Malin Röhrl sichert sich mit einer überragenden Fahrt den Europameisterinnen-Titel bei den Juniorinnen im Sprint. Das Damenteam zeigt eine geschlossene Mannschaftsleistung und die Herren erleiden einen kleinen Rückschlag.

Was sich in den vergangenen Tagen bereits abgezeichnet hatte, wurde heute eindrucksvoll bestätigt: Malin Röhrl krönt sich zur Europameisterin im Sprint der Juniorinnen. Mit einer überragenden Fahrt sicherte sich die junge Schweizerin den Titel und feierte einen souveränen Start-Ziel-Sieg. Ihr Vorsprung auf die zweitplatzierte Finnin Emma-Riikka Laamanen betrug am Ende beeindruckende 1:15 Minuten.

Von Beginn weg "im Flow"

„Morgen ist nochmals ein Tag und ja, hoffen wir auf das Beste“, meinte Malin Röhrl gestern nach dem Mitteldistanzrennen, als sie eine schon fast sicher (Gold)medaille unglücklich aus der Hand geben musste. Und das Beste traf tatsächlich ein, gelang der Ostschweizerin doch im heutigen Sprint eine makellose Fahrt. "Mein Rennen gelang mir sehr gut. Ich bin gut durchgekommen, habe keine Fehler gemacht und bin von Anfang an in den Flow gekommen", zeigte sie sich sehr zufrieden. "Das Rennen hat sehr viel Spass gemacht, ich hatte sehr viel Freude und es hat sich ausgezahlt." Sie schaue nun Richtung WM im Sommer und hofft, dort ähnliche Resultate wie hier an der EM zu erreichen.

Röhrl kam an dieser EM von Tag zu Tag besser zurecht: wurde sie in der Langdistanz noch durch einen nicht funktionierenden Badge irritiert, gewann sie dort schon ein Diplom. Tags darauf wurde sie durch einen kurzen Fehlentscheid im direkten Gegenerinnenkontakt und einer Reifenpanne ausgebremst, gewann aber abermals ein Diplom. Da nun im Sprint alles zum ersten Mal störungsfrei ablief scheint dieser grosse Erfolg nur konsequent und folgerichtig!

Damenteam mit starker Mannschaftsleistung

Nicht nur Malin Röhrl wusste zu überzeugen, auch das restliche Schweizer Damenteam zeigte eine geschlossene und starke Teamleistung. Celine Wellenreiter konnte sich gegenüber den bisherigen Wettkämpfen deutlich steigern und erreichte mit Rang 7 ihr gewohntes Leistungsniveau. Zwar verpasste sie damit das angestrebte Diplom knapp, doch war dieses Resultat ein wichtiger Befreiungsschlag für die Athletin aus Steffisburg. „Die Freude über den 7. Rang überwiegt. Nachdem ich doch gestern einen ziemlich schlechten Tag gehabt habe, bin ich glücklich über meine Leistung, auch ohne Diplom“, meinte sie zufrieden. Die Gründe für die Leistungssteigerung sieht sie darin, dass sie den gefassten Plan im Gegensatz zu gestern umsetzen konnte. Ihren Fokus für den weiteren Verlauf der Saison wird sie nun auf die WM in Polen legen.

Ebenfalls in den Top Ten klassierte sich Ursina Jäggi mit Rang 9. „Es war ein cooler, spassiger Mega-Highspeed-Sprint. Ich habe ihn technisch schwieriger erwartet, was ich eigentlich auch bevorzugt hätte", beschrieb sie das Rennen. Sie habe ihr Konzept aber gut umsetzen können und sei auch ruhig geblieben bei den wenigen Unsicherheiten. "Ich weiss nicht, ob meine Routen zu Posten 5 und 6 wirklich die schnellsten gewesen sind, aber im Grossen und Ganzen bin ich zufrieden", resümierte sie.

Auch Jana Lüscher Alemany zeigte eine starke Leistung und belegte wie gestern den 14. Platz. Zusammen mit dem 8. Rang in der Mitteldistanz war sie mit dem bisherigen Verlauf der EM sehr glücklich: „Ich habe mir im Vorfeld einen Top Ten Platz gewünscht, war aber sehr unsicher ob dies möglich sei. Mit einem Top Ten und zwei Top Fünfzehn Rängen bin ich sehr glücklich“, fasste sie die letzten Tage zusammen. „Auch heute habe ich eine gute Fahrt gehabt und mich gut gefühlt. Zwar wäre ich durchaus rangmässig gerne ein wenig weiter vorne gewesen, aber dafür war ich rein fahrerisch zu wenig schnell oder zu sicher unterwegs. Dies hat sich aber wohl gelohnt, denn bei schnellerem Tempo hätte ich vielleicht auch einen grösseren Fehler eingebaut“, meinte sie selbstkritisch.

