Ursina Jäggi spielt in einem sehr schnellen Mitteldistanzrennen ihre Routine aus und erreicht mit Rang 8 den dritten Top-Ten Rang des Frauenteams. Und mit Flurin Schnyder gelingt dem Jüngsten eine beinahe perfekte Fahrt. Ausserdem gibt es gute News vom U-23 Weltcup
Die Weltspitze im Bike-OL war sich in den Platzinterviews einig: permanente Orientierung und Kartenarbeit bei gleichzeitig enorm hohen Tempi, dies war das Erfolgsrezept für die heutige Mitteldistanz in Shumen. Platzinterviews? Erfreulicherweise verbesserte sich die TV-Übertragung gegenüber dem Massenstart markant und hatte, trotz fehlender Bilder aus dem Gelände, einen gewissen Unterhaltungswert. Zwar waren auch heute keine verlässlichen GPS-Daten verfügbar, aber die Live-Results funktionierten tadellos und so schwebte man als Beobachter nicht ganz so im luftleeren Raum wie tags zuvor.
Aus Schweizer Sicht hat der Jüngste im Team, Flurin Schnyder, dieses Erfolgsrezept am besten umgesetzt. „Ich wusste, dass der Doppelweltmeister Hasek zwei Minuten hinter mir startete. Ich nahm mir vor, mich davon, auch sollte er mich einholen, nicht beirren zu lassen. Mir gelang ein beinahe perfektes Rennen. Im Moment könnte ich es wohl nicht besser machen“, meinte er zu seinem Rennen, in dessen Verlauf er sich kontinuierlich steigerte und auch dank eines furiosen Schlussteils auf Rang 12 vorstiess.
Dies ging aber unglücklicherweise auch auf Kosten eines weiteren jungen Fahrers, Noah Rieder. Wie auch Schnyder gelang Rieder bis Posten 17, rund 4 Minuten vor Schluss, ein nahezu perfektes Rennen, lag er zu diesem Zeitpunkt gar noch 21 Sekunden vor diesem. Bei einem ähnlichen Schlussteil hätte es dem Lysser vielliecht sogar zu einem Top-Ten Platz gereicht, was anhand der momentanen Leistungsdichte bei den Herren mehr als aller Ehren wert gewesen wäre. „Bis zu Posten 18 lief es mir sehr gut. Leider liess ich dort eine kleine Unsicherheit zu einem grossen Fehler auswachsen, was natürlich sehr schade ist“, meinte er im Anschluss an das Rennen. Der Zeitverlust von rund 1:30 Minuten spülte ihn in der Rangliste gnadenlos zurück und er musste mit Rang 24 vorliebnehmen, einen Rang hinter Teamkamerad Adrian Jäggi, welcher mit seinem Rennen gar nicht zufrieden war: „Mir sind viel zu viele kleine Fehler unterlaufen, welche mich zusammen zu viel Zeit gekostet haben“. Nun hofft Jäggi auf die Langdistanz, in welcher er seine Kletterspezialitäten auszuspielen hofft.
Und für Silas Hotz geht die Berg- und Talfahrt, welche seine bisherige Saison prägte, leider weiter: nach seinem gestrigen Exploit folgte wieder eine Fahrt, bei welcher vor allem zu Beginn und Schluss wenig zusammenpasste und er mit Rang 38 vor allem auch seine eigenen Erwartungen nicht erfüllen konnte. „Ich bin mit mir und meinem Rennen definitiv nicht zufrieden. Schon zu den ersten beiden Posten machte ich zwei grosse Fehler. Allerdings ist es sicher positiv, dass ich mich danach neu motivieren konnte und den Fokus wieder fand. Kurz vor Schluss machte ich leider nochmals einen grossen Fehler und 5 Minuten Fehler insgesamt sind für eine Mitteldistanz einfach zu viel“. Auch ihm bleibt die Hoffnung, dass er sich am morgigen Ruhetag gut erholt und für die am Samstag stattfindende Langdistanz erneut aus dem Wellental herausfinden kann.
