Die Schweizer dominieren die Staffel an den Junior World Orienteering Championships (JWOC) in Tarasp. Sowohl die Junioren als auch die Juniorinnen küren sich mit dem Weltmeistertitel. Insgesamt sichert sich das Swiss O Team an den JWOC zwölf Medaillen.

2016 jwoc staffel swiss men 1
Thomas Curiger, Joey Hadorn und
Riccardo Rancan sichern sich Gold.


2016 jwoc staffel swiss women 1
Ebenso geht Gold an Paula Gross,
Simona Aebersold und Sofie Bachmann.


2016 jwoc staffel swiss men 2
Die Schweizer Junioren ...


2016 jwoc staffel swiss women 2
… und Juniorinnen lassen sich feiern.


 
Es hat gerade 12 Uhr mittags geschlagen, als Joey Hadorn als Schlussläufer beim letzten Posten passiert. Sein Vorsprung auf die Verfolgerteams ist mit über zwei Minuten gross, Hadorn und seine Teamkollegen Thomas Curiger und Riccardo Rancan können sich im Zieleinlauf vor heimischem Publikum feiern lassen. Silber sichern sich die Schweden, Bronze die Finnen.
Den Grundstein für den Sieg der Schweizer Junioren-Staffel wurde durch Thomas Curiger bereits auf der Startstrecke gelegt. Der Zürcher Unterländer startet solide ins Rennen, hat am Anfang die längeren Gabelungsposten, bleibt jedoch an der Spitze dran. Nur wegen eines Sturzes im Zieleinlauf kann Curiger am Ende nicht an erster Stelle einlaufen. Er übergibt praktisch zeitgleich mit den Franzosen.

Riccardo Rancan auf der zweiten Strecke läuft kontrolliert los: «Ich habe mir in den Hangpartien viel Zeit gelassen.» Bei einem Gabelungsposten sei er plötzlich alleine gewesen: «Da wusste ich, dass ich nun Vollgas geben muss», so der Zürcher Oberländer, der mit 46 Sekunden Vorsprung an Schlussläufer Joey Hadorn übergibt.
Der Berner, der diese Woche bereits zwei Junioren-Weltmeistertitel feiern konnte, baut den Vorsprung gar noch aus - auf über zwei Minuten. Er wählt sichere und schnelle Routenwahlen über Wege: «Nach der Zuschauerpassage wurde ich schon etwas nervös», sagt der 19-Jährige. Doch Hadorn behält die Nerven und sichert der Schweiz die sechste Goldmedaille an den diesjährigen JWOC.

Es ist der erste Sieg der Schweizer Juniorenstaffel an einer JWOC seit 2002. Für die glorreichen Drei – Curiger, Rancan, Hadorn – unbeschreiblich: «Es ist einfach ein grosser Traum», sagt Joey Hadorn stellvertretend. Dank des Siegs in der Staffel haben alle Junioren der Schweiz an den JWOC 2016 mindestens eine Auszeichnung gewonnen. Während Curiger und Hadorn je vier Medaillen aus dem Engadin nach Hause nehmen können, haben Tobia Pezzati und Noah Zbinden je ein Diplom in einem Einzelrennen gewonnen. Als Letzter hat sich nun auch Riccardo Rancan nach ansprechenden Leistungen in den Einzelrennen eine Medaille gesichert: «Das ist eine grosse Genugtuung für mich», sagt der 20-Jährige.

Auch das zweite Team der Schweizer Junioren mit Tobia Pezzati, Noah Zbinden und Simon Dubach zeigt in der Staffel eine sehr gute Leistung. Beim zweiten Wechsel passieren sie an zweiter Stelle, am Ende überqueren sie als Vierte die Ziellinie. Für die Staffel-Wertung zählt jedoch nur das bestklassierte Team jeder Nation.

Juniorinnen folgen den Junioren
Knapp eine Stunde nach dem Staffel-Gold der Junioren doppeln die Juniorinnen aus dem Gastgeberland nach. Das Team mit Paula Gross, Sofie Bachmann und Simona Aebersold gewinnt überlegen, beinahe fünf Minuten beträgt der Vorsprung auf die Teams aus Finnland und Norwegen, die sich Silber und Bronze sichern.
Paula Gross kann für Schweiz 1 auf der Startstrecke den Rückstand zur Spitze in Grenzen halten. Besser läuft es zu diesem Zeitpunkt noch Schweiz 2. Das Team mit Valérie Aebischer, Joana Wälti und Hanna Müller kann an erster Stelle übergeben. Der Vorsprung auf das spätere Siegerteam beträgt nach der ersten von drei Teilstrecken 1:50 Minuten.

