Über die Mitteldistanz zeigen die Schweizer Frauen eine starke Teamleistung – obenaus schwingt Katrin Müller. Die Männer können im Berner Jura erstmals nicht mit der Spitze mithalten.

Luftlinie lagen bloss gut 30 Kilometer zwischen dem Laufgebiet der Langdistanz am Donnerstag und der Mitteldistanz vom Samstag. Für die Athlet*innen der WM der Studierenden dürfte es sich wie zwei verschiedene Welten angefühlt haben, warteten doch grundverschiedene Bedingungen auf sie. «Heute sahst du die Felsen erst auf fünf bis zehn Meter Distanz», sagte Katrin Müller. Steile Hänge, dichtbewachsenes Unterholz, feincoupierte Hügel: Das Juragelände in Corcelles oberhalb von Solothurn war technisch überaus fordernd.

Katrin Müller wusste auch diese Aufgabe zu meistern – spätestens seit der Goldmedaille über die Langdistanz ist die Aargauerin kaum noch zu bremsen. Dies, nachdem sie im Sprint am Mittwoch noch knapp die Medaillenränge verpasst hatte. «Ich wusste schon seit anfangs Woche, dass meine Beine gut sind», sagte sie, als sie nach ihrem Lauf in Führung lag und auf die Konkurrentinnen wartete. Nur die Finnin Ida Haapala vermochte die 25-jährige Schweizerin noch abzufangen. Über die Langdistanz war sie gegen Müller noch chancenlos gewesen.

In der Mitteldistanz kam keine der beiden Überfliegerinnen fehlerfrei durch. Die Entscheidung fiel am drittletzten Posten, als Müller leicht zögerte – Haapala rettete drei Sekunden ins Ziel. «In den steilen Hängen hatte ich heute gute Beine, aber bergab OL-Laufen war schwierig für mich, das bin ich mir nicht gewohnt», sagte die frisch gekürte Goldmedaillen-Gewinnerin. Wenig fehlte den Finninnen zum Doppelsieg: Elisa Mattila büsste auf der Schlussschlaufe rund 40 Sekunden auf Müller ein und gewann Bronze. Hinter dem Trio war das Rennen extrem eng und mittendrin waren zwei weitere Schweizerinnen: Sofie Bachmann als vierte und Eliane Deininger auf dem sechsten Rang holten sich ein Diplom.

Schweizer Männer bleiben chancenlos

Die erfolgsverwöhnten Schweizer konnten in Corcelles erstmals an der Heim-WM nicht um die Medaillen mitlaufen. Jonas Soldini zeigte als einziger einen starken Lauf im Juragelände, konnte aber tempomässig nicht mit den allerbesten mithalten. Im diffusen Wald trumpften erwartungsgemäss die Schweden gross auf. Victor Svensk und Simon Imark feierten einen Doppelsieg und lieferten sich ein Fernduell um die Goldmedaille. Svensk behielt letztlich die Überhand, weil dem Teamkollegen kurz vor der Schlussschlaufe bei Posten 14 ein zeitraubender Fehler unterlief. «Es war schwierig, sich an diesen Hängen frisch zu fühlen», sagte Victor Svensk nach seinem Lauf. «Aber in diesem Terrain fühlte ich mich richtig wohl.»

Einzig der Australier Aston Key hätte mit den beiden Schweden mithalten können. Wenn er denn nicht zwei entscheidende Zeitverluste hätte beklagen müssen. Zuerst verlor er den Zeitmess-Badge im Wald und suchte rund 20 Sekunden nach ihm. Dann büsste er auf der Route zum drittletzten Posten nochmal rund eine halbe Minute ein. «Ich kann es nicht mehr ändern – aber ich bin glücklich, es ist auch so mein bestes internationales Ergebnis bisher, sagte Key. Und so war Mathieu Perrin der lachende Dritte: Der Franzose holte sich mit einem weiteren starken Lauf an dieser WM die Bronzemedaille. Drei Sekunden trennten ihn und Aston Key im Ziel.

Die WM der Studierenden endet morgen Sonntag mit der Wald-Staffel in Gondiswil. Noch einmal wartet im Oberaargau ganz anderes Terrain auf die Athlet*innen.

Resultate

Corcelles-Crémines (BE) Universitäts-OL-Weltmeisterschaft. Mitteldistanz. Frauen (3,7 Km, 250 HM, 15 Po.): 1. Ida Haapala (Finnland) 31:09; 2. Katrin Müller (Schweiz, Beinwil am See) 31:12; 3. Elisa Mattila (Finnland) 31:43; 4. Sofie Bachmann (Schweiz, Reigoldswil) 32:44; 5. Florence Hanauer (Frankreich) 32:46; 6. Eliane Deininger (Schweiz, St. Gallen) 32:50.

Männer (4,8 Km / 320 HM / 20 Po.): 1. Viktor Svensk (Schweden) 32:10; 2. Simon Imark (Schweden) 32:25; 3. Mathieu Yves Perrin (Frankreich) 33:14; 4. Aston Key (Australia) 33:17; 5. Topi Syrialäinen (Finnland) 33:43; 6. Jörgen Baklid (Norwegen) 34:01; Ferner: 8. Jonas Soldini (Corpateaux / Schweiz) 34:16; 13. Timo Suter (Rütihof) 35:12; 27. Fabian Aebersold (Brügg) 37:48; 37. Pascal Buchs (Liebefeld) 38:56

Resultate im Detail.

(Text: Yann Schlegel, Fotos: Rolf Gemperle)