Nach den bisherigen Resultaten zählte die Schweiz bei der Mixed-Staffel zum erweiterten Kreis der Medaillenanwärter*innen. Die Ausgangslage war vielversprechend, zumal selbst die haushohen Favorit*innen aus Finnland Nerven zeigten und damit die Tür für einen Überraschungscoup offenstand.

Den Auftakt für das Schweizer Team 1 machte Jana Lüscher Alemany. Lüscher rechtfertigte das Vertrauen von Nationaltrainerin Christine Schaffner mit einem beherzten Start, mischte sie doch zu Beginn in der Spitzengruppe mit. Auch Celine Wellenreiter drehte, nach verhaltenem Beginn auf und die beiden Schweizerinnen erschienen bei der Zieldurchfahrt/Kartenwechsel vor der Zielschlaufe an vorderster Front. Im schwierigen Abschlussteil bekundete Lüscher dann ein wenig Probleme und übergab schlussendlich als 9. (Wellenreiter 5.), aber zeitlich immer noch in Schlagdistanz zu den Medaillen. „Ich hatte einen sehr guten Beginn. Kurz nach dem Kartenwechsel ist die ganze Gruppe, mit der ich unterwegs war, in eine Richtung gefahren, von der ich gedacht habe, dass dies nicht meiner Strecke übereinstimmt. Ich hatte hier wohl einen anderen Posten. Danach habe ich bei zwei Posten einen Fehler gemacht, doch es war wohl weniger schlimm als es sich angefühlt hat“, meinte sie. Und in der Tat, ein gutes Resultat lag immer noch in der Luft.

Auf der zweiten Teilstrecke zeigte Noah Rieder zunächst eine starke Leistung und arbeitete sich kontinuierlich nach vorne. Die Hoffnungen auf einen Podestplatz wuchsen. Doch eine unglückliche Routenwahl zu Posten 7 — für die Zuschauer*innen am Livetracking gut nachvollziehbar — kostete wertvolle Zeit und Positionen. In der Folge setzte Rieder alles auf eine Karte, doch das hohe Risiko wurde ihm an Posten 9 endgültig zum Verhängnis. Der Lysser fasste sein Rennen später so zusammen: „Was soll ich sagen? Es ist sehr schwierig: ich habe eigentlich sehr gute Beine gehabt, war sehr motiviert. Aber ich habe zu viele Fehler gemacht. Zwei sehr grosse Fehler! Und damit unsere grossen Hoffnungen in den Sand gesetzt“, meinte er niedergeschlagen. Auf die Frage, wie man so einen Rückschlag verarbeitet erwähnt Rieder auch den Zusammenhalt im Team: „Es ist sicher schwierig am Anfang, da muss man zuerst einmal mit sich selber zurechtkommen, aber Adrian hat mir sehr geholfen und mich aufgerichtet. Unter anderem sind wir beim Rückweg auch eine Jump-Line gefahren, also einen wirklich spassigen Trail. Danach war die Stimmung doch deutlich besser“.  

Der Medaillentraum war damit für die Schweiz ausgeträumt. Adrian Jäggi stand auf der Schlussstrecke auf verlorenem Posten und konnte eigentlich nur noch Schadensbegrenzung betreiben. Doch dies gelang ihm bestens. Er ist wohl heute einen seiner besten Bike-OL überhaupt gefahren. Hier sein unzensierter Kommentar: „Geil, einfach geil, hat richtig Spass gemacht. Trotz meines späten Starts hatte ich immer wieder Gegnerkontakt, konnte mein Ding durchziehen, habe meine Gabelungen sauber angefahren. Vielleicht hatte ich nicht überall die beste Route, ich bin aber sehr zufrieden mit meinem Rennen.“ Er beendete das Rennen für das Team auf Rang 13 (nationenbereinigt Rang 9)

Das zweite Team der Schweiz startete mit Celine Wellenreiter, Malin Röhrl und Ursina Jäggi als reine Frauschaft. Sie schlugen sich allesamt hervorragend und erreichten den beachtlichen 20. Gesamtrang (nationenbereinigt 13.).

Spannender Final ohne Schweizer Beteiligung

An der Spitze entwickelte sich ein dramatisches Duell zwischen Tschechien und Litauen. Dank exzellenter Liveübertragung mit GPS-Livetracking wurde der Sport dabei bestens in Szene gesetzt. Schlussendlich setzte sich der routinierte Krystof Bogar für Tschechien gegen den Nerven zeigenden Litauer Ignas Ambrazas durch und verteidigte so gemeinsam mit Martina Tichovska und Vojtech Ludvik den EM-Titel aus dem Vorjahr.

Die Bronzemedaille holte sich überraschend Schweden. Schlussfahrer Rasmus Nordgren behauptete sich in einem packenden Finish gegen die heranstürmenden Teams aus Frankreich und Finnland. Ein Resultat, welches die Schweiz eigentlich ins Drehbuch geschrieben hätte. Für einmal wäre es wohl angebracht gewesen, die Schweiz mit Schweden zu verwechseln!

Positives Fazit einer gelungenen EM-Woche

Mit dem Europameistertitel der Juniorin Malin Röhrl und mehreren Top-Ten-Platzierungen blickt das Schweizer Team dennoch auf eine erfolgreiche Woche in Litauen zurück. Die Organisatoren überzeugten mit tadellosen Wettkämpfen und spannenden Strecken – beste Werbung für den Bike-OL-Sport.

GPS, Liveresults, Fotos und Karten Mixed-Staffel: https://orienteering.sport/event/european-mtb-orienteering-championships-2025/relay/

Offizielle Webseite des Veranstalters:http://2025.mtbo.lt

(Text: Thomas Bossi, Bilder: Beat Schaffner)