Die Aufgabe dieses Jahr war das Legen von D14- und H45-Bahnen für einen Nationalen OL im Basler Jura. Dazu wurden bestimmte Rahmenbedingungen vorgegeben. Unter anderem waren in diesem Jahr neu zwei zusätzliche Aufgaben zu erfüllen: Einerseits forderten wir, dass ein Bahnkonzept erstellt wird. Andererseits verlangten wir, dass bei den Kernroutenwahlen die möglichen und sinnvollen Routen eingezeichnet werden.

Zielsetzung einer (Langdistanz)-OL-Bahn

Die wesentlichen Merkmale einer Langdistanzbahn sind Ausdauer und Routenwahlaufgaben. Dies bedeutet, dass weniger Posten pro Kilometer zu verwenden sind als in den anderen Disziplinen. Die Bahn soll zudem häufige Rhythmusänderungen beinhalten, was zum Beispiel durch Ausnutzung mehrerer unterschiedlichen Geländekammern erreicht werden kann.

Herausforderungen des diesjährigen Wettbewerbs

Bereits mit einem guten Bahnkonzept wird die Wahrscheinlichkeit einer guten Langdistanzbahn erhöht. Dabei spielt vor allem die Geländeanalyse eine wichtige Rolle. In welchen Geländeteilen sind variantenreiche Routenwahlen möglich? Welche Gebiete erlauben technisch anspruchsvolle Postenstandorte? Wie kann die gewünschte Abwechslung mittels Geländewechsel erreicht werden?

Die Bahnlegerin oder der Bahnleger muss der Verantwortung zum Schutz der Natur und sowie der Gesundheit der Teilnehmenden wahrnehmen und in das Bahnkonzept einfliessen lassen. Empfindliche Postenstandorte wie Sümpfe oder Futterkrippen sind zu meiden. Rückzugsmöglichkeiten für das Wild müssen eingeplant werden. Routenwahlen und Postenstandorte sind so zu definieren, dass sie die Läuferinnen und Läufer nicht gefährden.

Erfreulicherweise war die Qualität der heuer eingereichten Arbeiten deutlich besser als in den Vorjahren. Vielleicht hat das geforderte Konzept zu dieser Qualitätssteigerung beigetragen. Vielleicht haben aber auch weniger geübte Bahnleger den scheinbaren Zusatzaufwand gescheut. Wir sind jedenfalls überzeugt, dass ein sauberes Bahnkonzept die Grundlage ist für jede qualitativ hochstehende Bahnlegung.

Tipps an die Bahnlegenden

Vielen Teilnehmenden war die Bedeutung von Wildruhezonen bewusst und haben solche Zonen im Konzept für die Bahnlegung ausgeschieden. Oft fehlten aber solche Zonen gerade bei grossem Personenfluss, z. B. im Schlussteil. Wir empfehlen dringend, auch kleine und für die Bahnlegung vielleicht unbedeutende Wildruhezonen bewusst als Sperrgebiet auf der Karte zu markieren. Selbstverständlich dürfen Idealrouten nicht durch Wildruhezonen führen. So können unnötige Konflikte mit Wildhütenden und Förster*innen und unberechtigte Kritik an der Bahnlegung vermieden werden.

Gegenläufige Bahnen sind zu vermeiden. Das allenfalls aufgescheuchte Wild soll nach kurzer Fluchtstrecke eine Wildruhezone erreichen und nicht durch entgegenkommende Läufer*innen hin- und her gehetzt werden. Zudem soll der Postenstandort auch nicht durch entgegenkommende Läufer*innen verraten werden.

Routenwahlen direkt über Gefahrenzonen sind gefährlich und unbedingt zu meiden!

Bild 1: Schlechtes Beispiel Gefahrenzone Fels

Wenn eine solche Zone durch die Routenwahl tangiert wird, beispielsweise ein unpassierbarer Fels oder eine schmale, gefährliche Felspassage, so ist diese Gefahrenzone im Mindesten gut sichtbar zu markieren (Bild 1). Wenn ein Fels unbedingt als Routenwahl-Hindernis in unmittelbarer Postennähe eingesetzt werden soll, dann bitte wenigstens von unten nach oben.

Lange Teilstrecken führen nicht unbedingt und automatisch zu einem guten Routenwahlproblem (Bild 2). Auch auf einer langen Teilstrecke kann es vorkommen, dass nur 2-3 langweilige Wegrouten als Alternativen sinnvoll sind. Lieber kürzere Teilstrecken mit mehr Routenvarianten anbieten.
Um die Aufgabe zu erfüllen, haben einige Teilnehmende auch Routen "konstruiert", die uns wenig sinnvoll erschienen.

