Am Bahnlegungs-Wettbewerb 2022 war die Herausforderung das Planen von H75- und D20-Langdistanzbahnen für einen Nationalen OL. Die Jury-Mitglieder haben nun die Siegerbahnen auserkoren.

Die Aufgabenstellung dieses Jahr war das Legen von H75- und D20-Langdistanzbahnen für einen Nationalen OL. Dazu wurden folgende Rahmenbedingungen vorgegeben:

  • Es gelten die Richtzeiten nach WO für die Langdistanz
  • Start und Ziel dürfen frei gewählt werden. Mögliche Wege vom Wettkampfzentrum zum Start und vom Ziel zurück zum Wettkampfzentrum dürfen nicht durch das Laufgelände führen. Es darf angenommen werden, dass über die Seilbahn im Süden oder über alle Fahrwege ein mögliches Wettkampfzentrum, resp. Start und Ziel im Gelände erreicht werden können.
  • Für beide Bahnen ist der gleiche Start und das gleiche Ziel zu verwenden.
  • Die Karte darf bis zum Rand ausgenutzt, nicht aber abgeändert oder neu skaliert werden.
  • Die Streckendaten wie Distanz und Steigung sind auf der Karte zu vermerken.
  • Es ist eine vollständige Postenbeschreibung zu erstellen.

Bahnlängen / Herausforderungen

Es stellte sich heraus, dass die richtige Einschätzung des Geländes für viele ein kleiner Stolperstein für die Bewertung darstellte. Vor allem waren die D20-Bahnen bei fast allen Teilnehmern leicht bis massiv zu lang. Gemäss WO beträgt die Richtzeit für D20 im Langdistanz-OL 50 bis 60 Minuten, für H75 ca. 45 bis 55 Minuten.

Gemäss Veranstalterhandbuch (à Berechnungsgrundlagen Lkm-Werte) kann für voralpines/alpines Gelände ein Lkm-Schnitt um den Wert C angenommen werden. Wenn die Bahnanlage viele Teile im Wald und in den Steilhängen aufweist, dann sollte der Lkm-Schnitt eher noch langsamer gewählt werden. Für Bahnen, die sehr viel im offenen, gut belaufbaren Gelände gelegt wurden, kann der Lkm-Schnitt auch schneller gewählt werden Aus der Tabelle je Kategorie lassen sich dann folgende Werte ablesen:

Kategorie

Basis

Zuschlag C

Lkm-Schnitt

Siegerzeit

Lkm

H75

6.60 min/Lkm

+68%

11.09 min/Lkm

55 min

4.9 Lkm

D20

4.80 min/Lkm

+50%

7.20 min/Lkm

60 min

8.3 Lkm

Wer das Gelände erkannt hat (Swiss O Week 2019 in Gstaad), konnte auch die Lkm-Schnitte der 3. Etappe verwenden (H75: 12.0 min/Lkm = 4.6 Lkm; D20: 8.8 min/ Lkm = 6.8 Lkm) à direkt abrufbar unter: o-tools.swiss-orienteering.ch

Um möglichst interessante Bahnen zu legen, galt es zuerst einmal die geeigneten Geländekammern für die guten Routenwahlen zu erkennen. Anschliessend konnte darauf aufbauend ein Laufkonzept erstellt werden, um diese Gebiete sinnvoll zu verbinden. Dies erforderte oft auch den Mut spannende Geländekammern wegzulassen.

Grundsätze

Es sind klare Postenstandorte zu bevorzugen, die eigentlich auch ohne Postenbeschreibung auf der Karte sowie im Gelände verständlich sind. Es haben sich doch einige Bahnleger verlocken lassen die sehr detaillierten Gelände (z.B. im Nordwesten der Karte) zu verwenden. Bei einer solchen Darstellung muss aber davon ausgegangen werden, dass die Karte stark generalisiert ist und es deutlich mehr Objekte (Löcher, Kuppen etc.) im Gelände hat.

Beispiel 1: ungeeigneter Postenstandort (kann auch in der Postenbeschreibung nicht eindeutig dargestellt werden)
Bild1
Bild2

Beispiel 2: Gut gewählter Postenstandort. Posten müssen mit Hilfe der Karte angelaufen werden können und der Postenstandort ist klar und eindeutig.
Bild3,
Bild4

Weitere Inputs zu den Bahnen

Eine guter Bahnleger kann auch manchmal auf vermeintlich sehr spannende Gebiete verzichten – zu Gunsten einiger zusätzlicher Routenwahlen. Dadurch erhalten die Bahnen keinen zu starken Mitteldistanz-Charakter (technisch sehr anspruchsvoller OL mit relativ vielen Posten). Die Bahnen sollten vor allem physisch fordern, Routenwahlen enthalten und abwechslungsreich (O-Techniken und Gelände) sein.

«Schikane-Posten» sind zu vermeiden (z.B. 50 Höhenmeter runter – Posten stempeln – wieder 50 Höhenmeter rauf).

Der Startpunkt ist wie ein Posten punktgenau zu definieren. Dazu gehört auch der Ort der Kartenabgabe mit dem Zeitstart und die Pflichtstrecke zum Startpunkt (vgl. als Beispiel die Siegerbahn).

