Für die besten Schweizer Resultate im Mitteldistanzrennen sorgten Carmen Strub als 15. sowie Gion Schnyder und Andrin Kappenberger als 21. und 22. Christian Spoerry, der Silbermedaillengewinner über die Langdistanz, erwischte einen falschen Posten. Überflieger des Tages waren Mervi Pesu aus Finnland und Andrey Lamov aus Russland.

Das Mitteldistanzrennen forderte den Läuferinnen und Läufern alles ab. Nach einem physisch harten Startteil folgten
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Carmen Strub
ein paar längere Abschnitte auf schnellen Loipen sowie ein kniffliges Routenwahlproblem. Nach der Zuschauerpassage folgte nochmals ein anstrengender Schlussteil mit vielen Scooterspuren und harten Steigungen in einem Gebiet, das bisher noch nicht benutzt worden war. Da die Schneeverhältnisse viele Möglichkeiten zum Schneiden boten, waren die Athletinnen und Athleten auch technisch stark gefordert.

Bei den Frauen kam Mervi Pesu aus Finnland, Silbermedaillengewinnerin im Sprint, am besten mit den schwierigen Bedingungen zurecht, obwohl auch sie zu kämpfen hatte. Pesu gewann mit 54 Sekunden Vorsprung auf die Schwedin Tove Alexandersson und war 1:22 Minuten schneller als Mixed-Staffel-Europameisterin Josefine Engström, die bereits in der Langdistanz Bronze gewann. Bei den Männern war der Russe Andrey Lamov, Bronzemedaillengewinner im Sprint und über die Langdistanz, eine Klasse für sich. Er bezeichnete das
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Véronique Ruppenthal
Rennen als sein Bestes dieser Saison. Sein Rezept: Auf den Scooterspuren das Tempo etwas zurücknehmen, um auf den schnellen Spuren voll pushen zu können. Auch er empfand den Lauf als physisch und psychisch sehr hart. Lamov distanzierte den Schweden Andreas Holmberg um etwas mehr als eine Minute. Bronze ging an den Sprint-Europameister Stanimir Belomazhev (Bulgarien).

Für das beste Schweizer Resultat besorgt war Carmen Strub. «Unterwegs hatte ich das Gefühl, dass meine Leistung nicht so stark sei, im Ziel sah ich dann, dass meine Zeit doch nicht schlecht war, und jetzt habe ich wieder das Gefühl, dass heute etwas mehr dringelegen wäre», resümierte Carmen Strub das Rennen. Mit dem 15. Platz war sie zufrieden. «Klar hätte ich mir im einen oder anderen Renen einen Exploit erhofft, doch der Rang ist O.k.». Veronique Ruppenthal (26.) erwischte die lange Route nicht optimal, war sonst mit dem Rennen aber recht zufrieden. Laura Diener (29.) machte im Startteil einen «administrativen» Fehler, das heisst, sie las zuerst zu einem falschen
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Andrin Kappenberger
Posten, und fühlte sich physisch nicht so gut.

Bei den Männern war einzig Andrin Kappenberger ganz zufrieden mit seinem Rennen, der sein bestes EM-Einzelresultat realisierte. Auch er empfand den Lauf zwar als sehr streng, vor allem den letzten Abschnitt, kam aber gut mit den Bedingungen zurecht. «Auf der langen Routenwahl habe ich die Skier kurz abgezogen, um in einem Abhang von einer Spur auf die andere zu schneiden», erzählte er von den Abenteuern auf der Strecke. Die beiden Schweizer Hoffnungsträger hingegen konnten nicht überzeugen. Der Langdistanz-Silbermedaillengewinner Christian Spoerry erwischte einen Frauenposten und Gion Schnyder (21.) passierte ein Malheur mit einem Sperrgebiet, das gar keines war.

Bereits kurz nach dem am Start erwischte er eine falsche Spur und lief in der Folge durch ein auf der Karte oliv markiertes Gebiet, ohne dies zu merken. Zu Posten 5, als die Bahn zum zweiten Mal an diese Stelle vorbei kam, realisierte er, dass er schon zu Posten 1 das vermeintliche Sperrgebiet durchquert hatte. In der Folge lief er weiter, für
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Sandro Truttmann
ihn war aber klar, dass er sich selbst «anzeigen» würde und dass er disqualifiziert sein würde. Nach einem weiteren Fehler bei Posten 12 wurde er von Christian Spoerry eingeholt (zwei Minuten) und versuchte, wenigstens seinen Kollegen etwas zu pushen. Als Gion Schnyder im Ziel von seinem Vergehen erzählte, erfuhr er, dass gemäss internationalen Regeln im Ski-OL «Oliv-Gebiete» nur im Sprint als Sperrgebiete gelten würden. Gion Schnyder hatte also nichts «unrechtes» getan und blieb auf der Rangliste. Rückblickend gesehen wäre es wohl besser gewesen, wenn der Organisator am Teamleadersmeeting auf die Problematik mit den oliven Gebieten explizit nochmals hingewiesen hätte. Tatsache ist, dass Gion Schnyder unkonzentriert startete. Wenn er den Fehler zum ersten Posten nicht gemacht hätte, hätte sich die Frage «Disqualifikation oder nicht» gar nie gestellt.

Sandro Truttmann (31.) war mit seinem Lauf gar nicht zufrieden: «Ich war mit Kartenlesen stets etwas im Rückstand und erwischte dann auch noch eine schlechte Route.» Sven Aschwanden (37.) hatte einen schlechten Startteil mit zwei Stürzen und einem Routenwahlfehler, danach lief es ihm aber besser. (Text Brigitte Wolf, Fotos Martin Jörg)

Resultate
Männer (9.7 km Länge, 300 m Steigung, 30 Posten)
1. Andrey Lamov (Russland) 37:24
2. Andreas Holmberg (Schweden) 38:24
3. Stanimir Belomazhev (Bulgarien) 38:38
4. Staffan Tunis (Finnland) 38:43
5. Oyvind Watterdal (Norwegen) 39:09
6. Peter Arnesson (Schweden) 39:33
7. Lars Moholdt (Norwegen) 39:38
8. Martin Hammarberg (Schweden) 39:43
9. Erik Rost (Schweden) 40:06
10. Eduard Khrennikov (Russland) 40:11
21. Gion Schnyder (Schweiz) 42:42
22. Andrin Kappenberger (Schweiz) 42:43
31. Sandro Truttmann (Schweiz) 46:57
37. Sven Aschwanden (Schweiz) 38:51
Christian Spoerry falscher Posten

Frauen (8.5 km Länge, 240 m Steigung, 27 Posten)
1. Mervi Pesu (Finnland) 39:51
2. Tove Alexandersson (Schweden) 40:35
3. Josefine Engstrom (Schweden) 41:13
4. Mira Kaskinen (Finnland) 41:28
5. Iuliia Tarasenko (Russland) 41:44
6. Tatyana Oborina (Russland) 41:53
7. Kseniya Tretyakova (Russland) 42:19
8. Milka Reponen (Finnland) 42:25
9. Marjut Turunen (Finnland) 42:40
10. Mariya Kechkina (Russland) 42:43
15. Carmen Strub (Schweiz) 44:55
26. Veronique Ruppenthal (Schweiz) 50:20
29. Laura Diener (Schweiz) 54:20