Bild 2: Lange Teilstrecke H45 mit nur zwei technisch einfachen, langweiligen Routenvarianten

Will man mögliche Routen von OCAD bestimmen und korrekt berechnen lassen, braucht man neben der eigentlichen OL-Karte auch deren Höhenmodell. Ein solches Höhenmodell stand für die "Fantasiekarte" des Bahnlegungswettbewerbs nicht zur Verfügung. Einige Teilnehmende haben von dieser OCAD-Funktion Gebrauch gemacht, obwohl somit eine korrekte, automatische Routenerkennung und -berechnung mit den vorliegenden Grundlagen gar nicht möglich war.

Bild 3: Posten im Grünen

Postenstandorte sind sorgfältig zu wählen. Ökologisch heikle Postenstandorte wie Sümpfe und Futterkrippen sollten nicht verwendet werden. Gefährliche Standorte mitten in grünem, steilem Gelände und am Fuss eines Felsen sind definitiv ungeeignet (Bild 3).

Für einen realen OL-Wettkampf sind selbstverständlich sämtliche Postenstandorte zu prüfen, ob sie wirklich geeignet und präzise zu definieren sind. Vorsicht ist zum Beispiel geboten bei Dickichtecken ohne Kulturgrenze (v. a. wenn diese direkt an eine andere Grünstufe grenzen) oder am Ende einer Kulturgrenze. Wenn es dort deutlich wäre, wäre vermutlich eine Kulturgrenzenecke kartiert worden.

Bewertung

Die drei Jury-Mitglieder Kurt Schmid, Roger Vogel und Töby Imhof durften die eingereichten Bahnvorschläge von 27 Teilnehmenden bewerten. Erfreulich war auch mit 7 Teilnehmenden die Beteiligung in der Kategorie Nachwuchs.

Die Jury-Mitglieder beurteilten zuerst unabhängig voneinander die Bahnvorschläge unter anderem nach folgenden Gesichtspunkten:

  • Rahmenbedingungen: Wurden die Vorgaben eingehalten?
  • Gesamteindruck: Liegen spannende Bahnen vor? Weisen die Bahnen Langdistanzcharakter auf? Wurde das Gelände optimal ausgenutzt?
  • Routenwahlen: Hat es Teilstrecken mit sinnvollen, spannenden und variantenreichen Routenwahlen?
  • Abwechslung: Weisen die Teilstrecken Variationen in Bezug auf Teilstreckenlänge, Richtungswechsel, Geländewechsel und Orientierungstechnik auf?
  • Physische Anforderung: Entsprechen die Bahnlängen der gestellten Aufgabe?
  • Niveaugerecht: Entsprechen die Bahnen der geforderten orientierungstechnischen Anforderungsstufe?
  • Wurden grobe Fehler in der Bahnlegung gemacht (vgl. Tipps an die Bahnlegenden)?

Gemeinsam wurden die Bahnen danach nochmals diskutiert, bewertet und eine Rangliste erstellt.

Die Siegerbahnen

Am meisten überzeugt haben die Bahnen von Thomas Bührer. Die Bahnen haben gute, niveaugerechte Routenwahlen, sind abwechslungsreich und weisen klar den Charakter einer Langdistanz auf. In der sehr kritischen Beurteilung der Jury wurde bemängelt, dass die H45-Bahn keine Verpflegung ausweist (Art. 124 WO und ergänzend im Veranstaltenden-Handbuch «Gestützt auf diesen Artikel haben die TDs am Zentralkurs 2011 Folgendes beschlossen: Bei Nationalen OL und Meisterschaften ist bei allen Kategorien mit Siegerzeiten über 45 min im mittleren Drittel Wasser anzubieten. Die Verpflegungsposten müssen bemannt sein, jedoch nicht zwingend an einem Posten stehen.»)

Der beste Nachwuchsbahnleger ist Elia Gartmann, welcher es auch gleich in der Gesamtwertung auf Rang 5 schaffte.

Die Rangliste

Gesamtwertung (Top 10)

  1. Thomas Bührer (CA Rosé), Villars-sur-Glâne
  2. Bruno Steinegger, Bassersdorf
  3. Thomas Egger (ol norska), Schnottwil
  4. Renato Winteler (OLG Welsikon / thurgorienta), Weinfelden
  5. Elia Gartmann (OLG Chur), Chur [Nachwuchs]
  6. Alain Juan (ANCO), Savagnier
  7. Ladina Geiger (OL Regio Wil), Biel
  8. Joël Schmutz (OL Regio Burgdorf), Burgdorf
  9. Urs Moser (OLG Rymenzburg)
  10. Flavio Poltera (Quack OK), Domat/Ems

Nachwuchs (Top 3)

  1. Elia Gartmann (OLG Chur), Chur
  2. Laurin Maurer (OLC Kapreolo), Pfaffhausen
  3. Joschi Schmid (OL Regio Wil), Rossrüti

Die Preise sind gesponsert von OCAD, Orienteering.ch und OL Plus.

jpgBahnkonzept Siegerbahn

jpgSiegerbahn D14

jpgSiegerbahn H45

(Text: Kurt Schmid)