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Das Podest vom Massenstartrennen: Ruslan Gritsan (2.), Luca Dallavalle (1.) und Simon Brändli (3.) (v. l.)
Im heutigen Massenstartrennen holte Simon Brändli in einer engen Entscheidung im Schlusssprint um die Medaillen die Bronzemedaille. Er ist nach Alain Berger und Beat Oklé erst der dritte Schweizer Einzelmedaillengewinner. Bei den Damen zeigte Ursina Jäggi eine starke Performance und beendete das Rennen auf dem achten Rang.

Die litauischen Organisatoren zeigten sich in guter Laune und stellten ein Massenstartrennen mit fünf Karten- und Massstabswechsel (1:5000 und 1:10`000) mit Gabelungssystem zusammen. Das erforderte von den Mountainbikerinnen und Mountainbiker eine hohe Präsenz und ein aktives Rennverhalten. „Man konnte sich zwar auch an den anderen Fahrern orientieren, aber dennoch musste man bereit sein, rechtzeitig eine eigene Route zu fahren", erklärte der Schweizer Bike-OL Trainer Simon Seger die Ausgangslage von Simon Brändli und dem Schweizer Team.

Simon Brändlis Bronzefahrt

Der Turbenthaler fuhr ein aktives Rennen und wählte auch eigene Routen. Zu Beginn hatte Simon Brändli
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Nach getaner Arbeit: Simon Seger, Simon Brändli und Adrian Jäggi.
dieselben Schlaufen wie Krystof Bogar und führte das Rennen mit ihm an. „Ein kleiner Fehler vor dem Kartenwechsel zur 5'000er Karte führt zu einem grossen Zusammenschluss." Die Gabelungen waren unübersichtlich und als Simon Brändli zusammen mit dem Russen Grigory Medvedev zum Kartenwechsel kam, lagen die beiden wieder in Führung. Nach dem letzten Kartenwechsel kam es zu einem Zusammenschluss von zehn Fahrern und Simon Brändli hielt sich in der Folge mit Führungsarbeit zurück. Die beiden Topfavoriten Lauri Malsross und Krystof Bogar machten zum drittletzten Posten einen Routenwahlfehler und fielen aus der Entscheidung. So blieben sieben Fahrer für das Podest übrig. Beim zweitletzten Posten lag Simon Brändli dank einer guten Mikroroutenwahl an zweiter Stelle. Im Zielspurt unter Fünf Fahrern musste sich Brändli nur noch späteren Sieger Luca Dallavalle (Italien, 01:20:04) und dem Russen Gritsan Ruslan (+0:02) überholen lassen, er schnappte sich aber den dritten Podestplatz (+0:02). Die sieben Bestklassierten rangieren innerhalb von sieben Sekunden, bis zum fünften Rang innerhalb von zwei Sekunden.

Unterschiedliche Gefühlslagen bei den Damen

Maja Rothweiler mochte gar nicht so gross auf den heutigen Tag eingehen: „Der heutige Tag ist einer zum vergessen". Wie es in einem Massenstart halt mal passieren kann, stiess sie mit der Deutschen Anke Danovski bei einer Kehrtwende zusammen. Glücklicherweise konnten beide Fahrerinnen das Rennen fortsetzen, doch Maja Rothweiler verlor den Kontakt an die Spitze und konnte in der Folge nicht mehr um die Topten fahren. „Am Ende nahm ich Tempo raus und verteidigte meinen Platz." So blieb Maja Rothweiler auf dem 19. Rang (+8:14) sitzen.

Besser lief es hingegen Ursina Jäggi. Ihr fehlten nur wenige Sekunden zum Gewinn eines Diploms. Sie profitierte davon, dass sie ein starkes Tram mit der späteren französischen Bronzemedaillengewinnerin Gaelle Barlet und der Finnin Ingrid Stengard erwischte. Der Wechsel auf die 1:5000er Karte gelang ihr gut. Auf der letzten ungegabelten Karten erwischte sie einen schlechten Einstieg. Die Wegfahrrichtung war ihr nicht klar. Dann folgte die erste Zäsur an der Spitze: "Eine falsche Routenwahl im 4er-Tram mit Hana Garde, Gabriele Andrasiuniene, einer Finnin und mir führte dazu, dass sich Ingrid Stengard etwas absetzen konnte. Danach hatte ich physisch extrem zu kämpfen." Die Aargauerin versuchte nochmals anzugreifen, im Schlussaufstieg zum Ziel ging ihr aber „der Saft aus, vielleicht machten sich hier die überflüssigen Höhenmeter von gestern bemerkbar", erklärte die zufriedene Achtplatzierte (+5:09).

Das Rennen gewann die Britin Emily Benham (01:14:41), vor der Russin Shipilova Vinogradova Olga (+1:02) und Gaelle Barlet (+1:34).

Adrian Jäggi zahlt Lehrgeld

Adrian Jäggi war mit dem heutigen Rennen eigentlich zufrieden, wären da nicht die Probleme gewesen. Dreimal flogen ihm die Karten aus dem Kartenhalter. „Die ersten 4 Karten hatten eine blöde Grösse, so dass sie mir dreimal aus dem Kartenhalter flogen, weil ich ihn auf den Seiten offen liess, um die Karten nicht zu

lochen." So verlor der Solothurner immer wieder den Anschluss an die Spitze. Das Gelände in Litauen unterscheidet sich zudem erheblich vom hiesigen Gelände: „Ich komme mit dem Gelände noch nicht zurecht. Es ist schwierig und in der Schweiz kann man das nicht trainieren. Ich hoffe dass mir das Gelände der Langdistanz besser liegt, morgen möchte ich aber sicher auf der Startstrecke der Staffel fehlerfrei und schnell durchkommen."

Das Rennen gewann der Däne Thomas Steinthal (01:17:38), vor den Tschechen Jan Hasek (+0.04) und Martin Kanta (+0:05).

Text: David Hayoz, Fotos: Donatas Lazauskas

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Vor dem Massenstart. Für Simon Brändli stimmte die Windrichtung der Schweizer Flagge.