benötigt. Zusätzlich ist zu berücksichtigen, dass im OL, z.B. wegen Treppen, Bremsen und Beschleunigen um Hausecken, zur Vermeidung von Zusammenstossen mit anderen Läufern/Passanten etc. kein regelmässiges Tempo gelaufen werden kann. Dazu kommt auch noch die Kopfarbeit, welche pro Leistungskilometer rund 10 bis 20 Sekunden ausmachen kann.
Dies ergibt bei einer Richtzeit von max. 15 Minuten höchstens ca. 4.1 Lkm bei der HE und bei einer Richtzeit von rund 12’ etwa 2.2 Lkm bei D12.
Fairness
Es sind klare Postenstandorte zu bevorzugen, die eigentlich auch ohne Postenbeschreibung verständlich sind. So sollte zum Beispiel vom Bahneindruck her klar sein, auf welcher Seite der unpassierbaren Mauer/Hecke/etc. sich der Posten befindet. Die technische Herausforderung einer Sprintbahn sollte sich vor allem aus der Teilstrecke und nicht nur aus dem Postenstandort ergeben. Es sollte also einen hohen Stellenwert auf eine anspruchsvolle Teilstrecke gelegt werden, statt mit dem Postenstandort eine Falle zu stellen.
Beispiel: Anstelle der Heckenecke einspringend (Bild links) den Posten an den Einzelbaum (Bild rechts) setzen:
Im Gelände einfach passierbare Sperrgebiete sollen nicht direkt für Routenwahlen benutzt werden. Das führt meist nur dazu, dass mind. ein Läufer durch das Sperrgebiet läuft und endet in unschönen Diskussionen mit Grundbesitzern.
Falls in der Bahnlegung ein 3D-Element (2 Laufebenen übereinander) verwendet werden soll, dann achtet auf eine 100% klare Darstellung der Situation auf der Karte (gemäss Broschüre von Swiss Orienteering «Internationale Norm für Sprint-Orientierungslaufkarten - ISSprOM 2019» Kennzeichnung mit Symbol 710.1 oder 710.2). Allenfalls soll sogar der Kartenausschnitt mit einer Beschreibung in den Weisungen veröffentlicht werden, damit der Lauf fair ist und nicht nur die «Einheimischen» die Darstellung auf der Karte interpretieren können.
Mögliche Routen über Bahnübergänge mit Schranken dürfen nicht zugelassen werden. Sie können zu unfairen oder gar gefährlichen Situationen führen.
Weitere wichtige Kriterien
Spitze Winkel sollten in der Bahnlegung weitestgehend vermieden werden. Diese können die Bahn vereinfachen, wenn nebst der Weglaufrichtung auch ein Teil der Laufstrecke zum nächsten Posten dem Läufer bereits bekannt sind. Setzt die Posten also nicht ganz hinten in einer «Sackgasse», sondern im vorderen Teil.
Kartenbeispiel: der östliche Posten ist besser.
Aufgrund der O-technischen Fähigkeiten der D12-Läuferinnen sind Fallen (Postenstandorte sind nur aus der Postenbeschreibung erkennbar) bei solchen Kategorien zu unterlassen.
Der Startpunkt ist wie ein Posten punktgenau zu definieren. Dazu gehört auch der Ort der Kartenabgabe mit dem Zeitstart und die Pflichtstrecke zum Startpunkt (vgl. als Beispiel die Siegerbahn).
Einige Teilnehmende hatten Mühe eine korrekte Postenbeschreibung zu erstellen. Dazu verweisen wir auf die Broschüre von Swiss Orienteering «IOF-Postenbeschreibungen», zu finden auf der Homepage http://vhb.swiss-orienteering.ch/ oder unter Ausbildung/OL-Ausbildungsmaterial.
Bewertung
Die drei Jury-Mitglieder Kurt Schmid, Matthias Merz und Töby Imhof durften die eingereichten Bahnvorschläge bewerten. Auch dieses Jahr war der Bahnleger-Wettbewerb mit Eingaben zusätzlich aus den USA, Österreich, Deutschland und Italien international besetzt. Erfreulich war mit 11 Teilnehmenden die Beteiligung in der Kategorie Nachwuchs.
Die Jury-Mitglieder beurteilten zuerst unabhängig voneinander die Bahnvorschläge unter anderem nach folgenden Gesichtspunkten:
- Rahmenbedingungen: wurden die Vorgaben eingehalten?
- Gesamteindruck: liegen spannende Bahnen vor? Wurde das Gelände optimal ausgenutzt?
- Abwechslung: weisen die Teilstrecken Abwechslung in Bezug auf Teilstreckenlänge, Richtungswechsel und Orientierungstechnik auf?
- Routenwahlen: hat es sowohl lange, mittellange als auch kurze Teilstrecken mit Routenwahlen?
- Physische Anforderung: Entsprechen die Bahnlängen der gestellten Aufgabe?
- Niveaugerecht: entsprechen die Bahnen der geforderten orientierungstechnischen Anforderungsstufe?
Gemeinsam wurden die Bahnen nochmals diskutiert, bewertet und eine Rangliste erstellt.
Die Siegerbahnen
Am meisten überzeugen konnten die Bahnen von Thomas Egger. Die Vorgaben wurden eingehalten. Die Bahnen sind abwechslungsreich und niveaugerecht. Bei der HE-Bahn bestehen auf fast allen Teilstrecken Routenwahlmöglichkeiten.
Siegerbahn.pdf
In der sehr kritischen Beurteilung der Jury wurde bemängelt, dass für beide Bahnen doch recht viele Posten verwendet wurden. Ebenfalls sorgte die «Falle» bei Posten 5 der HE-Bahn für einen Punktabzug. Weiter fehlen auf der Postenbeschreibung bei Posten Nr. 50 und 100 die Seitenangaben. Dazu wurde der Zieleinlauf nicht als Pflichtstrecke dargestellt.
Die Rangliste
Gesamtwertung (Top 10)
- Thomas Egger (ol norska), Schnottwil
- Pascal Buchs (ANCO), Les Hauts-Geneveys
- Bruno Steinegger, Bassersdorf
- Jürg Bosshard (OLG Pfäffikon), Pfäffikon ZH
- Dirk Deubel (Naturfreunde Wien), Wien (Österreich)
- Claudia Candotti (Trent-O Orienteering), Trento (Italien)
- Hubert Brunner (Haunold Orienteering Team), Niederdorf (Italien)
- Hanspeter Schenk (thurgorienta), Weinfelden
- Laurin Maurer (OLC Kapreolo), Pfaffhausen (1. Rang Nachwuchs)
- Gabriele Sabato (SCOM Mendrisio), Castel San Pietro
Nachwuchs (Top 3)
- Laurin Maurer (OLC Kapreolo), Pfaffhausen
- Marius Peter (ol.biel.seeland), Nidau
- Joschi Schmid (OL Regio Wil), Rossrüti
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