Matthias Kyburz kürt sich im Mitteldistanzrennen in Tschechien erneut zum Europameister. Mit der Silbermedaille von Judith Wyder, dem Diplom von Florian Howald und einer geschlossenen Teamleistung der Männer zeigen die Schweizer erneut eine sehr gute Leistung.

2016 eoc middle kyburz matthias
Matthias Kyburz auf dem Weg zum EM-Titel.


2016 eoc middle wyder judith
Judith Wyder holt Silber.


2016 eoc middle howald florian
Florian Howald sichert sein zweites Diplom.


2016 eoc middle gross julia
Julia Gross verpasst die Top Ten knapp.


2016 eoc middle hubmann martin
Martin Hubmann als Achter in den Top Ten.
Für den Auftakt zum Mitteldistanz-Final waren am Freitagnachmittag die Männer verantwortlich. Nach der Qualifikation vom Vortag begaben sich die besten 51 Athleten auf die 5,7 Kilometer lange und mit 210 Höhenmeter Steigung versehene Bahn. Dabei sicherte sich Matthias Kyburz in Cerná Voda den Europameistertitel über die Mitteldistanz – mit einer Siegerzeit von 31 Minuten und 56 Sekunden.

Für den 26-jährigen Fricktaler ist es der zweite EM-Titel innert Wochenfrist. Bereits am vergangenen Sonntag hat Kyburz über die Sprintdistanz die Goldmedaille gewonnen. Der jetzige Sieg über die Mitteldistanz bedeutet für den Aargauer eine grosse Genugtuung, ist es doch seine erste Medaille in einer klassischen Waldisziplin: «Auf diesen Moment habe ich in den letzten Jahren hart hingearbeitet, blieb bisher aber erfolglos», sagte Kyburz, der in seiner Karriere vor allem in der urbanen Sprintdisziplin erfolgreich war.

Der Sieg von Matthias Kyburz war ungefährdet. Ab Mitte des Rennens lag er bei den Zwischenzeiten jeweils in Führung. 34 Sekunden hinter Kyburz sicherte sich am Ende der Schwede Gustav Bergman die Silbermedaille, die Bronzemedaille ging an den Franzosen Lucas Basset, der 51 Sekunden auf den siegreichen Schweizer verlor.

Die Schweizer Männer zeigten im Mitteldistanz-Final insgesamt eine sehr gute Teamleistung. Nach der Bronzemedaille im Sprint war der 24-jährige Florian Howald auch über die Mitteldistanz für das zweitbeste Schweizer Resultat besorgt. Der Oberönzer lief auf den 5. Rang und damit zu einem EM-Diplom – dies nachdem er zwischenzeitlich auf dem zweiten Rang ins Ziel einlief. Howald sprach von einem «geilen Lauf», auch wenn er beim ersten Posten rund 30 Sekunden verloren habe: «Ich war beim richtigen Stein, doch der Posten stand dahinter. Dabei habe ich mir nach der Quali noch gesagt: Pass auf, die Posten sind versteckt.»

Mit Martin Hubmann auf dem 8., Andreas Kyburz auf dem 10. und Baptiste Rollier auf dem 11. Rang kommen insgesamt fünf Athleten auf den ersten elf Positionen aus der Schweiz. Hubmann, Kyburz und Rollier hatten alle kleine Fehler zu verzeichnen, zeigten sich grösstenteils mit ihren Leistungen jedoch zufrieden. Andreas Kyburz und Martin Hubmann liessen sich bei einem Posten von dort anwesenden Volunteers ablenken und liefen nicht konsequent ihre Route weiter: «Dort hat mich der Mut verlassen, um auf meinen Weg zu vertrauen», sagte Andreas Kyburz stellvertretend.

Wyder mit dritter Medaille
Die Frauen hatten im Mitteldistanz-Final von Cerná Voda insgesamt 6,7 Leistungskilometer zu absolvieren und 21 Posten anzulaufen. Dabei sicherte sich Judith Wyder mit der Silbermedaille bereits das dritte Edelmetall in ihrem dritten Rennen an diesen Europameisterschaften. Die Bernerin verlor auf die Siegerin Tove Alexandersson aus Schweden insgesamt 2 Minuten und 13 Sekunden. Bronze ging an die Finnin Marika Teini.
Judith Wyder hatte sich einen Grossteil des Rückstandes bereits zu Beginn des Rennens eingehandelt. Im steinigen Gelände beging sie zum ersten und zum dritten Posten gleich zwei Fehler: «Natürlich habe ich mich im ersten Moment über diese Unsicherheiten genervt, jetzt überwiegt aber die Freude über den Gewinn der Silbermedaille», sagte die 27-Jährige. Auch ohne Fehler hätte sie wohl Mühe gehabt, Alexanderssons Zeit zu schlagen, erklärte Wyder weiter.
2016 eoc middle kyburz andreas
Andreas Kyburz.


2016 eoc middle rollier baptiste
Baptiste Rollier.

2016 eoc middle jenzer sarina
Sarina Jenzer.


2016 eoc middle friederich rahel
Rahel Friederich.


2016 eoc middle ullmann kerstin
Kerstin Ullmann.

