Auch leichter Regen hinderte Gion Schnyder nicht daran, das beste WM-Resultat von Lukas Stoffel zu übertrumpfen. Über die Mitteldisanz mit Massenstart gelang Schnyder eine ausserordentliche Leistung, die mit Bronze belohnt wurde! Geschlagen nur durch den Sieger Erik Rost (SWE) und Audun Heimdal (NOR). Ebenfalls der Sprung aufs Podest gelang Delia Giezendanner (W17): Silber war der verdiente Lohn eines beherzten Laufes. 5. wurde Gian Andri Müller bei den M17, 6. Corsin Boos bei den M20.
Gion Schnyder machte es spannend, sehr spannend, ausserordentlich spannend! Nach den drei Schlaufen, welche auf einem Plateau des Vallsberget oberhalb des Lindbäcksstadion gelaufen wurde, lagen vier Athleten in Front, darunter Schnyder. Auf der Abfahrt über das feine Scooternetz durch den lichten Wald hinunter ins Stadion unterlief dem führenden Quartett jedoch noch einen Fehler, welcher kurz vor der Einfahrt ins Stadion zu einem Zusammenschluss von sieben Athleten führte. Schnyder konnte in diesem Tram hinter dem Russen Lamov fast immer den zweiten Platz behaupten und stempelte so auch den letzten Posten als Zweiter hinter Erik Rost (SWE). Rost konnte trotz einem verlorenen Ski auf der Abfahrt wieder die Führung übernehmen, nachdem er diesen wieder an seinem Fuss befestigt hatte. Hinter Schnyder machte jedoch der Norweger Audun Heimdal mächtig Dampf und konnte dank Turboskis an den Füssen, den Schweizer kurz vor dem Ziel noch überspurten. ,,Dies ist wohl der schönste Ski-OL Tag in meinem Leben,'' strahlte ein überglücklicher Gion Schnyder nach dem Zieleinlauf. ,,Diesen Erfolg musste ich mir über die ganze Saison so sehr erleiden. Noch am Donnerstag und Freitag hatte ich Halsweh und erst in der Nacht auf heute, konnte ich mich wirklich gut erholen! Es war ein so schöner Ski-OL mit vielen kleine, feinen Scooterspuren im oberen Teil. Ich traf die richtigen Entscheidungen, war jedoch viel alleine unterwegs und erst im zweiten Teil der dritten Schlaufe lief ich mit Erik Rost (SWE), Andrey Lamov (RUS) und Linus Rapp (SWE) zusammen. Die Schussfahrt hinunter Richtung Ziel über die schmalen Scooterspuren mit vielen links-rechts-Entscheidungen liefen wir zusammen. Da wusste, heute könnte was drin liegen!'' Dass was drin lag, wissen wir jetzt und so gewann Gion Schnyder als erster Schweizer eine WM-Einzel-Medaille im Ski-OL und konnte den 7. Rang von Lukas Stoffel als bisher bestes Resultat ablösen. Nun hängen die Trauben in Zukunft noch höher.
Lukas Deininger lag nach der ersten Schlaufe zu seiner eigenen Überraschung sehr gut im Rennen. Erschrocken über die gute Platzierung, schlichen sich jedoch immer mehr kleinere und grössere Fehler ein, er verlor den Anschluss und lief in der Folge praktisch den ganzen Wettkampf alleine. ,,Enttäuschend, aber lehrreich,'' kommentierte Deininger seinen 28. Platz über die heutige Mitteldistanz.
Strahlender Sonnenschein bei Delia Giezendanner: Die Churerin spielte in der Mitteldistanz ihre langläuferischen Qualitäten gepaart mit einer sicheren Kartentechnik aus und da war Silber der verdiente Lohn. ,,Nachdem ich auf den zwei Schlaufen durch den lichten Föhrenwald mehr oder minder alleine unterwegs war, fand ich mich auf der Abfahrt ins Stadion in einem rechten Gedrängel wieder,'' sprudelte es nach dem Zieleinlauf aus ihr heraus. ,,Am viertletzen Posten versuchten die Athletinnen vor mir aus der Skipiste heraus, auf eine schmale Scooterspur zu wechseln. Die Vorderste stürzte und die nachfolgenden Läuferinnen fielen auf sie drauf! Da nahm ich die Spur nebenan und konnte den Podestplatz trotz Schrecksekunde wegen einer vermeintlichen Fehlroute zum letzten Posten sichern. Wie war ich im Ziel erleichtert!'' Alina Niggli freute sich ,,mega für Delia'', lief ihr Rennen immer im Kontakt mit anderen Läuferinnen und konnte nur hoffen, dass sie weiter vorne Fehler machen würden. ,,Was aber leider nicht geschah,'' meinte Niggli mit leichtem Bedauern und freute sich aber als Sechste über ihren Diplomrang. Elin Neuenschwander kämpfte wiederum mit dem ungewohnten schwedischen Gelände und musste sich mit dem 28. Rang begnügen.
