Im Mitteldistanzrennen nordwestlich von Helsinki bleibt der Schweizer Exploit zum Weltcup-Auftakt aus. Bei grosser Hitze überzeugt die Schweizer Delegation mit einem guten Teamergebnis. Daniel Hubmann und Simona Aebersold sorgen für zwei Topten-Plätze. Morgen Sonntag folgt der Langdistanz-Jagdstart.

Über 30 Grad Celsius zeigte das Thermometer in Finnland beim Weltcup-Auftakt in Finnland an. Über die technisch anspruchsvolle Mitteldistanz waren die Athleten physisch und mental zusätzlich gefordert. Von der 17-köpfigen Schweizer Delegation kam niemand fehlerfrei ins Ziel, und doch resultierte am Ende ein "gutes Teamergebnis", wie Christine Lüscher-Fogtmann, Leistungssport-Chefin von Swiss Orienteering bilanzierte. "Uns fehlt das herausragende Spitzenresultat", sagte sie. Viele hätten eine solide Leistung gezeigt. Fünf Männer klassierten sich somit in den Top-15 - bei den Frauen waren es drei.

Bis kurz vor dem Ziel auf Podestkurs lag Simona Aebersold, die in ihrer ersten Elitesaison im finnischen Terrain bewies, dass sie den Sprung in die Weltelite nahtlos geschafft hat. Die Seeländerin verpasste den zweiten Rang auf den letzten beiden Posten und rutschte noch auf den neunen Platz ab. Dennoch analysierte die 21-Jährige: "Abgesehen von den letzten beiden letzten Posten bin ich bin mega zufrieden mit meinem Lauf. Der erste Teil gibt mir sehr viel Selbstvertrauen für morgen und den Rest der Saison." Beim vorletzten Posten unterlief Aebersold ein Parallelfehler: Oben am Abhang sah sie eine Wiese mit einem Stein, weshalb sie sich auf der richtigen Route wähnte. In Wirklichkeit passierte sie jedoch eine Lichtung weiter südlich und lief deshalb auch zu weit südlich in den Steilhang. Auf dem Weg zum letzten Posten kam ein kleines Malheur hinzu, dass ihr weitere Sekunden raubte. Die Markierungen im Zielbereich hatten Aebersold verwirrt. Dennoch sei der neunte Rang mehr als sie sich erhofft hatte. Vor dem Weltcupstart hatte sie mit einer Top-15 Klassierung geliebäugt. Nun wisse sie, dass gar noch viel mehr drinliegen könnte.

Hinter Aebersold war Sabine Hauswirth als elfte zweitbeste Schweizerin. "Ich habe gemerkt dass ich noch ein wenig unsicher war und zögerte", sagte die Bernerin. Deswegen habe sie im mit Felshügeln durchsetzten Gebiet, das nicht ganz dem entspreche Terrain entspreche, wie man sich von Finnland gewohnt sei, nie ganz den erhofften Speed gehabt. Beim elften Posten holten die beiden Erstklassierten Tove Alexandersson und Natalia Gemperle sie ein, worauf Hauswirth es nicht schaffte den Anschluss zu halten. "Über das grosse Ganze bin ich dennoch zufrieden", sagte die 31-Jährige. Drittbeste Schweizerin war als 14. die Tessinerin Elena Roos, die sich in diesem Jahr in Norwegen auf die Weltmeisterschaften vorbereitet.

Bei den Männern waren die beiden Teamleader Daniel Hubmann (6. Rang) und Matthias Kyburz (11. Rang) erwartungsgemäss die beiden Bestklassierten. Allerdings hätten sich beide beim Weltcup-Start einen Rang weiter vorne erhofft. Hubmann vergab diesen zum vierten Posten, als er sich von einem Kameramann verwirren liess und rund 40 Sekunden einbüsste. "Ein Podestplatz wäre heute realistisch gewesen, den Sieg hätte ich unmöglich erreicht", analysierte der Routinier nüchtern. Aufgrund der extrem hohen Temperaturen war der in Bern wohnhafte Ostschweizer wie viele Läufer in den kurzen Sprint-Hosen unterwegs. Physisch sei es dann vor allem gegen Ende des Rennens extrem hart gewesen. Besonders Kräfteraubend war das Fallholz im westlichen Teil des Waldes.