Die weiteren Schweizerinnen klassierten sich derweil abseits der Top Ten – die Zürcherin Julia Gross mit dem elften Rang jedoch nur knapp. Im Ziel berichtete die 25-Jährige von einem unruhigen Wettkampf. Sie habe zu Beginn Mühe gehabt ins Rennen zu finden. Dies, weil sich das Gelände äusserst ruppig gestaltete. Steinige Gebiete und Dickichte mit schlechter Sicht hätten das Vorwärtskommen erschwert. Es resultierten kleine Unsicherheiten: «Am Ende zu viel, um ganz nach vorne zu laufen.» Im Schlussteil, der teils auch im halboffenen Gelände stattfand, kam Gross besser ins Rennen. War ihr der Frust unmittelbar nach dem Rennen deutlich anzumerken, gab sie sich mit etwas Distanz gefasst: «Der Abstand zu den besser klassierten Konkurrentinnen – mit Ausnahme von Tove Alexandersson – hält sich in Grenzen, so dass ich eigentlich zufrieden sein kann.»

Knapp eine Minute hinter Gross läuft die gebürtige Baslerin Rahel Friederich auf den 13. Rang. Sarina Jenzer auf dem 27. und Kerstin Ullman auf dem 45. Rang komplettieren schliesslich die Rangliste aus Sicht der Schweizerinnen. Alle drei Athletinnen hatten die gleichen Probleme wie Wyder und Gross auch: Friederich fand «den Anfang sehr schwierig, Jenzer hatte «Mühe den Flow zu finden» und Ullmann berichtete von «Startschwierigkeiten».

Hügelig und steinig
Das Gelände des Mitteldistanz-Finals präsentierte sich topographisch gesehen anders als noch jenes der Qualifikation, wo der Lauf in einem gleichmässig abfallenden Hang stattfand. Der Wald bei Cerná Voda gestaltete sich dagegen hügelig und war stark durchzogen mit kleinen Bächen. Vielerorts war der Waldboden zudem steinig, aber dennoch gut belaufbar. Diese Steinfelder sorgten dann auch dafür, dass eine Vielzahl der Posten sich an Steinen oder kleinen Felsen befand.

Überraschend nicht im A-Final dabei war Daniel Hubmann. Der frischgebackene Europameister über die Langdistanz und Schweizer Teamleader hatte am Donnerstag im Qualifikationsrennen den A-Final verpasst. Hubmann hatte in seinem Quali-Lauf mehrere Fehler zu verzeichnen. Zusätzlich zu seinen Fehlern sei er im Nachhinein wohl auch nicht «genügend aggressiv» gelaufen, um den A-Final sicher zu erreichen.

Neben Daniel Hubmann hatten sich auch Lisa Holer und Andreas Rüedlinger lediglich für den B-Final qualifiziert. Lisa Holer wird im B-Final sehr gute Zweite, hinter Natalia Efimova aus Russland. Andreas Rüedlinger verzichtete auf eine Teilnahme. Er hatte sich gestern in der Qualifikation am Fuss verletzt und ging darum kein Risiko ein. Teamleader Hubmann startete zwar zum B-Final, dies jedoch nur als Training, um sich mit dem Gelände vertraut zu machen. Morgen Samstag findet am gleichen Ort die Staffel statt.

Mit der Goldmedaille von Matthias Kyburz sowie der Silbermedaille von Judith Wyder haben die Schweizer Orientierungsläufer an den Titelkämpfen in Tschechien bereits Medaille Nummer sechs und sieben geholt. Damit haben sie das vor den EM gesteckte Ziel von insgesamt sechs Medaillen bereits vor den abschliessenden Staffelwettkämpfen vom Samstag erreicht.
(Text: Severin Furter; Bilder: Rémy Steinegger/steineggerpix.com)

Resultate
Cerná Voda (CZE). Europameisterschaften. Mitteldistanz.
Männer (5,7 km/ 210 Hm/ 24 Posten): 1. Matthias Kyburz (Möhlin), 31:56 Minuten; 2. Gustav Bergman (SWE), +00:34; 3. Lucas Basset (FRA), +00:51; 4. Oskar Sjöberg (SWE), +01:02; 5. Florian Howald (Oberönz), +01:05; 6. Jan Sedivy (CZE), +01:47; 8. Martin Hubmann (Eschlikon), +0153; 10. Andreas Kyburz (Winterthur), +02:05; 11. Baptiste Rollier (Boudevilliers), +02:13.
Frauen (5,0 km/ 170 Hm/ 21 Posten): Frauen (5,0 km/ 170 Hm/ 21 Posten): 1. Tove Alexandersson (SWE), 32:37 Minuten; 2. Judith Wyder (Zimmerwald), +02:13 Minuten; 3. Marika Teini (FIN), +02:25; 4. Maja Alm (DEN), +02:50; 5. Saila Kinni (FIN), +02:58; 6. Helena Jansson (SWE), 


 
+03:31; 11. Julia Gross (Zürich), +04:11; 13. Rahel Friederich (Winterthur), +05:03; 27. Sarina Jenzer (Bremgarten b. Bern), +06:53; 45. Kerstin Ullmann (Nidau), +11:44.

EOC 2016