Gemäss Art. 130 WO ist der Zieleinlauf eine Pflichtstrecke, die frühestens nach dem letzten Posten beginnt und auf der Ziellinie endet.

Weiter ist zu beachten, dass bei einer Langdistanz gemäss Veranstalter-Handbuch folgende Regel gilt: «Bei Nationalen OL und Meisterschaften ist bei allen Kategorien mit Siegerzeiten über 45 Minuten im mittleren Drittel Wasser anzubieten. Die Verpflegungsposten müssen bemannt sein, jedoch nicht zwingend an einem Posten stehen.» Folglich müsste bei der D20- und auch bei der H75-Bahn eine Zwischenverpflegung eingeplant sein. Dies wurde in der Bewertung allerdings nicht berücksichtigt.

Es zeigt sich immer wieder, dass korrekte Postenbeschreibungen zu erstellen, kein Selbstläufer ist. Dazu  verweisen wir auf die Broschüre von Swiss Orienteering «IOF-Postenbeschreibungen», zu finden auf der Homepage http://vhb.swiss-orienteering.ch/ oder unter à Ausbildung à OL-Ausbildungsmaterial.

Weiter gilt es die Natur zu schonen. So sind oft z.B. Posten in oder an Feuchtgebieten heikel.

Im Konzept zu berücksichtigen ist auch, wie Strassen im Gelände oder hier am Kartenrand genutzt, resp. gemieden werden können. Anstelle von «Sperrgebiet» reicht beispielsweise hier das Symbol «verbotene Route». So bleibt die Karte bis zur Strasse lesbar. Dadurch ist z.B. ein Auffangen am Strassenrand erlaubt. Hingegen ist das Laufen auf der Strasse verboten.
Bild5

Bewertung

Die drei Jury-Mitglieder Kurt Schmid, Matthias Merz und Töby Imhof durften die eingereichten Bahnvorschläge von 49 Teilnehmer/innen bewerten. Erfreulich war auch mit 8 Teilnehmer/innen die Beteiligung in der Kategorie Nachwuchs.

Die Jury-Mitglieder beurteilten zuerst unabhängig voneinander die Bahnvorschläge unter anderem nach folgenden Gesichtspunkten:

  • Rahmenbedingungen: wurden die Vorgaben eingehalten?
  • Gesamteindruck: liegen spannende Bahnen vor? Weisen die Bahnen Langdistanzcharakter auf? Wurde das Gelände optimal ausgenutzt?
  • Abwechslung: weisen die Teilstrecken Variationen in Bezug auf Teilstreckenlänge, Richtungswechsel und Orientierungstechnik auf?
  • Routenwahlen: hat es idealerweise sowohl lange, mittellange als auch kurze Teilstrecken mit Routenwahlen?
  • Physische Anforderung: Entsprechen die Bahnlängen der gestellten Aufgabe?
  • Niveaugerecht: entsprechen die Bahnen der geforderten orientierungstechnischen Anforderungsstufe?
  • Ist die H75-Bahn altersgerecht (z.B. meiden von Steilhängen und sehr schwer belaufbaren Gebieten; Zäune und Mauern sind unter Umständen schwer überwindbare Hindernisse; extremer Downhill-OL vermeiden)?

Gemeinsam wurden die Bahnen danach nochmals diskutiert, bewertet und eine Rangliste erstellt.

Die Siegerbahnen

Am meisten überzeugt haben die Bahnen von Alain Juan. Die Bahnen sind abwechslungsreich, niveaugerecht und weisen klar den Charakter einer Langdistanz auf.

pdfSiegerbahn

In der sehr kritischen Beurteilung der Jury wurde bemängelt, dass es für die H75-Bahn durch die Startüberhöhung sehr viel Downhill ergibt. Wobei dies insofern gut gelöst wurde, in dem die Bahnanlage der H75-Bahn nicht in die steilsten Hänge führt.

Der beste Nachwuchsbahnleger Laurin Maurer schaffte es in der Gesamtwertung auf den dritten Rang. Auch die Damen waren dieses Jahr stark. Von den 6 Teilnehmerinnen befinden sich 2 in den Top 6. Zudem ist eine Bahnlegerin beim Nachwuchs auf dem dritten Rang.

Die Rangliste

Gesamtwertung (Top 10)

  • Alain Juan (ANCO), Savagnier NE
  • Urs Moser (OLG Rymenzburg), Echarlens
  • Laurin Maurer (OLC Kapreolo), Pfaffhausen
  • Jasmin Schwammberger (OLG Suhr), Suhr
  • Thomas Bührer (CA Rosé), Villars-sur-Glâne
  • Lily Husner (OLK Wiggertal), Staffelbach
  • Res Dubach (ol norska), Konolfingen
  • Thomas Egger (ol norska), Schnottwil
  • Bernhard Häusermann (OLG Bern), Ittigen
  • Jürg Niggli (OJura), Prémanon

Nachwuchs (Top 3)

  • Laurin Maurer (OLC Kapreolo), Pfaffhausen
  • Lars Niggli (ol norska), Münsingen
  • Ladina Geiger (OL Regio Wil), Aadorf
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