In der Jugend-Kategorie der Männer fand Gian Andri Müller endlich seinen Rhythmus. ,,In diesem Wettkampf überlas ich nur beinahe einen Posten, was mich rund 40 Sekunden kostete, ansonsten folgte ich meinen Konkurrenten kontrolliert,'' zeigte sich Müller erleichtert. Rang 5 und ein Diplom war für ihn wie ein Sieg nach den verunglückten Läufe über die Lang- und Sprintdistanz. Seinem Bruder Corsin Müller gelang die erste Schlaufe im feinen Scooternetz nicht wunschgemäss und mit rund 10 Minuten Rückstand beim erstem Wechsel war für ihn der Wettkampf bereits gelaufen. Kontrolliert und ruhig lief er zu Ende: Rang 27. Leider erging es seinem Teamkameraden Jan Lauenstein noch schlechter: Ein Postenfehler bedeutete das schnelle Aus und das Zerplatzen seines Traums auf eine gute Klassierung.
Bei den Junioren trumpfte nicht der Geheimfavorit Nicola Müller, sondern der auch bis anhin mit zwei Topten-Platzierungen überaus erfolgreiche Corsin Boos, gross auf. Hinter dem überlegenen Sieger Jörgen Baklid (NOR) lieferten sich rund 9 Athleten einen harten Kampf um die verbleibenden Medaillen. ,,Nach einem völlig verkorksten Start mit einem Sturz rollte ich das Feld von hinten auf,'' beschrieb Boos seine gemischte Gefülslage im Ziel, ,,völlig alleine war ich unterwegs, was offensichtlich aber kein Nachteil war.'' Drittplatziert nach der ersten Schlaufe, verlor er etwas Zeit auf der zweiten und lief dann in der grossen Verfolgergruppe in die Abfahrt zurück ins Stadion. ,,Als ich den grossen Favorit Baklid weit vor mir sah, erahnte ich, dass die Klassierung gut sein musste.'' In der Auseinandersetzung mit dem Russen Sazikyn um den letzten Diplomrang konnte er das bessere Ende für sich behalten, auf Bronze fehlten schliesslich nur 18 Sekunden. ,,Wenn die zweite Schlaufe noch etwas besser gelungen wäre...,'' zog Boos eine durchaus positive Bilanz seines heutigen Wirkens. Mitfavorit Nicola Müller klassierte sich auf Rang 12. Die beiden Berner Oberländer Severin Müller und Andri Jordi kamen nicht auf Touren: Rang 28 und 31 im technischen Rennen.
Lea Widmer (12.) und Eliane Deininger (18.) schauten im Ziel ziemlich ratlos drein. ,,Ich bin mir keiner Fehler bewusst,'' sinnierte Deininger, ,,wo ich Zeit verlor, ist für mich nicht erklärbar.'' In die gleiche Kerbe hieb Lea Widmer, die sich auch keiner groben Schnitzer gewahr werden konnte und nun auf eine gute Staffel zum Abschluss dieser Junioren-WM hofft. Natalja Niggli lief als 25. ein solides Rennen und fand sich jedoch in der den Wettkampf abschliessenden Abfahrt ins Stadion auf verlorenem Posten: ,,Dies war zum Schluss einfach zu viel Langlauf für meinen Geschmack.'' Einen rabenschwarzen Tag zog Flurina Müller ein. Beinahe eine halbe Stunde Rückstand auf die Führende war das Resultat einer groben Suchaktion in der Anfahrt zu Posten 1.
(Text: Martin Gygax Bilder: Christian Aebersold/Martin Gygax)