Der Gold-Kurs von Schweiz 1 beginnt auf dem Mittelabschnitt. Sofie Bachmann führt ihr Team an die Spitze. Bis zur Zuschauerpassage kann sie die Konkurrenz abhängen: «Ich hatte einen sauberen Lauf, kontrollierte mit dem Kompass stets die Richtung und lief entsprechend sicher», sagt die Baselbieterin im Ziel. Aus dem Rückstand bei der ersten Übergabe ist nun ein Vorsprung von 1:15 Minuten geworden.
Es folgt ein Lauf nach Wunsch von Simona Aebersold. Sie hat während der Woche bereits zwei Goldmedaillen gewonnen und demonstriert auf der Schlussstrecke nochmals eindrücklich ihr Können. Physisch stark und technisch fehlerfrei kann sie den Vorsprung ausbauen. Dies auch, weil andere Teams mit Fehlern zu kämpfen haben: «Ich riskierte nichts und nahm mir nach der Zuschauerpassage sogar Zeit, um beim Kartenlesen auch einmal stehen zu bleiben», sagt die 18-Jährige. Und: «Einfach unglaublich», lautet das Fazit zum Gewinn von Staffel-Gold mit ihren Teamkolleginnen.

Das Swiss Orienteering Team hatte die Zusammensetzung der Staffelteams auf unterschiedliche Weise bestimmt. Während die Juniorinnen ihre Teams bereits vor Beginn der JWOC selektioniert hatten, nahmen die Teamchefs bei den Junioren die Selektion nach der Langdistanz vor.

Mit zweimal Staffel-Gold können die Schweizer die Titelkämpfe im eigenen Land mit einer herausragenden Leistung abschliessen. Zwölf Medaillen nehmen die Schweizer aus dem Engadin mit nach Hause. «Ich bin sprachlos», sagt Juniorentrainer Beat Oklé, und Juniorinnnentrainerin Karin Leonhardt fügt an: «Das war eine Woche mit unglaublichen Emotionen.» Sie ziehe den Hut vor den jungen Athletinnen und Athleten, die mit dem enormen Druck umgehen konnten und «Coolness» bewiesen hätten. Die Ursache für die Erfolge liege wohl nicht zuletzt am Teamspirit: «Wir haben viel im Team gearbeitet, Erfolge und Misserfolge ausgewertet, zusammen geweint und gelacht. Das ist enorm wichtig», so Leonhardt.

Mit dem Staffelwettkampf in Tarasp oberhalb Scuol sind die Junioren-Weltmeisterschaften im Orientierungslauf abgeschlossen. Für das Swiss Orienteering Team gehen die Titelkämpfe vor Heimpublikum als die erfolgreichsten aller Zeiten in die Geschichte ein. Mit sieben von acht möglichen Goldmedaillen, fünf weiteren Einzel-Medaillen sowie fünf zusätzliche Einzel-Diplomen führen die Schweiz den Medaillenspiegel unangefochten an.
(Text: Severin Furter; Bilder: Rémy Steinegger/steineggerpix.com)

RESULTATE
Tarasp (SUI). Junioren-WM im Orientierungslauf. Staffel.
Junioren: 1. Schweiz (Thomas Curiger, Riccardo Rancan, Joey Hadorn) 1:44:26 Minuten; 2. Schweden (Anton Forsberg, Simon Hector, Isac von Krusenstierna), +02:28 Minuten; 3. Finnland (Topias Ahola, Anton Kuukka, Olli Ojanaho), +03:41; 4. Frankreich (Quentin Rauturier, Mathieu Perrin, Arnaud Perrin), +04:59; 5. Norwegen (Oskar Stormer, Vegard Jarvis Westergard, Audun Heimdal), +05:11; 5. Tschechien (Vojtech Sykora, Matous Furst, Vojtech Kettner), +05:22.
Juniorinnen: 1. Schweiz (Paula Gross, Sofie Bachmann, Simona Aebersold), 1:39:01 Minuten; 2. Finnland (Leenukka Hanhijarvi, Enni Jalava, Anna Haataja), +04:53 Minuten; 3. Norwegen (Ingrid Lundanes, Anine Lome, Ingeborg Eide), +05:07; 4. Schweden (Elin Carlsson, Tilda Johansson, Johanna Oberg), +06:59; 5. Grossbritannien (Megan Carter Davies, Julie Emmerson, Sarah Jones), +06:59; 6. Ungarn (Virag Weiler, Luca Szuromi, Csenge Viniczai), +08:10.

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