Die Aufgabe dieses Jahr war das Legen von fiktiven DE-Mitteldistanzbahnen für die WM in der Schweiz. Dazu wurden folgende Rahmenbedingungen vorgegeben:

  1. Es gelten die Richtzeiten nach IOF für die Mitteldistanz (25’ für die Qualifikation und 30-35’ für den Final)
  2. Für die Qualifikation ist nur 1 Bahn zu legen (nicht wie üblich Bahnen für 3 Qualifikationsfelder)
  3. Der Start soll für beide Bahnen unterschiedlich sein. Mögliche Wege zu den Starts dürfen nicht durch das benutzte Laufgelände führen und sollen ebenfalls eingezeichnet werden.
  4. Für beide Bahnen ist das gleiche Ziel und der gleiche letzte Posten zu verwenden. Bei der Zielanlage ist darauf zu achten, dass sie zuschauerfreundlich ist.
  5. Die Bahn der Qualifikation und die Bahn des Finals sollen möglichst verschiedene Laufkonzepte aufweisen (keine gleichen oder ähnlichen Teilstrecken).
  6. Die Karte darf bis zum Rand ausgenutzt, nicht aber abgeändert oder neu skaliert werden.
  7. Die Streckendaten wie Distanz und Steigung sind auf der Karte zu vermerken.
  8. Es ist eine vollständige Postenbeschreibung zu erstellen.

Zielsetzung einer (Mitteldistanz)-OL-Bahn

Wir erlauben uns zuerst aus den Regeln des Internationalen OL-Verbandes zu zitieren:

16.2 The standard of the courses must be worthy of an international orienteering event. The navigational skill, concentration and running ability of the competitors must be tested. All courses must call upon a range of different orienteering techniques. (aus IOF Rules 2022 v1.15)

2.3.1 Unique character
Every sport has its own character. The unique character of orienteering is to find and follow the best route through unknown terrain against the clock. This demands orienteering skills: accurate map reading, route choice evaluation, compass handling, concentration under stress, quick decision making, running in natural terrain, etc. (aus IOF Rules 2022 v1.15; Appendix 2: Principles for course planning)

Der OL über die Mitteldistanzbahn zeichnet sich primär durch den Faktor Technik aus. Die Läuferin soll zu exaktem Kartenlesen und zu häufigem Kontrollieren der Laufrichtung gezwungen sein. Die Bahn sollte dennoch viel Abwechslung enthalten und auch Routenwahlen beinhalten. Wobei eher kleinräumige Routenwahlaufgaben und keine längeren Abschnitte mit Routen auf einfachen Leitlinien vorkommen.

Herausforderungen des diesjährigen Wettbewerbs

Das fein strukturierte Gelände provozierte bei vielen Bahnlegern viele Posten zu setzen. Dies ergibt dann nur noch einen Vielposten-OL, aber keine abwechslungsreiche Mitteldistanzbahn. Zusätzlich liegt dabei leider oft der Fokus auf dem Postenstandort statt auf der Teilstrecke. Ziel des Bahnlegers muss es sein, die Läuferinnen auf der Teilstrecke zu fordern. ⇒ eine gute Bahn stellt die Aufgabe auf den Teilstrecken und nicht an den Posten.

BLW2023 Beispielkarte
Bild 1: Schlechtes Beispiel

Auch in Bezug des Schutzes von Natur und Tieren hat der Bahnleger eine Verantwortung und muss dies in seiner Arbeit einfliessen lassen. So sind zum Beispiel vorgegebene Sperrgebiete zu berücksichtigen und am besten möglichen Problemen aus dem Weg zu gehen, in dem die Sperrgebiete nicht als «Hindernisse» für Routenwahlen benutzt werden (siehe Bild 1). Ansonsten sind die Sperrgebiete mindestens mit Bändern abzusperren und das Einhalten der Sperrgebiete ist durch Helfende vor Ort zu überwachen.

 

Die Pflichtstrecke von der Kartenabgabe zum Startpunkt ist auf der Karte und der Postenbeschreibung darzustellen. Ebenfalls ist darauf zu achten, den Zieleinlauf als Pflichtstrecke zu markieren.

Ebenfalls gehören zum Bahnlegen eine korrekte und vollständige Postenbeschreibungen und das korrekte Zählen der Steigung.

Tipps an die Bahnleger*innen

Es hilft in der Bahnlegung, wenn die Bahnen auch mal im entsprechenden Massstab der Läuferinnen ausgedruckt und selbstkritisch betrachtet werden. Oft werden leider die Bahnen (meist vergrössert) nur am Computer gelegt.