Kompletter U-23 Weltcup-Medaillensatz als Schweizer Trostpflaster
Immerhin, für Noah Rieder fand der Tag dennoch ein glückliches Ende: mit dem heutigen Rennen wurde der U-23 Weltcup abgeschlossen, welchen Rieder nach einer eindrucksvollen Saison – man erinnere sich nur an seine beiden U-23 Weltmeistertitel in Sprint und Langdistanz anfangs Juli – trotz des heutigen Ausrutschers für sich entscheiden konnte. Dazu meinte er: „Ich bin natürlich froh, dass es trotz meines Fehlers für den Gesamtsieg gereicht hat, da mein direkter Konkurrent aus Frankreich noch hinter mir lag. Und als Tüpfelchen auf dem i kommt dazu, dass ich mit meinem Fehler Flüru (Flurin Schnyder) den Vormarsch auf den dritten Rang im Gesamtweltcup ermöglichen konnte. Dies wenigstens ist ein kleiner Trost“, was auch erklären mag, warum Rieder bei seinem Interview erstaunlich aufgeräumt wirkte. Bei diesem Teamgeist ist auch davon auszugehen, dass sich Flurin Schnyder mit einer „zünftigen“ Portion Baklava bei Rieder bedankt.
Was dem Rieder recht ist, ist der Wellenreiter billig. Auch Celine Wellenreiter gelang das heutige Rennen nicht nach Wunsch (Rang 24). „Mein Wettkampf heute war ziemlich schlecht. Ich machte viele Fehler und habe es gar nie geschafft, in den Wettkampf zu finden“. Doch wie Rieder wurde sie für eine insgesamt starke Saison belohnt, konnte den Angriff der gegen Ende der Saison stark aufkommenden Schwedin Tilda Palm zwar nicht ganz abwehren, sicherte sich aber trotzdem mit nur 10 Punkten Rückstand den 2. Rang. Damit hat sie verdientermassen ein im Vorfeld formuliertes wichtiges Ziel dieser Weltmeisterschaften in Bulgarien erreicht.
Starke Routinierin Jäggi auf Rang 8
Ganz zufrieden mit dem bisherigen Verlauf der Weltmeisterschaften war die routinierte Ursina Jäggi noch nicht. Sowohl im Sprint wie auch vor allem im gestrigen Massenstartrennen wären bessere Resultate möglich gewesen. Das dies nicht nur leere Worte sind, bewies sie heute, lag sie zeitweise doch gar auf Medaillenkurs. „Bis zu Posten 12 war ich sehr gut unterwegs, fuhr dann allerdings 90 Grad in die falsche Richtung und bemerkte dies relativ spät, was mich rund eine Minute kostete. Zusammen mit weiteren 30 Sekunden mag es dies einfach nicht leiden für ein Diplom oder eine Medaille“, meinte sie ein wenig ernüchtert. „Aber es zeigt immerhin einmal mehr, dass die physische Form stimmt“.
Jana Lüscher Alemany erlitt nach ihren zwei sehr guten Fahrten in den Rennen davor einen kleinen Rückschlag und musste sich mit Rang 27 zufriedengeben. „Es war zwar ein sehr cooles Rennen und hat Spass gemacht. Man musste sehr schnell und erst noch ohne Fehler fahren. Da wir schon gestern in diesem Gelände fuhren war auch ein gutes Erinnerungsvermögen von Vorteil. Bedauerlicherweise unterliefen mir aber zwei grössere Fehler“. Und der morgige Ruhetag? „Ein wenig Ausruhen von Wettkampf und Karte ist angesagt. Sicher werde ich genug schlafen, gut essen und fertig!“
Auf den morgigen Ruhetag folgen am Samstag noch die Langdistanz, bevor die Weltmeisterschaften am Sonntag mit den Staffelwettbewerben abgeschlossen werden.
Hier gehts zu den Resultaten und zur Gesamtwertung U-23 Weltcup 2024
Die weiteren Rennen der WM:
- Sa 14. September Langdistanz
- So 15. September Staffel
Wichtige Links:
- Veranstalter-Webseite
- IOF Live (Live-Video, GPS, Resultate)
(Text: Thomas Bossi, Interviews vor Ort: Marita Hotz, Startfoto: Kiril Panayotov (vom Massenstart))