Auch Matthias Kyburz erwähnte das ruppige Gelände im Steilhang. Zu diesem Zeitpunkt war für den Fricktaler das Rennen um den Sieg bereits gelaufen: Olav Lundanes holte ihn bereits beim dritten Posten ein, als Kyburz wie schon beim ersten Posten ein gröberen Fehler unterlief. Beide Male war der Zeitverlust auf einen Richtungswechsel-Fehler zurückzuführen. "Schon am Vorstart hatte ich das Gefühl, die Kompassnadel sei zweimal komisch gesprungen", sagte Kyburz. Er habe sich überlegt, den Reservekompass zu nehmen. "Morgen nehme ich diesen - das sei entschieden", sagte er lachend. Nachdem Lundanes an ihm dran war, versuchte Kyburz erst den Lead zu übernehmen, resignierte dann jedoch und folgte weitgehend dem Norweger. Es sei für ihn ein frustrierender Tag, mit dem er gar nicht zufrieden sei, so Kyburz. Einen exzellenten Start erwischte Florian Howald, der im finnischen Terrain bereits sehr erfahren ist. Ein grober Zeitverlust beim siebten Posten, der an einer Kuppe im grünen war, warf den Oberaargauer zurück. Am Ende resultierte für Howald Rang 15, nachdem er zunächst in Tuchfühlung mit den Podestplätzen gelegen hatte. Auch Jonas Egger zeigte einen soliden Lauf und klassierte sich zeitgleich mit Howald. Ihm unterlief wie auch Simona Aebersold ein grösserer Fehler beim vorletzten Posten. Drittbester Schweizer war in der Endabrechnung Joey Hadorn: Der Berner U23-Kaderathlet lief auf den starken 13. Rang.

Beim morgigen Langdistanz-Jagdstart geht es nochmals ins gleiche Gebiet nahe Vihti. Die Startzeiten morgen werden anhand der Mitteldistanz-Zeiten definiert. Die ersten zehn des Mitteldistanzrennens erhalten wie folgt Bonussekunden: 120-90-60-45-30-25-20-15-10-5 für die Plätze 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10. Die Langdistanz-Wertung ergibt sich aus der Summe der Mitteldistanz- und Langdistanz-Laufzeit abzüglich der Bonussekunden. Im Schweizer Team rätselte man nach der Mitteldistanz, ob es in der Langdistanz Gabelungen gibt oder nicht. (Text: Yann Schlegel)

Resultate: Vihti, Weltcup Mitteldistanz:

Frauen: 1. Tove Alexandersson (SWE) 29.54. 2. Natalia Gemperle (RUS), +1:03. 3. Marika Teini (FIN), +1:59. 4. Karolin Ohlsson (SWE), +2:09. 5. Kamilla Olaussen (NOR), +2:35. 6. Venla Harju (FIN), +2:36. - Die Schweizerinnen: 9. Simona Aebersold, +3:50. 11. Sabine Hauswirth, +4:08. 14. Elena Roos, +4:26. 26. Sofie Bachmann, +5:59. 28. Julia Jakob, +6:02. 30. Lisa Hohler, +6:13. 53. Sarina Jenzer, +9:11. 67. Paula Gross, +11.18. 

Männer: 1. Gustav Bergmann (SWE), 30:20. 2. Federic Tranchand (FRA), +1:03. 3. Olav Lundanes (NOR), +1:31. 4. Magne Daehli (NOR), +1:36. 5. Martin Regborn (SWE), +1:50. 6. Daniel Hubmann (SUI), +2:05. - Die weiteren Schweizer: 11. Matthias Kyburz, +2:52. 13. Joey Hadorn, +3:22. 15. Florian Howald, Jonas Egger beide +4:02. 22. Martin Hubmann, +4:37. 37. Andreas Kyburz, +5:52. 66. Tobia Pezzati, +8:53. 81. Noah Zbinden, +10:54.