Kleiner Rückschlag für die Herren

Nach den starken Ergebnissen vom Vortag mussten die Schweizer Herren heute einen kleinen Dämpfer hinnehmen. Noah Rieder belegte mit Rang 10 zwar erneut einen Platz in den Top Ten, doch vor allem seine zweite Streckenhälfte zeigte, was an diesem Tag möglich gewesen wäre: Hier fuhr er die drittbeste Zeit, nur zehn Sekunden hinter dem italienischen Sieger Fabiano Bettega und dem dreifachen Medaillengewinner aus Litauen, Jonas Maišelis. Den entscheidenden Rückstand hatte sich Rieder allerdings bereits im ersten Streckenabschnitt eingehandelt. „Ich konnte wohl den ganzen Flow von gestern noch mitnehmen, darum hat es wieder für ein Top Ten Resultat gereicht. Allerdings habe ich gerade zu Beginn am meisten Zeit eingebüst, was ich heute, auch im Hinblick auf morgen, noch analysieren muss". Und zur idealen Staffelvorbereitung steht dann wohl auch noch eine wohltuende Massage an.

Adrian Jäggi wählte den entgegengesetzten Rennverlauf: Nach zwei Dritteln der Strecke lag er beim Kartenwechsel noch vielversprechend auf dem 3. Rang. Doch ein Fehler bei einer vermeintlich einfachen Abzweigung auf dem Weg zu Posten 17 brachte ihn aus dem Konzept. Das GPS-Signal liess den Zuschauenden den Atem stocken, als Jäggi falsch abbog. Die Korrektur kostete wertvolle Zeit und eine Medaille war ausser Reichweite (Rang 24). „Ab dem Kartenwechsel habe ich eigentlich fast bei jedem Posten einen Fehler gemacht, nur die letzten vier Posten bin ich wieder sauber angefahren“, berichtete Jäggi. "Nach dem Kartenwechsel gab es einen markanten Tempowechsel. Dessen war ich mir zwar bewusst, habe es aber zu wenig umgesetzt und zu wenig Tempo rausgenommen." Er will dies nun abhaken und nach vorne schauen. Auf die Frage, ob er denn den guten ersten Teil morgen für die Staffel nutzen könne, gab er lachend zu bedenken, dass die Staffel morgen leider in den heutigen zweiten Teil führen werde.

Ausblick: Spannende Mixed-Staffel

Nach den heutigen Rennen ist es auch klar, wer für die Schweizer Mixed-Staffel neben Noah Rieder und Adrian Jäggi ins Rennen steigen wird: es wird Jana Lüscher Alemany sein. "In der ersten Staffel zu fahren ist sehr cool, allerdings ist es auch mit grossem Druck verbunden. Ich möchte natürlich alles gut machen", berichtet sie. "Ich werde versuchen, mich nicht allzu sehr auf das Resultat zu fokussieren, gut Karte zu lesen, durch und fertig!", meinte sie noch in ihrer erfrischenden Art. Ein zweites Staffelteam wird als reine Frauschaft mit Celine Wellenreiter, Ursina Jäggi und Malin Röhrl an den Start gehen.

Die bisherigen Resultate lassen auf eine hochspannende Mixed-Staffel hoffen. Zu den Favoriten zählen sicherlich die Finn*innen, die sowohl bei Damen als auch Herren sehr ausgeglichen aufgestellt sind. Im Kampf um die Medaillen werden zudem die Gastgeber aus Litauen, die gewohnt straken Tschech*innen sowie, mit intakten Aussenseiterchancen die Schweiz, Frankreich und Italien ein gewichtiges Wort mitreden. Denn wie heisst es so treffend: Staffeln haben immer ihre eigenen Gesetze. Und dass der wieder (einigermassen) genesene Flurin Schnyder nach heute auch morgen im Zielraum anwesend sein wird und neben Coaching- und Anfeuerungsaufgaben auch noch die Rolle des Team-Maskottchens übernehmen kann, darf sicher als gutes und motivierendes Zeichen gewertet werden.

Das weitere Programm:

  • So 18.05.: Mixed-Staffel (EMTBOC) und Staffel (EJYMTBOC)

GPS, Liveresults, Fotos und Karten Sprint: https://orienteering.sport/event/european-mtb-orienteering-championships-2025/sprint/

Offizielle Webseite des Veranstalters:http://2025.mtbo.lt

(Text: Thomas Bossi, Bilder: Beat Schaffner)