Trotz den Vorgaben bezüglich des Lkm-Schnittes waren erstaunlich viele Bahnen zu lang.

Weiter stellten wir fest, dass bei einigen Bahnleger*innen die Qualifikationsbahn besser als die Finalbahn war. Könnte das damit zusammenhängen, dass zuerst die Bahn des Qualifikationslaufs gelegt wurde, ohne vorher ein Gesamtkonzept zu erstellen?

Um möglichst interessante Bahnen zu legen, galt es zuerst einmal die geeigneten Geländekammern zu erkennen. Anschliessend kann darauf aufbauend ein Laufkonzept erstellt werden, um diese Gebiete sinnvoll zu verbinden. Dies erforderte oft auch den Mut spannende Geländekammern wegzulassen. Die Trennung der Bahnanlagen von Quali und Final wurden in den meisten Fällen sehr gut beachtet. Bei einigen Bahnen stellten wir fest, dass der Startteil technisch sehr anspruchsvoll gelegt wurde, dann aber die Bahnen immer etwas einfacher wurden. Versucht bis zum letzten Posten anspruchsvolle Teilstrecken zu legen.

Vermeidet gerade in einer Mitteldistanzbahn gestreckte Teilstrecken (mehrere Posten hintereinander auf einer Linie aufgereiht). Dies führt höchstens dazu, dass eine Läuferin einen Posten auslässt, ohne dass die technischen Anforderungen der Bahn steigen

Bewertung

Die drei Jury-Mitglieder Kurt Schmid, Regula Müller und Töby Imhof durften die eingereichten Bahnvorschläge von 49 Teilnehmenden bewerten. Erfreulich war auch mit 8 Teilnehmenden die Beteiligung in der Kategorie Nachwuchs.

Die Jury-Mitglieder beurteilten zuerst unabhängig voneinander die Bahnvorschläge unter anderem nach folgenden Gesichtspunkten:

  • Rahmenbedingungen: wurden die Vorgaben eingehalten?
  • Gesamteindruck: liegen spannende Bahnen vor? Weisen die Bahnen Mitteldistanzcharakter auf? Wurde das Gelände optimal ausgenutzt?
  • Abwechslung: weisen die Teilstrecken Variationen in Bezug auf Teilstreckenlänge, Richtungswechsel und Orientierungstechnik auf?
  • Routenwahlen: hat es Teilstrecken mit (Mitteldistanz-)Routenwahlen?
  • Physische Anforderung: Entsprechen die Bahnlängen der gestellten Aufgabe?
  • Niveaugerecht: entsprechen die Bahnen der geforderten orientierungstechnischen Anforderungsstufe?

Gemeinsam wurden die Bahnen danach nochmals diskutiert, bewertet und eine Rangliste erstellt. Zu lange Bahnen erfüllen eine wichtige Rahmenbedingung nicht. Da es einfacher ist eine spannende Bahn zu legen, wenn sie länger ist, mussten wir qualitativ spannende Bahnen rangmässig nach hinten setzen.

Die Siegerbahnen

Am meisten überzeugt haben die Bahnen von Res Dubach. Die Bahnen sind abwechslungsreich und weisen klar den Charakter einer Mitteldistanz auf. In der sehr kritischen Beurteilung der Jury wurde bemängelt, dass die Bahnen noch etwas mehr Routenwahlaufgaben haben dürften. Die Siegerbahnen können hier angeschaut werden: pdfSiegerbahn 2023

Der beste Nachwuchsbahnleger ist Lars Niggli. Er war bereits im letzten Jahr mit auf dem Podest.

Die Rangliste

Gesamtwertung (Top 10)

  • Res Dubach (ol norska), Konolfingen
  • Matthias Niggli (ol norska), Münsingen
  • Michael Eglin (bussola ok), Burgdorf
  • Silvan Ullmann (ol.biel.seeland), Nidau
  • Joël Schmutz (OL Regio Burgdorf), Burgdorf
  • Bruno Steinegger, Bassersdorf
  • Jürg Bosshard (OLG Pfäffikon), Pfäffikon ZH
  • Darrel High (CARE Vevey, CA Rosé), Les Paccots
  • Thomas Bührer (CA Rosé), Villars-sur-Glâne
  • Matthias Moser (OLG Rymenzburg), Frick

Nachwuchs (Top 3)

  • Lars Niggli (ol norska), Münsingen
  • Elia Gartmann (OLG Chur), Chur
  • Noé Zahnd (OLG Thun), Uetendorf

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